Trödelmarkt
Ein ganzes Dorf erweist sich als toller Gastgeber mit Ideen
Boitzenburg / Lesedauer: 4 min

Bernhardt Rengert
Mit bangen Blicken schauten die Mitstreiter in den Tagen vor dem 3. DorfStraßenFlohMarkt in Boitzenburg auf die Wetter-App: Durchwachsen, Regen ... Doch am Ende war das Wetter perfekt, der Nieselregen kam erst, als die Stände wieder verpackt waren. Schon um 8 Uhr wuselten die meisten der 75 angemeldeten Boitzenburger vor ihren Häusern und Grundstücken, denn wie bereits erprobt, kamen die ersten Schnäppchenjäger schon 90 Minuten vor dem eigentlichen Start. „Eine Standgebühr gab es nicht, aber die große Bitte, sich mit einem Kuchen zu beteiligen, der im Kita-Café verkauft wurde“, so Organisatorin Ines Markgraf.
Spannend war bis zum Schluss, wie viele der Bitte nach Kuchenspenden nachkommen würden. „Wir haben zur Sicherheit noch in der Nacht zum Sonntag gebacken“, erzählte Erzieherin Serena Tiebach-Sachse, denn die Blöße, dass der Kuchen nicht reicht, wollten sie sich nicht geben. Doch am Morgen trudelte eine Kuchenspende nach der anderen ein. „Wir waren überwältigt. Zusammen mit den Kreationen der Post-Frauen, die uns wieder dankenswerterweise unterstützt haben, konnten wir 60 Kuchensorten anbieten.“
Noch nachts gebacken
Auch Viola Heeder hatte sich noch nachts in die Küche gestellt, obwohl sie gar keinen Stand hatte. „Ist doch für eine gute Sache“, erklärte sie. „Schließlich kommt jeder Cent des Erlöses den Kindern zugute, und wir haben noch unseren Spaß dabei!“ Ihr Versuch, mit dem Rad mal fix im Dorf herumzukommen, sei aber kläglich gescheitert, lachte sie. „Überall habe ich Leute getroffen, die ich manchmal schon ewig nicht mehr gesehen hatte.“

Ihr Lebenspartner Eckhard Schiller dagegen hatte buchstäblich alle Hände voll zu tun. Sein Akkordeonspiel unterhielt zeitweilig die ganze August-Bebel-Straße, wo sich auf beiden Seiten Trödelstand an Trödelstand reihte. Er genoss die Begeisterung wie den Zuspruch der Passanten und fast nebenbei „den mal vor die Haustür verlegten Beginn des Totalausverkaufs der Sommerware meines Templiner Schuhladens.“ Den wird er zum 31. Dezember endgültig schließen, da war am Sonntag manches Schnäppchen zu machen. „Ich kann mich nicht beklagen“, meint er vielsagend zum Ergebnis und schwärmte: „Es ist super gelaufen, war eine tolle Erfahrung, und am Ende haben wir sogar Walzer auf der Straße getanzt!“
Große Nachfrage
Das konnte auch Kareen Bechert nur bestätigen: „Das Trödeln hat wirklich wieder riesig Spaß gemacht.“ Die engagierte Feuerwehrfrau hatte nur keine Zeit, selbst auf die „Pirsch“ zu gehen. „Gern hätte ich auch mal bei den Kameraden auf dem Gutshof vorbeigeschaut“. Da bemühten sich gleich zehn ihrer Mitstreiter rund um die Uhr um Hunger und Durst der Besucher. „Wir hatten uns schon gut vorbereitet“, resümierte Wehrleiter Marcel Gellner am Abend, „aber mit so viel Nachfrage dann doch nicht gerechnet.“ Und er sei sehr dankbar, dass sie vom ortsansässigen Frischemarkt noch kurzfristig Nachschub ordern konnten. „Über mangelnden Besuch und Umsatz konnte sich wohl keiner beklagen“, war von Christina Kohtz zu hören, auch wenn sie meinte, dass gefühlt wohl gar nicht so viele den Weg zu den Ständen in der Puschkinstraße gefunden hätten.

Gefragt waren bei Christina Kohtz diesmal neben alten Wäschekörben sogar ein alter Emaille-Bettschieber und vor allem Steingut-Töpfe. Neben dem Mehr an Platz, den sie jetzt wieder im Schuppen hätte, freute sie sich vor allem über die vielen netten, freundlichen und offenen Menschen, mit denen sie ins Gespräch kommen konnte. Von ihnen wurde selbst dem Hinweis auf dem WC, dass die Benutzung kostenlos sei, man sich aber über einen Obolus zugunsten der Feuerwehr freue, gern Folge geleistet. „Stolze 23,56 Euro kamen da zusammen“, schmunzelte sie.
Konzept wird weiterentwickelt
„Wir entwickeln das Konzept immer weiter. Das Orgelkonzert in der Kirche, die Aufführung des Quillo-Ensembles sowie der vom Ortsbeirat organisierte Tag der offenen Tür in der Alten Feuerwache bereicherten den Flohmarkt und machten ihn zu einem besonderen Event“, so Ines Markgraf.