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Homeoffice mit Kind

Ich habe echt keinen Bock mehr!

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Um die Zahl der Coronainfektionen zu senken, ist Arbeiten von zu Hause angesagt. Wie das mitunter abläuft, schildert unsere Deskchefin Ines Markgraf.
Veröffentlicht:27.01.2021, 11:53

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Mama? Was ist geschlechterneutrale Erziehung? Ist 3 hoch 4 größer als 4 hoch 3? Wie wird nochmal Rücken getrennt? Was meinst Du, sind Schuluniformen toll? Ich muss dazu meine Meinung schreiben. Leitet Kupfer Strom? Wie kann ich das testen? Hier steht, man soll ein Gerät dafür nutzen. Haben wir so etwas? Sag mal schnell das englische Wort für ... So geht es den ganzen Tag. Fragen über Fragen, die ich auf Stichwort beantworten soll. Gott sei dank, gibt es Google. Es ist immerhin schon 40 Jahre her, dass ich die 5. Klasse besuchte.

Ich habe jetzt zwei Tage zu Hause gearbeitet und bin so zufrieden, dass ich heute wieder im Büro sitzen darf – ohne Schulkind und den ungläubigem Blick, dass die Mutter keine Antwort auf diese wichtigen Fragen weiß. Das überlasse ich meinem Mann, der natürlich auch zu nichts kommt und dann nachts am Computer sitzt, um zu arbeiten.

Wie soll das bloß noch werden? Ich habe wirklich Verständnis für die Situation, und ich verspreche, dass wir weiterhin die Pobacken zusammenkneifen. Aber bitte, liebe Politiker, verschont mich mit irgendwelchen Phrasen über die Möglichkeiten von Digitalisierung. Diese viel gepriesene Schulcloud ist ein Witz.

Tüte voller Aufgaben

Ich lade Sie gern ein, kommen Sie in unsere Dorfschule. Da ist nichts mit Videoschalte oder sonst irgendwas. Wir dürfen uns eine Tüte voller Aufgaben in der Schule abholen, alles lose Zettel, und einen Wochenplan. Darin ist festgehalten, was in welcher Zeit zu schaffen ist. Und mit der Übergabe der Tüte – diesmal für zwei Wochen – wird die Verantwortung an die Eltern abgegeben. Wir sind dafür zuständig, dass die Kinder unterrichtet, motiviert und kontrolliert werden. Selbstverständlich stehen bei Fragen Lehrer und Schulleitung zur Verfügung, doch wer will sich da die Blöße geben? Manche Kinder trauen sich ja nicht einmal, im Unterricht die Hand zu heben.

Digitalisierung ist so ein schönes Wort, mit dem Politiker und Amtsträger gern um sich werfen und tolle Versprechen – besonders in Wahljahren – abgeben. Doch wo bleibt die Umsetzung? Die Schulen haben keinen WLAN-Anschluss, keine stabile Internetverbindung, die Lehrer sind teilweise technisch unwissend, Schülern mangelt es an Endgeräten (Tablet, Computer, Drucker, Scanner) sowie den Übertragungsmöglichkeiten. Im Rahmen des Digitalpaktes wurden 33 iPads bestellt, die Hüllen und Ladegeräte sind da. Die Geräte fehlen. Wacht endlich auf! Eine verzweifelte Mutter.