Klosterschänke
Investor mit Vision für ländlichen Raum
Boitzenburg / Lesedauer: 6 min

Sigrid Werner
Daniel Haver ist der neue Eigentümer des Gasthauses zur Klostermühle in Boitzenburg. Sigrid Werner fragte ihn nach seinen Ambitionen.
Herr Haver, Sie gelten als erfolgreicher Unternehmer, waren Mitbegründer der Firma Native Instruments, die international erfolgreich Soft– und Hardware für Musikproduktionen von Musikern und DJs entwickelt. Was hat Sie ausgerechnet in die Uckermark verschlagen?
Eigentlich hatte ich für meine Familie und mich nur einen Ort gesucht, an dem wir im Umland von Berlin längere Wochenenden verbringen könnten. Aber da ich aus dem Bergischen Land komme, waren mir viele Gegenden in Brandenburg einfach zu flach. Bekannte hatten mir von der Uckermark vorgeschwärmt. Bei meinem ersten Uckermark-Trip nach 20 Jahren Berlin kam mir die Landschaft sofort vertraut vor. Ich habe mir dann aus hunderten von Anzeigen zwei Objekte ausgesucht, die infrage kämen, bin mit meiner Familie hinausgefahren. Schon nach dem Werbellinsee verändert sich der Anblick, Mischwälder lösen die monotonen Kiefernwälder ab, die Gegend wurde hügeliger. Als ich auf dem Hof in Berkholz ankam, war für mich sofort klar, hier richtig zu sein. Ein Drei-Seiten-Hof hätte es nicht gleich sein müssen. Aber ich war überzeugt, das kriege ich hin. Berkholz war neben Barcelona und Hamburg der einzige Ort in meinem Leben, für den ich mich bewusst als Ort entschieden habe. Alles andere — wie Berlin — war stets an berufliche Entscheidungen geknüpft. Dass ich drei Jahre später meine Firma verkaufen und plötzlich viel Zeit für mein Bauprojekt in der Uckermark haben würde, wusste ich da noch nicht. Ich spürte aber schnell, dass ich hier mehr Zeit verbringen wollte und begann mich intensiver für die Region zu interessieren.

Was fiel Ihnen auf?
Bei meinen Radtouren stieß ich zwangsläufig auf die Klosterruine, sah das Polizeisiegel am Wirtshaus und dachte: Das darf doch nicht wahr sein. Je näher ich der Fertigstellung meines Hofes kam, umso offener wurde ich für Neues. Ich konnte einfach nicht verstehen und akzeptieren, dass eine so wunderschöne Region so viele Probleme hat. Ich habe mich dann spontan beim Bürgermeister gemeldet und gefragt, wo ich ein bisschen helfen kann und mit kleinen Spenden Projekte wie „Pflege vor Ort“ oder die „Alte Feuerwache“ unterstützt. Ich bin glücklicherweise in einer Lebensphase und finanziell in der Lage, meinen Idealismus zu leben. Über meine 2022 gegründete Firma UMBRUCH möchte ich Projekte in Naturschutz, Landschaftspflege, Kunst, Kultur und Denkmalpflege unterstützen. Vielleicht kann ich so auch helfen, die Mühle zu reparieren. Ich habe es schon immer so gehalten: Wenn ich etwas sehe, was mich begeistert, dann greife ich zu. Mit der Klostermühlen-Wirtschaft liebäugelte ich bereits 2021 sehr ernsthaft, aber die Gemeinde hatte ja schon jemandem den Zuschlag erteilt. Als sich die Chance erneut bot, reichte ich mein 16-seitiges Konzept ein und ich bekam ein einstimmiges Votum der Gemeindevertretung, was mich sehr gefreut hat.

Andere vor Ihnen hatten die Finger davon gelassen. Warum schreckte Sie der Zustand des Objektes nicht ab?
Ich hatte natürlich sofort einen Besichtigungstermin vereinbart und dabei auch erkannt, dass man hier sehr viel Geld investieren muss, um daraus etwas zu machen. Aber ich sehe die Chance, etwas Tolles entwickeln und auch einen Mehrwert für die Gemeinde schaffen zu können. Es reizt mich, Dinge in Bewegung zu bringen.
Vorabsprachen mit Denkmalschutz
Gehen Sie da nicht etwas blauäugig heran? Schließlich wollen Sie Entwicklung im denkmalgeschützten Bereich anstoßen und das auf dem Lande ...
Ich denke, da sind wir gerade im Wandel. Corona und Homeoffice haben gezeigt, was alles heutzutage von hier aus erledigt werden kann. Das schnelle Internet wird gerade ausgebaut. Wenn hier etwas passiert, dann ziehen noch mehr Menschen her. Das ist eine riesige Chance. Ich bin froh und dankbar, wenn ich daran mitarbeiten kann. Das Wirtshaus ist auch nicht mein erstes Bauprojekt. Ich habe so manchen Umbau in meiner damaligen Firma mit ihren sieben Niederlassungen begleitet und eine Affinität zu Architektur und Design. Bevor ich meinen Kaufantrag bei der Gemeinde einreichte, habe ich um einen Termin mit der unteren und der oberen Denkmalschutzbehörde gebeten und dort drei architektonische Entwürfe vorgestellt. Es gab erst mal grundsätzlich grünes Licht.
Das ist aber noch keine Baugenehmigung ...
Das ist mir bewusst, aber eine wichtige Hürde ist genommen. Schließlich plane ich immer ganzheitlich und da steht einiges mehr an, als nur die Sanierung des Gastraumes und der Sanitäranlagen. Denn nichts ist nachhaltig, wenn es nicht am Ende auch profitabel ist und sich selbst tragen kann.
Gehobene Gastronomie und preiswerter Biergarten
Was haben Sie genau vor?
In dem Objekt selbst sollen eine Gaststätte für gehobene Gastronomie entstehen, ein Veranstaltungszimmer mit großem verglasten Tor und Blick zur Klosterruine. Künftig soll das Haus deshalb auch Klosterschänke heißen. Später könnte ich mir vorstellen, auch die Bühne an der Klosterruine wiederzubeleben, um weitere Synergien herzustellen und dem Ort etwas bieten zu können.
Unterm Dach der Klosterschänke sollen sieben Ferienwohnungen entstehen, dazu müssten dort auch Fenster eingebaut werden, der Denkmalschutz würde da grundsätzlich mitgehen, wurde mir signalisiert. Hinter dem Gasthaus selbst sollen die beiden alten Anbauten durch einen größeren Neubau ersetzt werden, wo sich Feriengäste aufhalten können, in Sauna- und Ruheräumen. Zusätzlich plane ich im Haupthaus ein Kaminzimmer mit Bibliothek zum Entspannen, Spielen oder Filme schauen auf einer Leinwand.
Das wird vermutlich alles seinen Preis haben. Glauben Sie genug zahlungskräftige Kundschaft dafür zu finden?
In Berlin und Umland dürfte es genügend Ausflügler geben, die nicht auf jeden Cent schauen müssen. Oberhalb der Schänke plane ich einen Biergarten mit einem kleinen Gastro-Häuschen, wo sich Gäste, Einheimische, Busgesellschaften, Radtouristen in der warmen Jahreszeit auf ein schnelles Getränk, einen preiswerten Imbiss, ein Grillfleisch niederlassen können. Auch das Veranstaltungszimmer möchte ich der Gemeinde, Vereinen und Boitzenburgern zu vertretbaren Konditionen zur Verfügung stellen. Kaffee und Kuchen im künftigen Klostercafé auf dem Innenhof zwischen Mühle und Klosterschänke sollen natürlich auch bezahlbar sein. Dazu führe ich übrigens gerade Gespräche mit der Gemeinde über Möglichkeiten, Teile der Klostermühle zu pachten. Das würde die Finanzierung der Mühle unterstützen und ich könnte Gäste mit Brot und Kuchen aus dem mittelalterlichen Backofen der Mühle bewirten.
Investitionsvolumen in Millionen–Höhe
Das klingt ja nach einem Riesen-Projekt. Werden Sie die Früchte noch ernten können, bevor Sie Rentner sind?
In welchem Kostenrahmen bewegen Sie sich mit ihren Investitionen?
Ganz genau vermag ich das heute noch nicht zu sagen. Wir rechnen jedoch mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund zwei Millionen Euro.