Heiligabend ertönen die Glocken das erste Mal
Schwedt / Lesedauer: 3 min

Vier neue Glocken werden gerade in der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt in Schwedt eingebaut. In der Glockenstube hoch über dem Kirchenschiff sind Monteure der Firma Petit & Gebrüder Edelbrock aus Gescher (Westfalen) zu Gange. Sie sind darauf spezialisiert, Glocken an die richtige Stelle zu hieven, zu verankern und die Klöppel einzubauen. In Schwedt sind das die Glocke „Maria“ mit fast 1,5 Tonnen Gewicht, die Glocke „Seliger Bernhard Lichtenberg“ mit fast 700 Kilogramm und die kleinen Glocken „Hedwig“ und „Josef“, 450 beziehungsweise 368 Kilogramm schwer. Schwedt.
Spezialkran im Einsatz
Ein Spezialkran hat sie vor wenigen Tagen in den Kirchturm gehoben. Dort waren die Lamellen eines Schallfensters ausgebaut und ein extra großer Freiraum im Mauerwerk geschaffen worden. Sonst hätten die schweren Schmuckstücke nicht hindurchgepasst. In dem aus Eiche neu angefertigten Glockenstuhl finden sie jetzt ihren Platz.
Während viele Schaulustige die Kranarbeiten verfolgen konnten, bleibt die Arbeit der Monteure im Kirchturm eher verborgen. Auch künftig gelangen Besucher dort eher nicht hinauf. Der Uckermark-Kurier hat in Begleitung von Diakon Georg Richter die Treppen erklommen und den Arbeitern zugesehen.
Premiere für Heiligabend geplant
Heiligabend sollen die Glocken erstmals erklingen – ein doppelter Festtag für Georg Richter. „Wir sind so froh, dass von unserer Kirche wieder Glocken ertönen. Im letzten Projektabschnitt ist es noch einmal nervenaufreibend gewesen, weil die Statik des Glockenstuhles umgeplant und angepasst werden musste.“
Die katholische Kirche von Schwedt ist 1898 geweiht worden. Warum sie Jahrzehnte ohne Glocken war, liegt in der deutschen Geschichte begründet: Die Kunst- und Glockengießerei Petit & Gebrüder Edelbrock, deren Monteure jetzt im Kirchturm tätig sind, hatte bereits 1901 die Glocken für Schwedt angefertigt. Doch nur 16 Jahre durfte sich die Gemeinde an dem wohlklingenden Geläut erfreuen. Im August 1917 mussten die Glocken abgeliefert werden. Sie wurden während des Ersten Weltkrieges für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen.
Viele Versuche fehlgeschlagen
„Es gab mehrfach Versuche, wieder neue Glocken zu beschaffen“, erinnert sich Georg Richter. „Aber entweder war kein Geld da, oder andere Aufgaben waren gerade wichtiger.“ Normalerweise würden Kirchenglocken auch nur ein- oder zweimal in mehreren Jahrhunderten angeschafft.
In diesem Sommer hatten 23 Gemeindemitglieder das Gießen der Schwedter Glocken in Gescher miterleben dürfen. Gerhard Dyrba gehörte zu ihnen. Er war tief beeindruckt vom Ritual und der handwerklichen Leistung der Glockengießer, die von einer Gießmeisterin angeleitet wurden. Die Firma Petit & Gebrüder Edelbrock gibt es bereits seit 1690. Sie erhebt für sich den Anspruch, der älteste noch aktive Handwerksbetrieb von Deutschland zu sein. Noch heute, in zwölfter Generation, stellt man dort Kirchenglocken nach dem traditionellen Lehmverfahren her. Herzstück des Betriebes ist der 13 Tonnen fassende Schmelzofen.
Glockenweihe am 3. Oktober
Der nächste bedeutsame Schritt für die katholische Kirchengemeinde war die Glockenweihe am 3. Oktober. Sie hat unter der Anteilnahme vieler Bürger stattgefunden, die die Glocken damals noch im Altarraum bestaunten.
Rund 175 000 Euro musste die Kirchengemeinde beschaffen für das Glockengießen, den Spezialkran, den Aufbau und die Montage sowie digitale Steuerung fürs Läuten. Das Geld stammt aus Fördertöpfen, von der Stadt Schwedt und der Partnerstadt Leverkusen sowie einer privaten Stiftung. Außerdem haben Betriebe und Privatpersonen und auch die Pfarreien aus Prenzlau und Templin Geld gespendet.
Dankbar für Spenden
„Wir sind allen Spendern außerordentlich dankbar. Jetzt sind wir nicht nur als Kirche sichtbar, sondern ab Heilig Abend auch hörbar. Wir können in Schwedt unseren Glauben bekennen“, sagt Gerhard Dyrba. „Für mich läuten die Glocken nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Da schwingt viel Emotion mit.“