Hobbygärtner
Koch schafft sich tropisches Paradies hinterm Haus
Templin / Lesedauer: 4 min

Sigrid Werner
Mit Interesse verfolgt der Templiner Daniel Böge die Berichte über Hobbygärtner, wenn diese von ihren züchterischen Erfolgen berichten. So war jüngst die Rede von einer Riesen-Distel. In der Breite habe er sie schon, in der Höhe, so hofft er, werde er sie hoffentlich im kommenden Jahr toppen können. Mit der europäischen Distel will er es sogar mal in das Buch der Rekorde schaffen, hat er sich vorgenommen. Denn dass in seinem Garten so manches Gewächs tropische Ausmaße annimmt, liegt am ungewöhnlichen Hobby und Eifer des 38-Jährigen.
Tropengarten im Kleinen
Als seine Familie ein Haus im Norden der Kurstadt kaufen konnte, war für Daniel Böge sofort klar, aus dem verwilderten, zugewachsenen Garten ein Urlaubsidyll zu formen: „Einen Tropengarten im Kleinen“, erzählt er. Nach mehr als drei Jahren nimmt dieser schon beachtliche Formen an. An seinem Mini-Swimmingpool recken sich verschiedene Bananen-Bäume in die Höhe und die Breite, die einen Sicht– und Schattenschutz in heißen Sommern bieten. Darunter eine riesige rote Bananenpflanze „Ensete ventricosum Maurelii“ im Topf mit etwa 200 Kilogramm Gewicht, die er nun schon das vierte Jahr hegt. Im Winter komme die Pflanze in den Flur. Sie müsse frostfrei eingelagert werden, erzählt er. Ein ganz schöner Kraftakt. Manchmal muss er Riesenwurzeln ausbuddeln, um sie dann in ihr Winterquartier umzusiedeln. Je größer die Pflanzen werden, desto schwieriger das Umtopfen, denn sie einfach so in den uckermärkischen Sand zu setzen, das würde nicht funktionieren. Jede brauche ihr besonderes Nährbett. Aber auch die winterharte Faserbanane könnte wie die eine oder andere Pflanze auch unter hiesigen klimatischen Verhältnissen draußen kaum überleben. Für sie und noch einige andere Mimosen haust der Templiner dann auch sie oder seine Terrasse ein, damit sie schön trocken bleiben.
Mehr als „Standard“
Daniel Böge ist stolz darauf, dass seine exotischen Pflanzen sich bei ihm wohlfühlen und dass er Gewächse vorweisen kann, die „nicht der übliche Standard sind“, wie die Eidechsenwurz zum Beispiel, die einen rüsselartigen Kolben in einem Hochblatt ausbildet. „Der stinkt fürchterlich, aber lockt damit zwei Tage lang Fliegen für die Bestäubung an“, erzählt Daniel Böge.
Geheimnis: Licht, Wasser, Standort, Nährstoffe
Ja, seine Familie benötigt schon einiges Verständnis für sein Hobby, gibt er zu. Ein Blatt eines Elefantenohres könne einen Durchmesser von einem Meter erreichen. Die Bananenpflanzen schöben pro Tag mindestens einen Zentimeter. Seine Phönixpalme werde einmal die sechs Meter Höhe erreichen, erzählt er. Noch sei sie zu jung, um sie in frostigen Wintern draußen stehen zu lassen. Alles brauche seinen Platz, die richtigen Nährstoffe, Strom für das richtige, manchmal auch künstliche Licht und vor allen Dingen Wasser — und alles mit perfektem Timing. Überall im Garten stehen Regentonnen bereit. Wenn das nicht reicht, muss Wasser aus der Leitung über den Gartenwasserzähler gezapft werden. Stolz ist der junge Mann auch darauf, sein Hobby zunehmend mit den Pflanzen selbst finanzieren zu können. Denn nicht allen Gartenfreunden gelinge es so wie ihm, zuverlässig immer wieder auch gesunde Ableger von seltenen Urwaldpflanzen zu gewinnen. Interessenten bezahlen dafür gern auch mal ein paar hundert Euro.
Rosa Blaubeeren
Werde ihm das nicht irgendwann einmal zu viel? „Wenn ich auf Arbeit den ganzen Tag hinterm Herd stehe, kann ich mich bei diesem Hobby an der frischen Luft richtig entspannen“, schwärmt der 38-Jährige, der von Beruf Koch ist und im „Shanty“ gern auch kreativ tätig sein darf. Und manchmal inspiriert es ihn auch zu völlig neuen Kreationen in der Küche. Denn man staune: Neben den raumgreifenden tropischen Gewächsen findet auf den 110 Quadratmetern Gartenfläche auf dem Hof des Reihenhauses noch so manches andere Platz. Im Minigewächshaus gedeihen frische Kräuter, die ihren Namen auch verdienen, und sogenannte Microgreens, also Keimlinge mit jungen Blättern, die er so manches Mal auch zum Garnieren mit auf Arbeit ins „Shanty“ trägt. Tomaten passiert er bei Überfluss für die Tomatensuppen im Winter. Böge zeigt schwarze Paprika, seltene Apfelsorten, rosa Blaubeeren, gelbe Himbeeren, eine riesige Hibiskusblüte und natürlich seinen Cabernet Sauvignon, von dem er selbst Wein ansetzt und der in diesem Jahr so prächtig gediehen ist. Eigentlich bräuchte er nicht in den Urlaub zu fahren, schließlich habe er hier alles. Den Frankreich-Trip gab es für Frau und Sohn natürlich dennoch. Schließlich will er nicht nur seine Pflanzen bei Laune halten.