Musikalische Highlights
Kirche kann auch ganz anders ...
Gramzow / Lesedauer: 4 min

Deutsche Presse-Agentur
Wie gut, dass Tobias und Matthias Reich aus Frauenhagen sich schon als Kinder für Blasmusik interessierten. Im Wallmower Posaunenchor von Reinhard Henkys fanden sie vor nunmehr fast 20 Jahren Gleichgesinnte. Matthias nahm aufgrund seines persönlichen Interesses und eines familiären Anlasses etwas später die Gelegenheit wahr, sich vom damals neuen Pastor in Brüssow, Matthias Gienke, taufen zu lassen. Zu dieser Zeit entstand die Idee, mit dem Posaunenchor außer der „alten“ Kirchenmusik auch modernere Stücke aus Rock und Pop zu spielen. Vor zehn Jahren fand das erste Konzert dieser Art in der Kirche in Brüssow statt.
Schon damals zeichnete sich ab, dass das Konzept, auf diese Weise mehr Menschen in die Kirche zu holen, aufging. 2018 folgte die Gründung des Vereins „Moderne Musik in Kirchen e.V.“ zusammen mit den Freunden Max Fischer aus Pasewalk und Florian Matz, der gleichzeitig der Tontechniker ist. So gab man den vorher rein privat veranstalteten Konzerten einen Rahmen. Mittlerweile sind die jährlich stattfindenden Veranstaltungen eine feste Größe im Kalender der Kirche in Brüssow.
Jubiläum gefeiert
Das diesjährige Jubiläum sollte entsprechend gefeiert werden. Mit der Unterstützung von Sponsoren und einem Teil der Spenden aus dem Vorjahr wurde nicht nur ein eindrucksvolles und vielfältiges Konzertprogramm organisiert, sondern sogar ein Vorprogramm. Ab 17 Uhr verwandelte sich der Kirchplatz zur Partyzone mit Hüpfburg, Grill und Imbisswagen. Zur Einstimmung spielten Kinder der Musikschule Egert und die Schalmeienkapelle aus Altwarp auf. Der Andrang war immens. Im Gespräch mit dem Uckermark Kurier gab Tobias Reich zu, mit soviel Zulauf nicht gerechnet zu haben. Mehrfach musste Nachschub an Getränken und Speisen organisiert werden. Die Helfer hatten alle Hände voll zu tun, die mehr als 500 Gäste zu versorgen. Familie Reich war quasi vom jüngsten, gerade ein paar Tage alten Enkelchen, bis zum ältesten Familienmitglied, der Uroma, vor Ort. Mutter Reich gab hinterm Tresen Gegrilltes aus, während der Onkel den Grill bestückte.

Ab 19 Uhr startete bei bester Stimmung das Hauptprogramm in der Kirche, die mit der Lichtshow eine phantastische Kulisse bot. Bewundernswert, wie effizient die Bühne für die verschiedenen Setups eingerichtet war. Auch soundtechnisch holten die Organisatoren das Möglichste aus den Gegebenheiten heraus. Die Bands Projekt 2.0 aus Wallmow und LACØRE aus Rostock beeindruckten unter anderem mit Coverversionen von Slade („Far, far away“) oder Lady Gaga („Shallow“) mit tollen Stimmen und super Groove.
Musik am Lagerfeuer
Genauso gefeiert wurden Kinder der Musikschule Egert am Synthesizer, dem Akkordeon oder dem Schlagzeug, das Blechbläserensemble Takt und Ton, die Geigerin Dorota Witkowska und ihr Mann, Tomasz Witkowski, der aktuelle Charts an der Orgel präsentierte. Ab 21 Uhr fand man sich außerhalb der Kirche zur Musik am Lagerfeuer mit der Band Calamity Jane aus Berlin zusammen. Sie spielten bis zur Nachtruhe um 22 Uhr. Im Anschluss ließen einzelne Musiker mit einer Akustik-Session diese gelungene Veranstaltung ausklingen, mit deren Spendeneinnahmen auch in diesem Jahr wieder mehrere Kitas und Grundschulen mit neuen Musikinstrumenten versorgt werden können.
Im Walzerschritt verließ das Publikum wohl ‐ gleichfalls an diesem Nachmittag ‐ die Kirche in Gramzow. „Wiener Schmäh“ nennt das Salonorchester des Brandenburgischen Konzertorchesters Eberswalde sein Programm. Bekannte Melodien von Robert Stolz, Johann Strauß oder Peter Kreuder („Sag bei Abschied leise ‚Servus‘“) erfreuten das recht zahlreich erschienene Publikum. Carola Reichenbach, Spezialistin auf dem Gebiet der Operette, riss mit ihrer passenden Stimme so Manche(n) zum Staunen hin. Die launige Moderation mit vielen Anekdoten übernahm Katrin Zimmermann, Oboistin des Orchesters. Den Dirigierstab führte vertretungsweise Gábor Bolyán, eigentlich Schlagwerker.