Abschied

Gedenkfeier für Ex-Landrat mit Musik von den Rolling Stones 

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Rund 100 Uckermärker und Landespolitiker würdigten bei einer Gedenkfeier die Verdienste des Ende August verstorbenen Ex-Landrates Dietmar Schulze.
Veröffentlicht:17.09.2023, 15:35

Von:
  • Sigrid Werner
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Manch einer der rund 100 Trauergäste der feierlichen Gedenkfeier des Landkreises Uckermark für den verstorbenen Ex-Landrat Dietmar Schulze mochte am Sonntag beim Betreten des Plenarsaals der Kreisverwaltung in Prenzlau zunächst etwas gestutzt haben, begleiteten ihn doch Klänge der Rolling Stones. Aber das klärte der extra angereiste Ministerpräsident des Landes Brandenburg Dietmar Woidke (SPD) in seinen Gedenkworten für den langjährigen Freund, Kollegen und SPD-Genossen schnell auf. Denn Dietmar Schulze, der Landwirt, Agraringenieur, Kommunal- und Landespolitiker sowie Verwaltungsexperte, war ein großer Fan dieser Band. Er sammelte, kaufte, katalogisierte, was er zu seinen Idolen nur bekommen konnte, und er teilte die Leidenschaft für diese Musiker mit dem Ministerpräsidenten.

„Wir waren ähnlich gestrickt“, sagte der Ministerpräsident und nahm damit nicht nur Bezug auf ähnliche Entwicklungswege, sondern auch inhaltliches Engagement. „Für Dietmar waren die Landwirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes nicht nur Beruf, sondern auch Berufung“, so Woidke. Der Uckermärker habe den Beruf von der Pike auf gelernt, war Landwirtschaftsamtsleiter im Altkreis Angermünde, dann nach der Gebietsreform im Landkreis Uckermark. Später wechselte er als Staatssekretär nach Potsdam, arbeitete eng mit dem damaligen Landwirtschaftsminister Wolfgang Birthler, ebenfalls anwesend bei der Gedenkfeier, und später auch mit Dietmar Woidke zusammen. Der Ministerpräsident würdigte den Verstorbenen für dessen herausragende Verdienste, seinen Tatendrang als Gestalter und Problemlöser. Die Landwirtschaft und der ländliche Raum sähen heute vielleicht ganz anders aus, wäre Dietmar Schulze nicht gewesen. Besonders am Herzen habe ihm gelegen, dass die ostdeutsche Agrarstruktur nicht benachteiligt werde. Ein Diskurs, der bis heute andauere.

Meisterstück: Nationalparkstreit geschlichtet

Die Landwirtschaft sollte in den Händen von Menschen bleiben, die in der Region verankert und hier zu Hause sind. Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz sollten zusammen gedacht werden und daraus alle ihren Vorteil finden. Dietmar Schulze sei das Meisterstück gelungen, das Nationalparkgesetz vom Kopf auf die Füße zu stellen und den Streit im Unteren Odertal so beizulegen, dass alle, Schwedt, die PCK und die Landwirte, den Nationalpark nicht nur akzeptieren, sondern dessen weitere Entwicklung unterstützten. Der Respekt, der ihm entgegengebracht worden sei, basierte auf großem Fachwissen, mit dem er auch seine Berufskollegen in den alten Bundesländern überzeugen konnte, so Woidke. Eine seiner typischen Fragen sei gewesen: Wo steht das geschrieben? Er habe sich nicht einfach abspeisen lassen.

Aiko Ogata spielte eine Melodie aus dem Film „Die Mission“ von Ennio Morricone. Das Preußische Kammerorchester sorgte unter Leitung von Jürgen Bischof mit festlichen Stücken von Edvard Grieg, Arvo Pärt, und Jean Sibelius für die passende Atmosphäre. (Foto: Sigrid Werner)

Als Dietmar Schulze 2010 als Landrat in die Uckermark zurückging, habe er seine Heimatliebe ausleben können. Viele hätten ihn für einen gebürtigen Uckermärker gehalten, wie Landrätin Karina Dörk (CDU) in ihren Gedenkworten verriet. Welch ein Kompliment in einer Region, in der viele auch Jahrzehnten Fremde bleiben. Geboren in der Magdeburger Börde, studierte er in Berlin und Rostock und kam später über Strasburg nach Schöneberg bei Angermünde. Als der SPD-Mann 2010 vom Kreistag zum Landrat gewählt wurde, holte Dietmar Schulze die Unternehmerin Karina Dörk aus der CDU als erste Beigeordnete an seine Seite und unterstützte sie sehr bei dem Wechsel in die Verwaltung, so die heutige Landrätin dankbar. Nicht nur für die Wirtschaft und Landwirtschaft, auch für die Bürger habe ihr Vorgänger ein offenes Ohr gehabt. Sie schätzte an ihm, dass er nicht aus den Akten, sondern auch aus persönlichem Erleben entscheiden wollte und stets um unkomplizierte lebensnahe Lösungen bemüht war.

Rund 100 Gäste waren der Einladung zur Gedenkfeier gefolgt. (Foto: Sigrid Werner)

Dr. Wolfgang Seyfried hob als stellvertretender Vorsitzender des Kreistages das Bemühen des Verstorbenen hervor, stets den Spagat zwischen Verwaltung und Kreistagspolitik hinbekommen und gemeinsame Lösungen finden zu wollen.

Sohn zieht den Hut vor seinem Vater

Einer der beiden Söhne des Verstorbenen, Michael Schulze, bedankte sich im Namen der Familie für die würdige Gedenkveranstaltung. Das Preußischen Kammerorchester unter Leitung von Jürgen Bischof hatte mit einer emotional berührenden Musikauswahl für eine würdige Atmosphäre gesorgt. Symbolisch zog Michael Schulze die bekannte Schirmmütze von Dietmar Schulze, ohne die dieser wohl selten aus dem Haus ging, sprich den Hut, vor seinem Vater. Die Mütze solle ihn nun auf dem letzten Weg begleiten.