Trauer um Prenzlauer
Den 29. Dezember hätte er gern noch erlebt
Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Claudia Marsal
Jürgen Stier hat „seine“ Sabinenkirche über alles geliebt. Kein Wunder, schließlich wirkte der Prenzlauer hier jahrzehntelang als Kantor. Und als Katechet war der Familienvater für die Christenlehre verantwortlich. Doch nicht nur das. Zweimal stand der zu Wochenbeginn mit 84 Jahren verstorbene Prenzlauer hier auch schon an einem Sarg ‐ um von seinem Sohn und von seiner Schwiegermutter Abschied zu nehmen. Der Kreisstädter wusste daher genau, wie schlecht es um das Gotteshaus am Uckersee bestellt war. Der viele Jahre als Chorleiter aktive Senior hatte deshalb 2013 einen Förderverein gegründet, um Spenden zu akquirieren.
Teure Sanierung
Über 300 000 Euro waren einst als Kosten für die Kirchturmsanierung veranschlagt worden ‐ Geld, das noch lange nicht beisammen ist. Aber ein großer Teil kam über die Jahre zusammen, auch dank des nun in hohem Alter Verstorbenen, der nicht müde wurde, Spenden zu akquirieren und neue Mitglieder zu werben. Mehrere zehntausend Euro konnten so schon in das Gotteshaus investiert werden. „Wir haben ihm so viel zu verdanken in dieser Stadt, in der er seit 1969 gewirkt hat“, sagt Klaus Winsel vom Förderverein, der ihn seit langem kannte.
Die Nachricht vom Ableben des überall geschätzten Mannes machte dementsprechend schnell die Runde. Er war einer der ersten, der die traurige Information bekam. Der Kreisstädter ist sicher, dass viele Menschen um Jürgen Stier trauern werden, allen voran natürlich seine Familie. Er beschrieb den Kantor i.R. als einen stets hilfsbereiten, zuversichtlichen Mann, „der uns das Christsein vorgelebt hat.“
Niemals ungeduldig
Nie sei Jürgen Stier ungeduldig oder böse geworden, egal wie aussichtslos eine Situation auch erschien. Trotz seines Alters habe er noch oft und gern gesungen, „beispielsweise bei meinem 80. Geburtstag.“ Bis zuletzt habe er auch Fahrten mit den Senioren aus der Umgebung angetreten. „Sein Tod reißt eine Lücke, egal wohin man schaut.“ Eins seiner letzten Projekte war die Organisation eines Konzertes mit Friederike Kuhnt gewesen, die am 29. Dezember in die Sabinenkirche kommt, um Keltische Harfe zu spielen. Auch dieser Auftritt sollte wieder Geld in die Vereinskasse spielen. „Schade, dass er das nicht mehr miterleben darf."