Ungewöhnliche Aktion
Kirchengemeinde möchte Orgel verschenken
Templin / Lesedauer: 3 min

Michaela Kumkar
Eine der ältesten Orgeln in Templin wartet gut und fachgerecht verpackt auf eine neue Bestimmung. Vor zwei Jahren war das Instrument, das sich auf der Empore in der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Templin befand, von Mitarbeitern der Orgelbaufirma Schuke aus Werder abgebaut und eingelagert worden. Im Zuge der umfassenden Sanierung und Umgestaltung des Saales sowie des Gebäudes der Kirche hat die Gemeinde eine neue elektronische Orgel angeschafft. Aus zweierlei Gründen. „Anders als bei den evangelischen Landeskirchen spielt die Orgel uns eine eher untergeordnete Rolle“, so Pastor Manfred Frank. „Die Musik in unseren Gottesdiensten geschieht durch zeitgenössische Instrumente. Die Orgel wird eher als Kulturgut gesehen und erklingt hin und wieder bei besonderen Anlässen oder bei Konzerten.“ Deshalb und aufgrund der Tatsache, dass die Orgel dringend restaurierungsbedürftig ist, habe man sich entschieden, sie nicht wieder aufbauen zu lassen.
Auf abenteuerliche Klänge verzichtet
Die Gemeinde wäre jedoch bereit, das Instrument kostenlos abzugeben. „Schließlich handelt es sich dabei um ein Kleinod, wie unsere Recherchen ergeben haben.“ Erbaut worden sei die Orgel 1870 von August Ferdinand Wäldner aus Halle/Saale für die Dorfkirche in Trebitz. Mit elf klingenden Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Wäldner schien auf den ersten Blick kein berühmter Name unter den Orgelbauern zu sein. „Er baute hauptsächlich für Dorfkirchen. Während viele Orgeln in seiner Zeit mit allerlei technischen Neuerungen, abenteuerlichen Klängen und viel Schnickschnack ausgestattet wurden, hielt Wäldner konsequent am Alten fest. Nur klanglich gab es einige Reminiszenzen an die Zeit der Romantik. Außerdem zeichnete er sich dadurch aus, dass er sehr hohe Standards an die handwerkliche Qualität seiner Orgeln legte.“ Heute habe der Name Wäldner bei Kennern romantischer Orgeln einen ausgezeichneten Ruf. „Sie gelten als Kleinode“, der Uckermark Kurier berichtete.
Gemeinde suchte nach etwas Gebrauchtem
Seit 1982 befindet sich die Wäldner-Orgel in Templin. Die Evangelisch Freikirchliche Gemeinde Templin habe sie von der Evangelischen Kirchgemeinde Trebitz bei Wittenberg gekauft, berichtete der Pastor. „Dadurch wurde die Orgel davor bewahrt, auch Opfer eines Tagebaues zu werden.“ Die Templiner Gemeinde hatte zuvor keine Orgel, eine neue anzuschaffen, wäre zu teuer geworden. Also fiel die Entscheidung, nach etwas „Gebrauchtem“ zu suchen. „Ein Einzelspender hatte dafür genügend Geld zur Verfügung gestellt.“
Romantischer Klang sollte wieder hergestellt werden
Jetzt hoffe man, jemanden zu finden, der sich des Instrumentes annimmt. Im Gutachten der Firma Schuke wurde darauf hingewiesen, dass der romantische Klang der Orgel verlorengegangen sei. Trotzdem empfahlen die Fachleute, das Instrument nicht nur unbedingt zu erhalten, sondern auch im Sinne Wäldners zu restaurieren und für öffentliche Konzerte zugänglich zu machen. „Das würde auch uns sehr freuen. Bei einer Restaurierung sollte es hauptsächlich darum gehen, den romantischen Klang des Instrumentes wieder herzustellen“, so Pastor Manfred Frank.