Petition gegen Verbeamtung

Kritiker werfen Lehrerin Neid und Missgunst vor

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Bis Dienstag haben bereits über 722 Leute die Online-Petition von Henrike Vogel unterzeichnet, in welcher diese die Verbeamtung unqualifizierter Lehrkräfte moniert.
Veröffentlicht:24.01.2023, 14:00
Aktualisiert:24.01.2023, 17:33

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Die Pläne der Landesregierung, Seiteneinsteiger künftig schon mit Bachelor-Abschluss zu verbeamten sowie mit den Besoldungsstufen A11 beziehungsweise A12 einzustellen, sorgen weiter für Zündstoff in Lehrer- und Elternschaft. Nach dem Bericht über die Petition von Henrike Vogel, die vor allem moniert hatte, dass die Neuregelung unabhängig davon gelten soll, ob das studierte Fach in irgendeiner Weise mit einem Unterrichtsfach zusammenhängt, gab es viele Leserreaktionen.

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Die meisten pflichteten der Grundschulpädagogin, die dagegen Sturm läuft, bei. Das Gros ist wie die 29-Jährige der Meinung, dass diese neue „Lehrerlaufbahn” nicht die Lösung des Fachkräftemangels sein kann. Tanja Fritsch kommentierte beispielsweise unter der Online-Petition der Prenzlauerin, dass sie es unverschämt finde, dass „Seiteneinsteiger das Gleiche verdienen sollen wie eine Person, die auf Lehramt studiert hat.” Die Petitionsunterzeichnerin Marie Markhoff pflichtet bei, dass eine lange Ausbildung belohnt werden müsse.

Erheblicher Aufwand

Jan Harnisch hat die Forderungen unterschrieben, „weil ich trotz qualifiziertem Studium in Mangelfächern und Referendariat in fünf Bundesländern nicht angenommen wurde und erst mit erheblichem Aufwand fachfremd ein Start ins Berufsleben als Lehrer möglich war. All das sehe ich entwertet, wenn falsche Personalpolitik und Bildungsutopien der Politik dann auch noch solche Krücken zulassen und trotzdem an den alltäglichen Bedingungen nichts ändern.”

Anna-Maria Maciej schrieb: „Ich finde den Vorschlag respektlos gegenüber regulär ausgebildeten Lehrkräften.” Werner Guth fragt sich allerdings, „warum Lehrer überhaupt verbeamtet werden müssen. Die Lehrer üben doch keine hoheitlichen Tätigkeiten aus.”

Massiver Unterrichtsausfall

Toni Mahoni wiederum bemängelt, dass die Verfasserin nur sage, was sie nicht möchte und weniger qualifizierten Kollegen nicht die Verbeamtung gönne: „Leider hat aber auch sie keine Ideen, was die qualifizierte Lehrerschaft gegen massiven Unterrichtsausfall seit Jahren machen kann. Für die Kinder ist ein weniger qualifizierter Lehrer besser als zwei Stunden Ausfall. Das Beamtentum für Lehrer gehört grundsätzlich abgeschafft, auch für diese Dame. Lehrer müssen nach Leistung bezahlt werden und kündbar sein. Dann hat sie auch keinen Grund mehr für ihre Missgunst.”

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Lars Asmus wies in einem Kommentar auf der Facebook-Seite „Wir sind Uckermärker” zudem darauf hin, dass doch niemand unqualifiziert verbeamtet werden solle. Der Prenzlauer zitierte Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld, welche klargestellt hatte, dass Bewerber für diese Beamtenlaufbahn mindestens 18 Monate eine zusätzliche Zertifikats-Qualifizierung absolvieren müssten: „Da hat sie (Henrike Vogel, d. Red.) ihre ganze schöne Petition umsonst vorbereitet.”

Reformversuch entwertet Mühe

Die Verfasserin hält entgegen, dass sich ihr die angekündigte Zusatzqualifizierung nicht erschließe, „da es bereits Modelle der Qualifizierung von Seiteneinsteigern gibt, bei der berufsbegleitend vollumfänglich pädagogische und fachliche Inhalte nachgeholt werden. Dieser Reformversuch entwertet die Mühen all jener, die sich im regulären Lehramtsstudium befinden oder harte Arbeit in der berufsbegleitenden Qualifizierung leisten. Der Anreiz, ein vollständiges Studium abzulegen, verschwindet aufgrund des geringen finanziellen Vorteils, den vollständig qualifizierte Lehrkräfte hätten.”

Henrike Vogel steht seit letzter Woche in Verbindung mit dem Brandenburgischen Lehrerverband beruflicher Schulen (BLV) und dem Deutschen Philologenverband Berlin/Brandenburg (phv), die die Reform zuvor in einem Offenen Brief kritisiert hatten, und die Petition nun ebenfalls unterstützen.

Laut einer aktuellen parlamentarischen Drucksache des Landtages Brandenburg ist der Anteil der Seiteneinsteiger auch an uckermärkischen Schulen beachtlich:  Dieser liegt beispielsweise an der Prenzlauer Grabow-Gesamtschule bei 13 von 38,  an der Grundschule Gramzow bei 9 von 16 und an der Grundschule Boizenburger Land bei 6 von 11. 

Link zur Petition: https://chng.it/QQ8brphr