Unfallflucht
Eltern suchen „Feigling” mit 1000 Euro Fangprämie
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
„Wie kannst du das nur mit deinem Gewissen vereinbaren?” Mit dieser wütenden Frage ist ein offener Brief überschrieben, den ein Elternpaar aus der Uckermark kurz vor Silvester an die Öffentlichkeit gerichtet hat. Was war geschehen? Anfang letzten Monats hatte ein furchtbarer Unfall Michaela und René Wullstein aus der Gemeinde Boitzenburger Land einen Schock versetzt. Am 10. November waren die Eheleute von einer Nachbarin darüber informiert worden, dass ihr Junge bei einem Crash auf der Landesstraße 217 kurz vor Klosterwalde schwer verletzt worden war. Sie eilten zum Unglücksort, wo sich die Retter bereits um den 17-Jährigen kümmerten.
+++ Eltern hoffen auf Unfallzeugen +++
Der mit dem Hubschrauber eingetroffene Notarzt entschied damals, dass der Zehntklässler unverzüglich ins Unfallklinikum Marzahn geflogen werden musste, der Uckermark Kurier berichtete, unter anderem weil der Junge frontal mit dem Kopf aufgeprallt war. Sechs Wochen nach dem Drama ist Tim gesundheitlich zwar fast wieder hergestellt, der Hergang des Unglücks aber bis dato nahezu ungeklärt.
Von SUV gestreift
Fest steht lediglich, dass der Sohn der Wullsteins an besagtem Donnerstag mit dem 125 Kubik-Motorrad auf dem Weg nach Hause war. Kurz vor Klosterwalde hatte er wohl einen Kleinwagen überholt. In dem Augenblick setzte aber ein weiteres Fahrzeug zum Überholen an und streifte beim Wiedereinordnen den Biker, der daraufhin mit seiner Maschine stürzte. Ohne anzuhalten, habe der Unfallbeteiligte seine Fahrt fortgesetzt, beklagen die Wullsteins: „Unfassbar, dass es solche feigen Menschen gibt, die danach einfach weiterfahren“, empört sich René Wullstein, der als Außendienstler viel unterwegs ist und deshalb im Verkehr auch schon jede Menge erlebt hat.
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Die Familie hat die Hoffnung, dass jemand Hinweise zum Verursacher geben kann, bei dem es sich nach ersten Erkenntnissen der Polizei um den Fahrer eines roten SUV handeln könnte, noch nicht ganz aufgegeben. Wer etwas weiß, sollte sich unbedingt melden, appellierten die zweifachen Eltern. Sie haben in dieser Woche deshalb eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt, weil derjenige mit seiner feigen Unfallflucht nicht durchkommen soll. Der Vater erzählt, dass man sich an den letzten Donnerstagen zur Unglückszeit mehrmals in Höhe der Unglücksstelle postiert habe, „weil wir vermuten, dass der Flüchtige vielleicht ein Berufspendler war, der um diese Zeit immer nach Hause fährt oder ein Wochenendpendler aus Berlin.” Doch bis jetzt waren die eigenen Recherchen der Familie nicht von Erfolg gekrönt.
Dank an Retter
Das Wullsteins erneuert abschließend nochmals ihren Dank an alle, die an der Rettung ihres Sohnes beteiligt waren. „Wir können kaum in Worte fassen, was wir fühlen”, sagen sie – gerichtet an die Ersthelfer, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren, des Rettungsdienstes und die Polizei vor Ort. Ein erster Zeitungsbericht habe zu ihrer großen Enttäuschung leider noch nicht zur Klärung beigetragen. „Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, zur Ergreifung des oder der Täterin durch sachdienliche Hinweise diese hohe Belohnung auszusprechen. Es ist das Schrecklichste auf der Welt, als Eltern zum Unfall des eigenen Kindes gerufen zu werden, und wir wünsche das niemandem.„Sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, sollten direkt an die Polizeidienststelle Prenzlau (Telefon: 03984 350) gerichtet werden. Zeugen können aber auch den Vater direkt anrufen (Telefon: 0151 53638618).