Landbäckerei

Gutes Schmöllner Brot hilft seit 124 Jahren durch jede Krise

Schmölln / Lesedauer: 2 min

Familie Börner/Lüdtke führt seit mehreren Generationen eine kleine Landbäckerei. Sie ist schon krisenerfahren und gibt auch trotz Corona-Angst nicht auf.
Veröffentlicht:27.03.2020, 18:37

Von:
  • Claudia Marsal
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Als Eduard Börner im Jahr 1898 die Bäckerei seines hoch verschuldeten Schwiegervaters übernahm, war die Welt im beschaulichen Schmölln noch in Ordnung. Während im nahen Berlin Kaiser Wilhelm II. Pläne zur Vergrößerung seiner geliebten Schiffssammlung schmiedete und den USA die Zerstörung eines eben solchen Schiffes den Anlass für einen Krieg gegen Spanien lieferte, machte Bäcker Börner, was er am besten konnte: Brote.

In Familienbesitz

Dass die Landbäckerei an der Dorfstraße auch fast 124 Jahre später immer noch Bestand haben würde, hätte sich Eduard Börner gewiss nie träumen lassen. Und noch dazu in Familienbesitz, das wohl erst recht nicht. Aber genau das ist gelungen.

Momentan führen Eduard Börners Urenkelin Viola Lüdtke und ihr Sohn Alexander die Geschäfte. Der Ururenkel ist ebenfalls Bäckermeister – angelernt von Opa Horst, der Jahrzehnte in der Backstube stand und im März 2018 im Alter von 82 Jahren verstarb. Er musste also nicht mehr miterleben, in welch neuerliche Krise die Welt geraten ist und welch dramatische Auswirkungen die Virus-Panik auf den hiesigen Mittelstand hat. Die Angst vor der Corona-Pandemie geht auch an dem kleinen Schmöllner Handwerksbetrieb nicht spurlos vorbei.

Plexiglasscheiben schützen

Die Inhaber haben zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden Plexiglasscheiben im Verkaufsraum montieren lassen. Zudem weisen Schilder daraufhin, dass jeweils nur ein Kunde eintreten darf und Abstände zu wahren sind. Aktuell halten weniger Autos an, auch hier ist zu merken, dass viele Menschen bewusst zu Hause bleiben, um die Kontaktsperre umzusetzen. Doch was am Betriebssitz Schmölln momentan weniger an Ware verkauft wird, wechselt aktuell an den Verkaufswagen den Besitzer. „Wir fahren die entlegendsten Dörfer an und sind dort vor allem für alte Menschen häufig der einzige Kontakt in der Woche“, resümiert Viola Lüdtke. Sie hat das Personal deshalb angewiesen, nicht nur Kuchen und Brot einzupacken, sondern auch so profane Dinge wie Toilettenpapier mitzunehmen.

Klopapier an Bord

„Danach wurde kurioserweise in allen Orten gefragt.“ Weg wie warme Semmeln geht auch das Brot, das nach alten Rezepten, mit besten Zutaten und vor allem ständig neuen Ideen des jungen Bäckermeisters gebacken wird. Das Sortiment ist riesengroß und die Qualität hat sich über die Kreisgrenzen hinaus herumgesprochen. Ein Großteil der Kunden kommt nach wie vor aus dem angrenzenden MV. Glücklicherweise ist der Verkehr von dort nach Brandenburg noch nicht reglementiert, das heißt, die Vorpommern dürfen kontrollfrei in die Uckermark zum Einkauf fahren. Die Bäckerfamilie wünscht sich natürlich am allermeisten, dass möglichst schnell alle Einschränkungen wieder fallen, weil die Corona-Gefahr gebannt ist.