Förderverein aufgelöst
Dorfkirche mit Leben erfüllt
Boitzenburg / Lesedauer: 4 min

Monika Strehlow
Georg Dietloff von Arnim-Boitzenburg (1679 ‐ 1753) hätte seine Freude daran, wie das Gotteshaus am Familienstammsitz allen Widrigkeiten zum Trotz seit Jahrhunderten von der Anhöhe ins Land schaut. Schließlich war er es, der es verstanden hatte, die Boitzenburger Besitzungen des weit verzweigten Landadelsgeschlechts wieder in eine Hand zu konzentrieren. Dank seines Wirkens sind viele durch den Dreißigjährigen Krieg verursachten Schäden beseitigt und ist das marode Schloss zum standesgemäßen Herrschaftssitz umgebaut worden.
Die Gebeine des preußischen Staatsmannes, der zwei Königen gedient hatte, ruhen in der Gruft der Kirche. Die imposante Statue Georg Dietloffs mit der marmornen Grabtafel hatte dessen Sohn Abraham Wilhelm von Arnim beim Berliner Bildhauer Johann Georg Glume in Auftrag gegeben. So berichtet es Pfarrer Martin Zobel in dem kleinen Kirchenführer „St. Marien auf dem Berge“ zu Boitzenburg, den er mit seiner Frau Silvia Grimmecke, Vorsitzende des Fördervereins der Boitzenburger Kirche, zum 750. Jahrestag des Ortes vor zwei Jahren geschrieben hatte. Besucher greifen gern auf das Heftchen mit den profunden Informationen zurück.
Prunkvolle Schätze
Viele staunen über das geräumige Kirchenschiff, die verglaste Winterkirche und die Buchholz-Orgel auf der Empore. Auch die Innenausstattung mit dem prunkvollen, auf korinthischen Säulen ruhenden Altar und den lebensgroßen Evangelistenfiguren oder mit der reich verzierten, spätbarocken Kanzel zeugen vom Lebensstil der Patronatsfamilie.

Kaum zu glauben, dass noch vor drei Jahrzehnten davon nicht mehr viel zu sehen war. Über Jahre vernachlässigt, zeigten sich in den 1990er Jahren massive Schäden am Kirchturm, war das Dach marode, blätterte die Fassade. „Auch innen sah alles grau aus, nagte der Zahn der Zeit“, erinnert sich Silvia Grimmecke. Sie war in dem Gotteshaus getauft worden und hatte dort geheiratet. Darum war es ihr so wie vielen anderen Boitzenburgern eine Herzenssache, den Verfall zu stoppen.

Unterstützung durch Grafenfamilie

Rund zwei Millionen Euro flossen über mehrere Bauabschnitte nicht nur in die bauliche Instandsetzung, sondern auch in die Restaurierung der Innenausstattung. Heute steht der Kirchturm stabil, und die Uhr funktioniert wieder.

Dach ist dicht
Das Dach ist dicht, der Fußboden wurde erneuert. Am Altar die vier Evangelisten sowie der Moses und Johannes der Täufer sind fast wie neu. Die Wappenfenster funkeln, wenn die Sonne durchscheint. Zudem gelang es dem Förderverein, dem Zusammenleben im Dorf neuen Anstoß zu geben. Unvergessen sind die vielen Feste zu den Jahresfeiern; es gab Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen und Ausstellungen bis hin zur Hubertusmesse. Je mehr die Kirche verjüngt wurde, umso stärker wurde sie zum Ausflugsziel. Besonders, seit sie sich als „Offene Kirche“ allen öffnete, kamen Besucher auch von weit her ‐ und füllten den Spendenbeutel.

Und trotzdem ließ die Vereinskraft nach. Junge Leute waren kaum noch als Mitstreiter zu gewinnen. Die Mitglieder wurden immer älter und weniger an der Zahl. Schließlich hat die Mitgliederversammlung am 24. Oktober beschlossen, den Förderverein aufzulösen. Sicher, eine schmerzhafte Erfahrung für Silvia Grimmecke und Pfarrer Martin Zobel. „Doch der Verein hat seine Aufgabe erfüllt. Wir werden weiter unterstützen, was noch zu tun bleibt“, versichern sie.
Gruft wird trockengelegt
Aktuell zum Beispiel wird die Gruft trockengelegt und saniert, damit die Gebeine von rund 30 Mitgliedern der Familie von Arnim hier auch künftig in Frieden ruhen können. Und auch die Buchholz-Orgel von 1849 wartet auf ihre Restaurierung. Doch wer mit historischen Bauten vertraut ist, weiß, dass sich immer neue Aufgaben auftun. „Ist man hinten fertig, fängt man vorne wieder an“, sagt Silvia Grimmecke lächelnd.