Ehrenbürgerin Angela Merkel fährt das erste Mal Bus in Templin
Templin / Lesedauer: 3 min

Sigrid Werner
Die Ehrenbürgerin von Templin und Kanzlerin a.D. Angela Merkel ist am Freitag das erste Mal in ihrem Leben Stadtbus gefahren. Anlass war die gemeinsame Jubiläumsfeier der Stadt Templin und der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft (UVG) zu „25 Jahren Fahrscheinfreier Stadtverkehr”.
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Als Angela Merkel in ihrer Heimatstadt Templin zur Schule ging, gab es noch keinen Stadtbusverkehr in der Kleinstadt, in der zwischen dem einem und anderen Ende rund fünf Kilometer zu bewältigen sind. Erst 1992 hatten Stadt und UVG begonnen, eine Stadtbuslinie aufzubauen. Der Erfolg hielt sich aber in Grenzen, die Auslastung war mit 40.000 Fahrgästen so gering, dass überlegt wurde, den Stadtverkehr wieder einzudampfen.
Gemeinsam mit dem Landkreis und der UVG suchten die Templiner mutig nach einer Lösung und haben damit bis heute ein Alleinstellungsmerkmal. Im Dezember 1997 erfolgte der Probelauf für den fahrscheinfreien Stadtverkehr, seit 1998 verkehrt er im Regelbetrieb, seit 2020 sogar bis in die Ortsteile. Finanziert wurde und wird der fahrscheinfreie Stadtverkehr gemeinsam vom Aufgabenträger des Landkreises, aus Kurbeitragseinnahmen und aus Zuschüssen der Stadt Templin. Die Templiner konnten anfangs sogar kostenlos fahren. Ab 2007 beteiligen sich auch sie mit einem konstant preiswerten Obolus von 44 Euro im Jahr über den Erwerb der Jahreskurkarte, heute die Templiner Bürgerkarte.
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Schon im Jahr der Einführung hatten sich die Fahrgastzahlen verachtfacht und damit das angepeilte Ziel von 100.000 Fahrgästen deutlich überschritten. Im zweiten Jahr nutzten schon zehnmal mehr Fahrgäste den Stadtbus und ließen ihr Auto dafür stehen. Heute sind regelmäßig mehr als 200.000 Fahrgäste auf der Stadtbuslinie unterwegs, die inzwischen wochentags im 20-Minuten-Takt verkehrt. Immer wieder wurde das Angebot optimiert, Fahrzeiten und Streckenführungen verbessert, das Haltestellennetz barrierefrei ausgebaut. Zwischen Wohnung und Haltestelle liegen meist nicht mehr als 300 Meter.
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Mittlerweile plant die Stadt rund 150.000 Euro Zuschuss jährlich für den Stadtverkehr in ihrem Haushalt ein. Das lohnt sich, finden die Stadtverordneten. Der Stadtverkehr konnte erhalten und ausgebaut werden, er bindet auch touristische Ziele wie die Therme an. Die Reduzierung der Umweltbelastungen half, den Kurstadtstatus zu erhalten. Templin profitierte vom Marketingeffekt. Touristen wurden auf Templin aufmerksam, Übernachtungszahlen stiegen an, Templin wird immer interessanter für Zuzügler.
Angela Merkel würdigte den Mut der Templiner vorzupreschen und mit einem attraktiven Angebot Nachfrage zu schaffen, um so die Verkehrswende im ländlichen Raum zu organisieren. „Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es, dass bundesweit mehr Verantwortliche den Mut haben, einen Doppel-Wumms in Sachen Busse und Bahnen auf den Weg zu bringen”, so Templins Bürgermeister Detlef Tabbert (Linke) auf der Festveranstaltung.