„A20” wird verkauft
Disko-Aus in Prenzlau scheint besiegelt
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
Das Aus der „A 20“, der beliebten und seit Jahren einzigen Diskothek von Prenzlau, sorgte zum ersten Mal im Mai 2014 für Aufregung. Ein Wochenende ohne den Besuch der Stammlocation – das war für viele junge Leute kaum vorstellbar. Doch Besitzer Joachim Teufel machte die Schotten damals aus nachvollziehbaren Gründen dicht. Aufgrund der demografischen Entwicklung war der Betreiber lange an der Unwirtschaftlichkeit vorbeigeschrammt, wie er im Gespräch mit dem Uckermark Kurier seinerzeit sagte. Immer weniger Gäste hätten immer weniger Umsatz gebracht. Er musste sich daher seinerzeit dringend etwas Neues einfallen lassen. Joachim Teufel gab das Objekt aber nicht verloren, sondern ließ es aufwendig zum „Eventcenter“ umbauen, in dem sich Firmen, Vereine und Privatleute einmieten konnten. Bis zu 800 Menschen fanden hier bei Tanzveranstaltungen Platz.
Gefragte Adresse
„So eine Location findet man in Prenzlau nicht so schnell“, war der Inhaber damals überzeugt. Und er sollte Recht behalten. Seit sechs Jahren fanden hier wieder regelmäßig Veranstaltungen statt. Das Haus an der Brüssower Allee wurde zu einer gefragten Adresse für Tagungen, Konzerte, Schulabschlusspartys, Hochzeiten und Firmenjubiläen. Teufel war lange zuversichtlich, dass sich die hohen Investitionskosten irgendwann amortisieren würden. Mehrere Tausend Euro waren allein in neuen Fußbodenbelag geflossen. Die Tanzfläche, die früher zwei Treppen in die Tiefe ging, hatte er aufbetonieren lassen, um sie ebenerdig und behindertengerecht zu gestalten. Das kam gut an.
Immobilie zum Verkauf
Womit der Unternehmer nicht rechnen konnte, war die Coronakrise. Das Veranstaltungsverbot riss dem Geschäftsmann endgültig die Beine weg auf diesem Betätigungsfeld. Dass er seit März 2020 – abgesehen von einem Freiluftevent – nicht mehr in dem Objekt arbeiten durfte, bewog ihn nun zum Verkauf der Immobilie. Auf Nachfrage ließ Joachim Teufel wissen, dass die Verhandlungen bereits weit gediehen seien und er zeitnah mit der Unterschriftsreife des Vertrages rechne. Sicher tue es ihm leid, dass die Disco-Ära damit endgültig vorbei sei, räumte er ein: „Ich bin wirklich traurig, weil dann ein Lebensabschnitt zu Ende geht und damit eine Sache, die ich immer gern gemacht habe.” Aber die letzten Monate hätten dort bei geschlossenem Haus weiter enorme Fixkosten beschert: „Ich bin jetzt Ü 60. Ich musste eine Entscheidung treffen, weil kein Ende der Zwangspause absehbar ist. Unsere Branche wird die letzte sein, die wieder arbeiten darf. Und wenn, dann sicher nicht mehr mit hunderten Gästen. Das ist politisch nicht gewollt.”
Suche nach Alternative
Joachim Teufel ist natürlich bewusst, dass die Jugend in diesem Fall im Umkreis von hundert Kilometern keine vergleichbare Location mehr hat. Das weiß auch Bürgermeister Hendrik Sommer (parteilos), der von den Verhandlungen bereits Kenntnis wusste und versprach, nach Alternativen für die Jugend zu suchen: „Sollte es zum Verkauf kommen, sind wir natürlich an einer 'Diskoalternative' interessiert.”
Joachim Teufel könnte sich vorstellen, dass der alte Aldi umfunktionierbar wäre: „Aber das ist nur so eine Idee. Die Arena lag ja richtig weit draußen, deshalb fühlten sich Anwohner nie gestört. Das war ein echter Pluspunkt.” An wen das Objekt gehen soll, hat sich inzwischen auch schon herumgesprochen. Ein großes Unternehmen will hier ein Projekt mit erneuerbaren Energien umsetzen. Genaueres war auf Anfrage allerdings noch nicht er erfahren. Die Antwort mit den genauen Plänen der in der Uckermark ansässigen Firma steht noch aus.