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Deutsche verarmen

Kein Geld für Kinderschuhe und Kleider

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Jeder Fünfte ist inzwischen arm oder von großer Not bedroht, sagt das Statistische Bundesamt. Initiativen wie die Prenzlauer KSS versuchen zu helfen.
Veröffentlicht:08.06.2023, 17:07

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Sobald die Sonne höher steht, beginnt das große Schaulaufen. Kleine und große Leute zeigen, was bislang im Schrank hängen blieb, weil es draußen noch zu kalt war. Ein Spaziergang im neuen, dünnen Kleidchen oder mit hübschen Sandaletten ist aber nicht für jedermann möglich. Bei immer mehr Menschen wird das Geld knapp. Vor allem Familien mit Kindern sind betroffen, weiß Marion Deniz von der Kinder–Service–Stelle (KSS) am Prenzlauer Georg–Dreke–Ring 93. In der dortigen Kleiderkammer sieht es aktuell mau aus, ließ sie in einem herzergreifenden Hilferuf in den sozialen Netzwerken wissen. „Bei den Sommersachen fehlt es momentan an kleinen Größen, bei Mädchen von 104 bis 164.“

Von Größe 104 bis 164

Gefragt sind Kleidchen, Röcke und Blusen, betont die Initiatorin. Sie hofft, mit ihrem Aufruf erneut die Kreisstädter zu erreichen. Im Winter hatte ein Artikel im Uckermark Kurier bereits eine Flut an Kleiderspenden ausgelöst. Das dürfte diesmal gern wieder passieren. Begehrt sind übrigens Schuhe, vor allem für Damen. Marion Deniz und ihre Mitarbeiter wären überglücklich, wenn sie die Regale wieder auffüllen könnten. Denn nichts sei schlimmer, als in die erwartungsvollen Augen von notleidenden Menschen zu schauen und sie dann unverrichteter Dinge wegschicken zu müssen, weil es nichts zu verteilen gibt. 

Der Nordkurier hatte kürzlich berichtet, dass inzwischen jeder Fünfte von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen ist. In dem Beitrag der dpa war zu lesen, dass das mittlerweile auf rund 17,3 Millionen Menschen zutrifft. Laut Statistischem Bundesamt gilt man als armutsgefährdet, wenn man über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert für Alleinlebende hierzulande bei 1250 Euro netto im Monat.

Manche Regalfächer sind schon fast leer.
Manche Regalfächer sind schon fast leer. (Foto: Privat)

Lebensbedingungen eingeschränkt

Wenn man von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen sei, bedeutet das, dass die Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt sind, so die Statistiker. So seien diese Menschen beispielsweise nicht in der Lage, Rechnungen für Miete oder Hypotheken zu zahlen, eine Woche in den Urlaub zu fahren, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder einmal im Monat im Freundeskreis oder mit der Familie etwas essen oder trinken zu gehen. Mit Blick auf die vorliegenden Daten waren 2022 in Finnland die wenigsten Menschen anteilig von Armut bedroht (16,3 Prozent). Am höchsten war der Anteil dagegen in Bulgarien.

Kontakt zur Kleiderkammer: 0163 8354596

„#IchBinArmutsbetroffen‟ ist ein Hashtag, der seit Mai 2022 im sozialen Netzwerk Twitter verbreitet wird.
„#IchBinArmutsbetroffen‟ ist ein Hashtag, der seit Mai 2022 im sozialen Netzwerk Twitter verbreitet wird. (Foto: dpa)