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Fest in Prenzlau

Klösterliche Tafel in Prenzlau reich gedeckt

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Im Friedgarten gab es zum Hauptgericht Wildschwein- und Zwiebelrostbraten, Bohnen im Speckmantel, Rippchen an Sauerkraut sowie gegrilltes Hühnchen...
Veröffentlicht:20.06.2022, 14:25

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Speisen wie vor Hunderten von Jahren – das war am Wochenende im Prenzlauer Friedgarten möglich. Das Team des Dominikanerklosters hatte hier ein klösterliches Tafelfest ausgerichtet. Im Schatten der dicken Mauern und Bäume durften sich die Besucher bei sommerlichen Temperaturen im Freien an Speisen laben, die einst auch bei den Nonnen und Mönchen auf den Tisch kamen. Den archäologischen Grabungen bei Seehausen ist es zu verdanken, dass die Nachwelt weiß, welche Nahrungsmittel bereits damals in unserer Region zubereitet wurden. Die Gäste erfuhren am Rande des 3-Gänge-Menüs, dass im frühen Mittelalter neben Getreide, Obst und Gemüse auch schon Schweine- und Schaffleisch verarbeitet wurde. Außerdem aß man Gänse, Hecht, Aal, Wels sowie Pflaumen, Schlehen, Nüsse und Mohn.

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„Bei den Nonnen gab es schon alles, was eine festliche Tafel bieten sollte“, erklärte die Museologin Dr. Katrin Frey den knapp 40 Anwesenden. Auf manch früheres Rezept hatte man an diesem Abend allerdings mit Rücksicht auf den modernen Geschmack verzichtet. Auf die früher übliche Kombination von Fisch und Fleisch in einem Mahl beispielsweise hatten die Köche verzichtet, ebenso wie auf den Brauch, das Gericht wieder in der früheren Hülle (Federkleid) anzurichten.

Rezeptur abgewandelt

„Sie werden vermutlich ganz froh sein, dass wir da Kompromisse eingegangen sind“, sagte Dr. Frey lachend. In Anbetracht der zumeist mit dem Pkw angereisten Anwesenden wurden neben dem im 13./14. Jahrhundert üblichen Bier und Wein auch nichtalkoholische Getränke kredenzt. „Mineralwasser mit Kohlensäure gab es ja erst ab dem 18. Jahrhundert“, war am Rande zu erfahren. Schmecken ließen sich die zum Teil von weither angereisten Besucher nach einer üppigen Vorspeise aus Brot, Käse, Zwiebeln und Gurken beim Hauptgericht Wildschwein- und Zwiebelrostbraten, Bohnen im Speckmantel, Rippchen an Sauerkraut sowie gegrilltes Hühnchen. Statt Kartoffeln und Reis wurden der damals übliche Hirsebrei sowie Buchweizen-Mus kredenzt. Aus der Historie weiß man, dass die Mönche und Nonnen schon recht früh separate Speiseräume hatten, in denen getafelt wurde; allerdings nicht wie diesmal unterbrochen von fröhlichem Plaudern und Musik, sondern diszipliniert schweigend. Das Geschirr von damals wird als schlicht und funktional beschrieben, beim Besteck fehlte lange die Gabel. Stattdessen wurden nur Löffel und Messer als individuelles Gut stets an der Kleidung mitgeführt. Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch „den Löffel abgeben“, wenn jemand stirbt.

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Denn das tat er dann im wahrsten Sinne des Wortes. Auch die bloßen Hände wurden im Mittelalter noch zum Verzehr genutzt. Großer Wert gelegt wurde bei unseren Vorfahren darauf, dass sich beim Tafeln weder Übersättigung noch Trunkenheit einstellten. Der Verzicht auf fleischliche Produkte beim Fasten beispielsweise war wichtig. Ausnahmen gab es nur für Schwache und Kranke. Das unterschied den Abend im Friedgarten dann sehr von einstigen Zeiten, denn von allem gab es mehr als Überfluss. Für die kulturelle Umrahmung sorgten die vier Musiker von „Uhlenflug“, die das Mittelalter musikalisch erlebbar machen wollen. Sie wagten sich mit dem Publikum auf eine kulturelle Zeitreise. Ihr Repertoire umfasste Lieder und Instrumentalstücke aus ganz Europa, gedichtet unter anderem in Mittelhochdeutsch, in mittelalterlichem Latein, Spanisch und Englisch. Sie sagen selbst über sich: „Wir haben Spaß an fetziger Marktmusik.“