Gastspiel in Templin
Fagottist im Duett mit großer Kirchenorgel
Templin / Lesedauer: 3 min

Monika Strehlow
Mit einem außergewöhnlichen Konzert verabschiedete sich der 11. Uckermärkische Orgelfrühling am Sonntag von seinen Besuchern. Der Templiner Kantor Helge Pfläging und der Fagottist Adrian Rovatkay führten die Konzertbesucher mit drei Orgeln und drei Fagotts durch ganze musikalische Epochen. Eine Menge Wind, wie Pfläging scherzhaft meinte, sei gemacht worden. Damit spielte er auf die Bauweise von Orgel und Fagott an, die ohne Gebläse und Pfeifen nicht klingen würden.
Mit dabei waren neben den virtuos spielenden Musikern einerseits eine Truhenorgel, eine Englische Orgel sowie mit der Schuke-Orgel der Templiner Maria-Magdalenen-Kirche auch die, gemessen an der Registerzahl, größte Orgel der Uckermark. Andererseits waren gleich drei Fagottarten mit im musikalischen Spiel: ein historischer Dulzian, der sich im 16. Jahrhundert aus der Schalmei entwickelte, ein Barockfagott und ein klassisches Fagott. Meisterhaft beherrscht von Adrain Rovatkay.
Fagottist aus Hannover
Der 57-Jährige, der sich in seiner Heimatstadt Hannover am Fagott ausbilden ließ, stammt aus musikalischem Haus. Zudem arbeitet der international gefragte Solist und Konzertmusiker als Maler, sucht dabei den Dialog mit anderen Künsten. Musikalisch spezialisierte er sich auf Alte Musik, spielte zum Beispiel mit den Sinfonikern des „Orchester des 18. Jahrhunderts“ unter Frans Brüggen. So wie in Templin hat er oft seine drei historischen Instrumente dabei.
Besonders wertvoll ist das 1904 gebaute Fagott der Firma Heckel, eine der ältesten deutschen Werkstätten für Holzblasinstrumente. Übrigens nennt der weitgereiste Fagottist seit wenigen Jahren die Uckermark sein Zuhause, lebt mit seiner Frau, der Pfarrerin Christine Rosin und den Kindern in Herzfelde bei Templin.
Besondere Herausforderung
Bei aller Professionalität empfand übrigens Adrian Rovatkay sein Gastspiel in der Kurstadt als besondere Herausforderung. Denn mit einer großen Kirchenorgel im Duett hatte er erst einmal gespielt. „Das war vor etwa sechs Jahren in Berlin-Marienfelde“, erzählt er. Doch die Orgel habe ein sogenanntes Fagottregister, und das Timbre, die Klangfarben von Orgel und Fagott würden sich sehr gut mischen.
Das empfanden offenbar auch die Zuhörer so, die die Stücke aus Renaissance, Barock und Moderne mit viel Beifall aufnahmen und sich eine Zugabe des Musiker-Duos erklatschten.
Konzertreihe mit besonderem Charme
Für Thorsten Weßels, Kurator der veranstaltenden Stiftung Uckermärkische Orgellandschaft, zeigte das Abschlusskonzert des Orgelfrühlings 2022 erneut den besonderen Charme dieser Konzertreihe auch nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause. Neue Orte wurden besucht, viele Künstler eingeladen, verschiedenste Instrumente und Stücke kombiniert und nicht zuletzt kindgerechte Veranstaltungen angeboten. Mit einem großen Dankeschön an die Mitwirkenden und Besucher verwies er darauf, dass so ganz nebenbei auch Gelder für die Entwicklung der hiesigen Orgellandschaft eingeworben wurden.