„Wilde Möhre“ öffnet
Ex-Lehrerin wagt die etwas andere Kinderbetreuung
Wallmow / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
Haben Sie sich als Kind auch manchmal in eine Zwergenwelt geträumt? So eine grüne Idylle mit Mini-Tischchen, kleinen Höckerchen, Schippen, Stöckern, Körbchen und Gummistiefeln? Um dann dort nach Herzenslust spielen, ströpern oder erkunden zu können? Nun, dann kommt Ihnen Jana Frey jetzt vermutlich wie eine Wunscherfüllerin vor. Die 52-Jährige hat auf ihrem Gehöft in den letzten Wochen nämlich den Zauberstab kreisen lassen und eben so ein Paralleluniversum für Kinder erschaffen. Die erfahrene Zirkus- und Theater-Pädagogin verriet dem Uckermark Kurier am Mittwoch sogar schon den Namen, den ihr Feenland tragen wird. Die gelernte Krankenschwester hat das außergewöhnliche Projekt „Wilde Möhre“ genannt.
Behörden unterstützen Projekt
Ab Oktober dürfen auf dem weitläufigen Anwesen bis zu sechs Mädchen und Jungen allmorgendlich am Feuer mit Kakao oder Tee in den Tag starten. Ursprünglich angedacht war das im Rahmen einer Selbstständigkeit als Tagesmutter. Doch sowohl diese Idee als auch der später entwickelte Plan von einer Wald-Kita scheiterten an den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die langjährige Grundschullehrerin hebt zwar ausdrücklich die Unterstützung der zuständigen Behörden hervor.
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„Überall hatte man ein offenes Ohr für mich“, betont die Mutter von zwei Söhnen (16, 25). Aber letztlich seien ihre Ideen nur über das Konzept einer individuellen, privaten Tagesbetreuung zu verwirklichen gewesen, setzt Jana Frey hinzu. Mit Hilfe des Lotsendienstes habe sie schnell ein tragfähiges Konzept entwickeln können, erklärt die frischgebackene Existenzgründerin.
Hier kochen die Eltern
Auch wenn ihr persönlich das fast schon zu viel Beantragung und Konzepteschreiben war, ist sie am Ende glücklich, diese Hürde genommen zu haben. „Denn was jetzt kommt, wird toll“, ist die gelernte Krankenschwester sicher. Sie freut sich schon riesig auf die staunenden Augen der Kleinen, wenn sie ihr neues Reich erobern. Schon jetzt weiß die Initiatorin, dass ihr Angebot alles andere als gewöhnlich ist. Geplant ist beispielsweise, dass die Eltern abwechselnd für die Minis kochen.
Vorlese-Oma kommt
„Wer dran ist, gibt morgens mit seinem Sprössling auch den großen Mittagstopf ab“, beschreibt sie ihre Idee: „Einmal die Woche stelle ich mich mit den Kindern selbst an den Herd, dann bereiten wir gemeinsam etwas vor.“ Möglichst viele Zutaten will sie mit ihnen vorab aus dem riesigen Garten holen. „Wir bauen selbst an und ernten natürlich zusammen.“ Ergänzend wird der Biogärtner aus dem Dorf regelmäßig Gemüsekisten liefern. Während die Uckermärkerin erzählt, funkeln ihre Augen vor Vergnügen. Sie sieht ihre kleine Gruppe schon förmlich neben der Vorleseoma sitzen, die einmal die Woche kommt, oder die Akrobatik- und Singeangebote wahrnehmen, die zum Angebot gehören. Einige Eltern hat Jana Frey bereits um sich geschart. Drei der sechs Betreuungsplätze sind schon vergeben. Sogar ein Förderverein steht in den Startlöchern, um für die tausend Ideen, die in ihrem Kopf schwirren, Mittel zu akquirieren. „Ich möchte, dass das hier ein Familienort wird, an dem sich nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern und Großeltern wohlfühlen.“ Es soll bewusst ein Gegenentwurf zu dem sein, was viele andere Kitas bieten. „Ich will mich nicht als Dienstleister verstanden wissen, sondern als Mensch mit Vorstellungen und Bedürfnissen. Wir sind schließlich alle Beziehungswesen, die miteinander agieren. Und zwar auf Augenhöhe.“
Kontakt: 039862 64830