Glaube in Corona-Zeiten
Kirchenfilme aus Brüssow spenden Trost
Brüssow / Lesedauer: 3 min

Konstantin Kraft
Da haben sich zwei gefunden. Der Brüssower Pastor Matthias Gienke und der Filmemacher Arne Hube drehen seit einigen Wochen filmische Kirchenführungen. Sie waren bereits in Grimme, in Menkin und in Bagemühl. Die Videos sind professionell produziert. Der Pastor beweist sich als Naturtalent vor der Kamera. Womit die beiden nicht gerechnet hatten, ist die beachtliche Resonanz. Die Videos werden hundertfach im Internet angeschaut. Immer sonntags gehen sie online. Darin drückt sich wohl eine Sehnsucht vieler Gläubiger nach Gemeinschaft in den Kirchen aus.
Schönheit der Gebäude
Die Filme sind jeweils zehn bis fünfzehn Minuten lang. Nicht länger, die Zuschauer sollen nicht verschreckt werden. Ziel sei es, den Spagat zwischen kulturgeschichtlichen Informationen zu den einzelnen Kirchen sowie einem geistlichen Beistand zu halten, erläutert der Pastor. Arne Hube, der seit 25 Jahren als TV-Journalist und Filmautor arbeitet, versteht es, die historischen Gebäude in ihrer vollen Pracht in Szene zu setzen.
Naturtalent vor der Kamera
„Die neugotische Kirche in Bagemühl ist 1877 aus den Ruinen des 30-jährigen Krieges wieder aufgebaut worden“, berichtet Matthias Gienke. Aus dem Inneren ist ein Orgelspiel zu hören. Die Akustik im Kirchenschiff sei besonders schön. Aus ganz Deutschland kämen Musiker in die Kirche, um dort ihre Aufnahmen zu machen. Dies und viel mehr erklärt der Pastor auch der Kamera des Filmemachers. Dass so viele Menschen die Videos im Netz verfolgen, rührt den Geistlichen. „Das optimale Video muss immer so wirken, als sei es unmittelbar vom Protagonisten aus dem Moment entstanden. Es muss wahrhaftig und authentisch sein“, meint der Filmemacher. Es dürfe nicht überproduziert oder inszeniert wirken.
„Matthias Gienke scheint in Sachen YouTube-Video ein Naturtalent zu sein. Er liefert „one-taker“, also er spricht einen Take einmal und dann ist er im Kasten.“ Dem Pastor gelinge es seine Inhalte wohldosiert und interessant aufzuteilen. „Und bei aller christlichen oder seelsorgerischen Botschaft ist auch immer ein Mehrwert an Informationen dabei“, lobt der Filmemacher. Der Wahl-Uckermärker wohnt mit seiner Frau in einem der Pfarrsprengel von Pastor Gienke. „Wir als Familie sind tief berührt von der Offenheit, Ehrlichkeit, Tatkraft, Geradlinigkeit und Zuverlässigkeit der Handwerker und der Einheimischen hier“, sagte er. Mit den Kirchenfilmen, die er ehrenamtlich dreht, möchte er den Menschen in Brüssow etwas zurückgeben.
Sehnsucht nach Zusammenkunft
Matthias Gienke nennt die Corona-Zwangspause auch eine „geschenkte Zeit“. Sie erlaube eine Rückbesinnung auf das, was wirklich wichtig ist. Die zurückliegenden Wochen habe Gienke produktiv genutzt. Der analoge Kirchenführer ist fertig. Er soll demnächst in den Druck gehen. Darüber hinaus habe er sich alle Kirchen im Sprengel genau angesehen und aufgelistet, was dort nach der Krise gemacht werden könnte. Und doch ist allerorten ein Gefühl stark vernehmbar. „Die Sehnsucht nach einem Zusammenkommen ist groß.“