In Prenzlau spielt die Musik
Gastronomen kämpfen sich zurück
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Heiko Schulze
Nein, aufatmen können die Hoteliers, Gastronomen und Künstler noch lange nicht. Doch für die fünf Prenzlauer Restaurants, die sich zur musikalischen „GastroMeile“ vereinten, war diese zumindest ein kurzes Durchatmen.
„Der Lockdown hat viele Künstler nicht nur vorübergehend ‚mundtot‘ gemacht, sondern nicht wenige davon in die Pleite getrieben“, weiß Jürgen Hesse, der als L-Musicman in der Friedrichstraße eigene Songs sang und spielte. Die Verhältnismäßigkeit der Anordnungen, um die Corona-Pandemie einzudämmen, hält er für überzogen: „Kommunikation findet über Kunst und Kultur statt. Wenn diese Strukturen zum Erliegen gebracht werden, kann das unabsehbare Folgen für den Zusammenhalt der Gesellschaft mit sich bringen.“
Städte entscheiden sehr unterschiedlich
Den Entscheidungsträgern in der Stadt Prenzlau bescheinigt er dabei, mit Augenmaß Künstler, Händler und Schausteller zu fördern, ohne dabei Corona-Hygieneregeln außer Acht zu lassen. Doch dieses werde regional sehr unterschiedlich gehandhabt. Beispielsweise habe sich die Stadt Woldegk bis heute schwer getan, eine musikalische Buchlesung zu genehmigen, obwohl er gemeinsam mit dem Autoren André Dahlke eine Hygienekonzept für die Veranstaltung, die unter freiem Himmel stattfinden soll, ausgearbeitet und vorgelegt hat: „Es ist niemandem zu vermitteln, dass namhafte Künstler große Konzerte geben dürfen, während die Kleineren vergessen werden. Das macht regelrecht traurig und böse.“ Für ihn persönlich seien rund zwei Drittel der geplanten Auftritte seit dem Frühjahr weggefallen. Künstler und Veranstalter, die ausschließlich davon existieren, wären kaum noch überlebensfähig.
Chance für die Uckermark
Hotelchefin Mandy Teschke (Hotel Overdiek) kann sich einerseits darüber freuen, dass es in den zurückliegenden Monaten eine sehr starke Nachfrage auch von Spontan-Urlaubern gegeben habe. Nicht wenige seien dann spontan für zwei Wochen geblieben und hätten sich begeistert von der „Neuentdeckung Uckermark“ gezeigt. Eine Fahrt mit dem Schiff Onkel Albert auf den Uckerseen, der Besuch der Marienkirche, Wanderungen in und um Boitzenburg, Besuche in der Bauernkäserei in Bandelow zählte sie spontan als beliebte Ausflugsziele auf. „Viele kündigten an, wieder in die Uckermark kommen zu wollen. Darin sehe ich durchaus eine Chance“, so die Hotelchefin. Das Gros der Gäste sei um die 40 Jahre und älter und suche genau nach dem, was die Uckermark zu bieten habe: Kultur, Natur und jede Menge Gelegenheiten zum Entschleunigen und Entspannen.
Arbeitslosigkeit vermieden
Dennoch würde dieser positive Trend nicht die Verluste wettmachen, die die Branche während des Lockdown hatte hinnehmen müssen. „Viele Fixkosten sind ja auch in dieser Zeit aufgelaufen, in der wir keine Gäste beherbergen oder beköstigen durften“, schildert Mandy Teschke. Dennoch sei sie stolz darauf, dass es gelungen sei, alle sieben Mitarbeiter – einschließlich ihrer Person – und die zwei Auszubildenden mit Hilfe der Kurzarbeit in Arbeit zu halten. Sie hofft wie alle Gastronomen, Hoteliers und Touristiker, dass neben den überregionalen auch die einheimischen Gäste durch ihren Besuch die Branche stützen und unterstützen werden.