Todesfall in Prenzlau
Fünffacher Familienvater stirbt auf Parkplatz
Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Ines Markgraf
„Ich möchte kein Mitleid, das bringt mir meinen Mann und den Vater meiner fünf Kinder auch nicht wieder zurück.“ Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Nadine Neumann, die am Montag ihren Mann auf schreckliche Weise verloren hat. Das Paar war auf dem Weg nach Neubrandenburg. „Mein Mann wollte mich mit dem Auto zu einem Arzttermin bringen“, so die 46-Jährige. Plötzlich habe er eine Hustenattacke bekommen. „Er sagte noch, jetzt löst sich endlich der Schleim. Ich schlug vor, auf einem Parkplatz in der Neubrandenburger Straße anzuhalten und richtig abzuhusten.“ Ihr Mann sei dann ausgestiegen und habe sich übergeben. „Heiko war schweißgebadet, ich wusste gleich, dass da was nicht stimmen konnte. Er bekam kaum noch Luft.“
Geistesgegenwärtig wählte sie mit ihrem Handy den Notruf. Die Rettungsstelle schickte sofort einen RTW und den Notarzt. „Da war er noch bei Bewusstsein, aber seine Lippen waren bereits blau angelaufen. Der Mann in der Rettungsstelle sagte, ich solle ihn, wenn es schlimmer wird, in die stabile Seitenlage legen und noch einmal anrufen. Er versicherte mir, dass die Retter unterwegs seien“, so die fünffache Mutter.
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„Heiko bekam immer schlechter Luft. Ich bat eine Dame um Hilfe, leider war ihr ihre Mülltonne wichtiger, als mir zu helfen. Mein Mann sackte zusammen und verlor das Bewusstsein. Ich brachte ihn in die stabile Seitenlage und schrie um Hilfe ...“ Doch vergeblich, wie sie schilderte. „Auch bei der dort ansässigen Firma stand die Tür offen, die müssen mich doch gehört haben“, erzählt sie verzweifelt. „Mein Mann hörte dann auf zu atmen, sein Herz setzte aus“, schildert sie die dramatischen Minuten, in denen sie sich allein gelassen fühlte. „Ich drehte ihn auf den Rücken und begann mit der Wiederbelebung – bis der Notarzt übernahm ...“
Nach 45 Minuten der Hoffnung wurde der 52-Jährige für tot erklärt. Vermutlich löste eine Lungenembolie den Herzstillstand aus. „Meinem Mann, der seit vielen Jahren Diabetiker war, ging es gut, als wir ins Auto stiegen. Er wäre sonst niemals mit mir losgefahren. Auch die Zuckerwerte seien in Ordnung gewesen, bestätigte der Notarzt“.
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Sowohl sie als auch ihre Kinder, die zwischen 13 und 26 Jahre alt sind, stehen verständlicherweise noch immer unter Schock. „Sie haben es noch gar nicht richtig realisiert, dass ihr Vater nicht mehr nach Hause kommt“. Nicht vergessen kann Nadine Neumann die Tatsache, dass ihr niemand geholfen habe. Nach ihrer Aussage hielt sogar ein Transporter neben ihr. „Der junge Mann drehte die Scheibe herunter, und ich bat um Hilfe. Seine Begleiterin bot an, Wasser zu holen. Darauf antworte ich, dass er keine Atmung und keinen Herzschlag mehr habe. Der Mann parkte den Transporter, sie stiegen aus und gingen weg. Ich kann ja nachvollziehen, dass Menschen in dieser Situation Angst haben. Es auch ekelig finden, wenn an der Kleidung Erbrochenes ist, und sie überfordert sind. Aber schon kleine Kinder lernen, dass man helfen muss.“ Sie hätte sich einfach jemanden gewünscht, der ihr beisteht. „Und hätte dieser Jemand nur den RTW eingewiesen ...“
Appell an die Menschen
Die Tragödie wäre wohl nicht zu verhindern gewesen, ist sich Nadine Neumann sicher. Trotz ihres Leids möchte sie an „die Menschen da draußen“ appellieren, die Augen zu öffnen, über den eigenen Schatten zu springen und zu helfen, wenn sie auf solche eine Situation zukommen.
An dieser Stelle möchte sich Nadine Neumann, die bei der Ländlichen Arbeitsförderung einen Bundesfreiwilligendienst absolviert, ausdrücklich bei dem kompletten Team der RTW- und Notarztbesatzung bedanken. „Auch wenn sie natürlich die ganze Zeit mit meinem Mann beschäftigt waren, habe ich mich nicht allein gefühlt und immer, wenn einer kurz Zeit hatte, wurde zu mir Kontakt aufgenommen ...“