Sportverein hilft
Im Prenzlauer Spielzeugparadies kann sich jeder bedienen
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Claudia Marsal
Viele Eltern stecken derzeit in einer misslichen Lage. Sie sind durch die Coronaregeln quasi dazu gezwungen, ihre Kinder vom Spielen auf öffentlichen Plätzen abzuhalten. Der Nachwuchs darf sich nicht mit Altersgenossen treffen. Und auch die Sportvereine haben dichtgemacht. Das sorgt für Spannungen in den Familien, denn den Sprösslingen wird es langsam langweilig in den eigenen vier Wänden. Da es wegen der Osterferien aktuell auch keinen Unterrichtsstoff aufzuarbeiten gibt, ist guter Rat teuer. In so einer Situation würden viele Mütter und Väter vermutlich neues Spielzeug kaufen, damit die Mädchen und Jungen beschäftigt sind. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation sind aber auch viele Jobs in Gefahr oder schon Kündigungen erfolgt. „Bei den Eltern wird somit auch das Geld knapp“, vermutet Marleen Littmann. Die Prenzlauerin ist selbst Mutter von zwei Teenies und kann sich deshalb gut in die Lage der Betroffenen einfühlen.
Matchbox und Puppen
Beim Aufräumen der Kinderzimmer kam der Polizistin folgende Idee: Warum nicht Spielzeug, das der eigene Nachwuchs nicht mehr benutzt, sammeln und anderen Kindern zur Verfügung stellen. Mit dieser Idee lief die ehrenamtliche Leichtathletiktrainerin bei den anderen Eltern im Verein TSV 62 offene Türen ein. Innerhalb kürzester Zeit kamen Berge zusammen, für die es dann einen Raum zu finden galt. Mit Unterstützung der Stadt wurden die Initiatoren letztlich beim „Netzwerk Gesunde Kinder” fündig, das seinen Sitz im Bürgerhaus am Georg-Dreke-Ring hat. Dort stapeln sich aktuell Puzzles, Legosteine, Matchboxautos, Plüschtiere, Puppen und vieles mehr. Sogar eine Ecke mit fast neuwertiger Baby- und Kleinkindbekleidung haben die Helfer eingerichtet.
Kontaktlose Übergabe
Es ist alles da, was das Mutter- oder Vaterherz begehrt. Was die Übergabe anbelangt, müssen sich die Interessenten keine Gedanken machen. „Einfach am Telefon sagen, was gebraucht wird. Das packen wir dann zusammen und stellen es zur vereinbarten Zeit vor die Tür“, verspricht die zweifache Mutter. Kontaktloser gehe es nicht, setzt sie hinzu.
Zusätzlich zum Spielzeugprojekt wagt sich der Verein noch an ein anderes Vorhaben. Die Leichtathleten bieten für Vertreter der Corona-Risikogruppen einen Einkaufsservice an. „Uns ist aufgefallen, dass immer noch sehr viele alte Menschen in den Discountern unterwegs sind. Das muss doch nicht sein. Wir vermuten ja, dass sie sich nicht trauen, andere um Hilfe zu bitten. Aber sie müssen sich nicht scheuen. Wir sind jung und gesund, und es wäre uns eine Ehre, wenn wir der gefährdeten Gruppe durch diese schwere Zeit helfen könnten“, betont Marleen Littmann. Nicht nur den Einkauf würden die Helfer gern erledigen, auch Haustiere führen sie selbstverständlich mit aus. Wenn das kein Angebot ist.
Für beide Aktionen kann man sich bei der 39-Jährigen jederzeit telefonisch anmelden: 015128818705.