▶ Giftige Raupe macht sich in Schorfheide breit (mit Video)
Gollin / Lesedauer: 3 min

Eigentlich war der Kiefernprozessionsspinner bislang ein seltener Gast in der Uckermark. Doch in diesem Jahr müssen Förster ein vermehrtes Auftreten feststellen. Der Prozessionsspinner bewegt sich derzeit bei Gollin entlang des Beberseer Weges durch die Schorfheide, ist aber auch bei Beutel im Schulwald festgestellt worden.
Im Norden der Uckermark noch keine Hinweise
„Im nördlichen Bereich der Landesoberförsterei Boitzenburg gibt es bislang noch keine Hinweise auf den Spinner”, sagte Leiter Uwe Noack. Prenzlaus Stadtförster hat nach Meldungen aus anderen Revieren ein besonderes Auge auf seine Kiefernbestände.
Prozession in einer Reihe
Noch scheint das Massenauftreten dezentral zu sein. Am Dienstag hat der Beberseer Revierleiter mit Anwohnern am Beberseer Weg 30 Prozessionen der Raupen eingesammelt. Anders als Eichenprozessionsspinner, die in drei oder vier Reihen nebeneinander wandern, schlängeln sich die Raupen des Kiefernprozessionsspinners einreihig über sandige Waldwege.
Warmes trockenes Wetter begünstigt Auftreten
„Es war nur eine Frage der Zeit. Die warmen trockenen letzten beiden Jahre haben geholfen, dass Eier und Puppen des Spinners gut über den Winter kommen. Ist es zu nass, verpilzen die Puppen, dann können die Falter im nächsten Sommer nicht schlüpfen”, klärt der Landesförster auf. Der Spinner sei quasi ein Klimazeiger. Bislang richteten die Raupen, die sich von Waldkiefernadeln ernähren, wenig Schäden in den Beständen an.
Mensch und Tier reagieren auf Brennhaare
Das Problem mit den Insekten ist eher ein gesundheitliches für Mensch und Tier. Wo der Spinner auf Prozession geht, lässt Martin Kaczmarek seinen Hund nicht aus dem Auto. „Wenn der an den Raupen schnüffelt, dann hat er sofort ein knallrotes Gesicht”, sagt er. Denn der Kiefernprozessionsspinner nesselt wie sein Verwandter in den Eichen mit gleichem Gift. Werden die feinen Härchen gekrümmt, tritt es aus. Die Brennhaare können bei Wind oder durch Berührung durch die Luft wirbeln und bei Mensch und Tier Hautreizungen und Atemnot hervorrufen. „Jeder reagiert anders darauf, einer nur mit lästigem Brennen oder Jucken, andere mit großen Quaddeln. Manch einer muss wegen der allergischen Reaktion ärztlich behandelt werden”, so der Landesförster.
Vorsicht bei Blaubeersuche
Martin Kaczmarek und Joachim Lange raten deshalb Waldbesuchern, solche Waldstücke zu meiden, beim Spazierengehen, Pilze- oder Blaubeersuchen aufmerksam zu sein und solche Gespinste weder anzufassen noch auf Raupen zu treten. Nicht, dass man sich die Härchen mit den Schuhen nach Hause auf den guten Teppich trage. Die fast unsichtbaren Fädchen werde man nicht so einfach wieder los. Selbst auf Bäumen überdauern sie und geben bei Berührung ihr Gift ab, selbst wenn die Raupen sich längst verpuppt haben und daraus schon Falter geschlüpft sind.
Verzicht auf chemische Keule
Die chemische Keule werden die Landesförster wegen des Spinners dennoch nicht schwingen. Anfang August sei der ganze Spuk ohnehin vorbei. Dann werden sich die Raupen in der Erde verpuppt haben und stellen keine Gefahr mehr dar. Vor bewohnten Grundstücken im Wald sammeln oder saugen der Landesförster mit Helfern die haarigen Raupen in Schutzkleidung vorsichtig ab, soweit es die Kapazitäten zulassen. „Ganze Waldstücke können wir nicht danach absuchen”, so Kaczmarek. Allerdings werde man an betroffenen Waldwegen Warnschilder aufstellen. „Wir bitten darum, uns Signal zu geben, wenn der Kiefernprozessionsspinner auch anderswo gesichtet wird”, so der Revierförster. Die richtige Adresse wäre die für die Uckermark zuständige Oberförsterei des Landes in Boitzenburg. Dort habe man auch den Überblick, wem die betroffenen Waldstücke gehören, ob sie nun Landesforst, Kommunalwald oder in Privatbesitz sind.
Kontakt: Oberförsterei Boitzenburg: 039889 213