Genossenschaft treibt energetische Sanierung voran
Templin / Lesedauer: 5 min

Wie geht die Wohnungsbaugenossenschaft Uckermark Templin eG mit der Energiekrise um? Vorstand Jeannette Zyganda antwortet auf Fragen von Sigrid Werner, Redakteurin des Uckermark Kurier.
Viele Jahre jagte in der Genossenschaft ein großes Investitionsprojekt das andere. In diesem Jahr ist es still geworden um die Wohnungsbaugenossenschaft. Musste sie jetzt einen Gang zurückschrauben?
Das kann man so nicht sagen. Unser kleines Team hatte neben dem Alltagsgeschäft ein Riesen-Investitionsprojekt zu stemmen. Wir haben allein in diesem Jahr 1,3 Millionen Euro in das Brandobjekt am Haselweg verbaut und damit insgesamt 3,3 Millionen in den Wiederaufbau der 25 Wohnungen am Haselweg 3 und 4 gesteckt. Da nicht alle Preissteigerungen über die Versicherung abgedeckt werden, musste unsere Genossenschaft 300 000 Euro aus Eigenmitteln aufbringen. Wir sind froh, dass bis auf die Fassade im Innenhof jetzt alles geschafft ist. Wir haben auch die Fassaden der anderen Hausaufgänge gleich mit erneuert. Der letzte Aufgang am Brandobjekt konnte im Oktober fertiggestellt werden. Alle Wohnungen sind wieder vermietet. Die meisten ehemaligen Bewohner sind nicht zurückgekehrt, sondern in ihren Ersatzwohnungen geblieben. Wir haben am Haselweg auch Fahrrad- und Rollatoren-Garagen aufgestellt, damit gehbehinderte Mieter ihre Hilfsmittel nicht mit in die Wohnungen nehmen müssen.
Sind die Untersuchungen zur Brandursache am Haselweg abgeschlossen?
Zumindest wurden wir informiert, dass der Brand nicht durch Schäden an unserem Gebäude verursacht wurde.
Gab es Schwierigkeiten, vor dem Hintergrund von Corona und Krieg, das Bauvorhaben zu realisieren?
Es gab Materialengpässe und Preissteigerungen. Aber unsere Firmen hatten klug vorgesorgt und sich rechtzeitig bevorratet, sodass die Zusammenarbeit mit ihnen richtig genial lief.
Konnten Sie noch anderweitig in den Wohnungsbestand investieren?
Wir haben auch 2022 wieder rund einer Million Euro in die Instandhaltung unserer Objekte gesteckt. Unter anderem in ein Mehrfamilienhaus in der Märkischen Straße. Dort war die Sanierung der Fassadendämmung, der Heizung, der Fenster und des Treppenhauses schon lange fällig. Nun fehlt dort nur noch ein neuer Anstrich. Damit ist das Objekt dort endlich energetisch auch auf einem neuen Stand, sodass wir dort künftig die Betriebskosten optimieren können. 2023 wollen wir sogar 1,5 Millionen Euro für die Instandhaltung ausgeben.
Was wurde noch angepackt?
Ein größeres Projekt war auch die Optimierung der Wärmepumpenanlage in der Strahl-Goder-Straße.
War das Haus nicht erst vor einigen Jahren komplett umgebaut worden?
Das ist richtig. Wir hatten dort auch eine Wärmepumpe eingebaut. Die Spitzenverbräuche sollten mit Gas abgefangen werden. Doch die Abstimmung zwischen den Anlagen war technisch nicht zur Zufriedenheit gelöst.
Wie sind denn die WBG-Wohnobjekte aufgestellt, wenn es um die Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Erfüllung der Klimaziele geht?
Wir haben in einigen Häusern bereits die Heizungen mit Wärmepumpen gekoppelt. Aber für die Verbrauchsspitzen sind wir noch auf Erdgas angewiesen. Die WBG hatte sich ja vor Jahren, nicht zuletzt aus Kostengründen, von der Fernwärmeversorgung abgekoppelt und auf dezentrale Lösungen mit Gasheizungen gesetzt. Unsere Verträge mit dem jetzigen Wärmelieferanten laufen 2026 aus. Bis dahin müssen wir Lösungen gefunden haben, die uns einen Umstieg auf klimaneutrale erneuerbare Energieträger ermöglichen.
Haben Sie schon eine Idee?
Wir hoffen darauf, dass die Stadt bei der Prüfung der Möglichkeiten von Geothermie zu einem bezahlbaren Ergebnis kommt. Dann könnten wir uns auch vorstellen, zur Fernwärme zurückzukehren. Doch Erdwärme ist vermutlich nicht an allen Standorten nutzbar. Leider sehen wir derzeit kaum technisch ausgereifte Lösungen für Mehrfamilienhäuser unabhängig von fossilen Brennstoffen, die auch sicher funktionieren, wenn es mal richtig kalt werden sollte. Zum Glück schreitet die technische Entwicklung voran. Vielleicht gibt es schon bald bessere Lösungen am Markt.
Und so lange wollen Sie warten?
Wir leisten das, was wir technisch und finanziell gerade leisten können: Wir investieren Schritt für Schritt in die energetische Sanierung unserer Häuser, in die Wärmedämmung, da, wo es passt, in Wärmepumpen als Ergänzung zum Gas. 2023 wollen wir das am Weg der Solidarität 4 bis 6 realisieren.
Bei Wärmepumpen ist Voraussetzung, dass die Wärme im Haus gehalten werden kann. Dazu wären neben Dämmung auch neue Lüftungskonzepte nötig. Das zöge aber Riesenumbauten nach sich, die nicht mal einfach so in zwei, drei Jahren zu stemmen und zu finanzieren sind. Bund und Länder müssten mehr Investitionsanreize schaffen, damit das lukrativ wird. Schließlich sollen die Mieten ja bezahlbar bleiben. Mit Sorge betrachte ich, dass zwar jede Menge Zuschüsse zur Abmilderung hoher Verbrauchskosten angekündigt sind, aber noch nicht, um unsere Häuser nachhaltig so umzubauen, dass Energieverbräuche gesenkt und erneuerbare Energiequellen genutzt werden können.
Zur Strafe sollen dann steigende Preise für Kohlendioxid-Emissionen bezahlt werden. 90 Prozent sollen die Vermieter tragen, wenn ihre Häuser nicht energieeffizient und klimaneutral aufgestellt sind?
Egal, wie. Sind die Häuser gut ausgestattet und werden sie CO2-neutral versorgt, trägt der Mieter zu 90 Prozent die Kosten. Die finden sich dann in den Nebenkosten wieder. Ist das nicht der Fall, muss der Vermieter 90 Prozent der CO2-Bepreisung tragen, was sich dann über kurz oder lang in der Kaltmiete niederschlagen wird. Am Ende muss immer der Endverbraucher die Rechnung bezahlen.
Wie sieht es mit anderen Technologien aus, Investitionen in Solarenergie oder in Blockheizkraftwerke?
Theoretisch wäre vieles nachrüstbar. Aber auch da sind uns Grenzen gesetzt. Zum Beispiel bei der Eigennutzung selbst produzierten Stroms. Wenn wir noch Steuern darauf bezahlen, dass wir den Mietern vergünstigten Strom anbieten, sind die Einspareffekte weg und der Anreiz gering, zu investieren.