Angebot in Lychen
Künstler und Kunsthandwerker hängen am roten Faden
Lychen / Lesedauer: 2 min

Birgit Bruck
Der „Rote Faden“ wurde vor zehn Jahren von Künstlern und Kunsthandwerkern in der Flößerstadt „erfunden“, als bunter Höhepunkt in der zähen Zeit zwischen Spätsommertrubel und Adventslichtern, als Angebot an Gäste, die Lychen auch und besonders nach der Saison mögen und nicht zuletzt als Selbstvergewisserung der Akteure. Dieses Wir-sind-noch-da mag in diesem Jahr eine besondere Rolle gespielt haben, als Wollfäden und Schilder nach der coronabedingten Pause im Vorjahr wieder herausgeholt wurden. Es geschah eher zögerlich und „unter Vorbehalt“, es waren weniger Stationen zwischen der Kleinen Galerie von Renate Trottner, den Galerien und Läden im Zentrum, vom Atelier von Mia Chammas bis zur Galerie „Kunstplatz“. Aber der Rote Faden war da.
Notfallset für dunkle Zeiten
Kaffee, Punsch und geschmierte Stullen unter den November-Resten der prächtigen Kletterrose draußen, Kraftfrauen aus Keramik, Pläne und Visionen drinnen: Michaela und Mathias Ambellan begrüßten die neugieren Schlenderer, die zumeist nach kurzem Zögern am Tor näherkamen, in der „Landliebe“-Kulisse ihres Hofes. Gucken, hören, reden. Über das Lychen-Museum zum Beispiel, ein Ambellansches Herzensprojekt, das an der Kienofenpromenade im Entstehen ist und so etwas wie das Gedächtnis des Ortes werden soll. Probleme gibt es, wie derzeit bei vielen Bauprojekten, ist zu erfahren. Und wer es unterstützen will, für den hat Mathias Ambellan ein käuflich zu erwerbendes Notfallset für dunkle Zeiten gebastelt: Kerze, Untersetzer, Streichhölzer. Das Signal: Ohne langen Atem und Visionen wird es nicht gehen – und ohne Augenzwinkern auch nicht.
Zwischenbürstliche Beziehungen
Im Alten Kino ist alles frisch gestrichen und neu möbliert, die Kaffeemaschine produziert sehr genießbaren Kaffee und eigentlich will Helge Hoefs, der neue Betreiber, jetzt richtig loslegen. Veranstaltungen, Kunstprojekte, Workshops, Seminare, Kurse, Kino, Jugendarbeit. Er wird sich aktuell auf Letzteres beschränken müssen, denn unter den jetzt geltenden 2G-Regeln sieht er sich nicht in der Lage, seinen Anspruch eines Angebots „für alle“ umzusetzen. Irgendwann greift er zur Gitarre und malt einen Klangteppich für die „Zwischenbürstlichen Beziehungen“ von Walter Mangold. Die vieldeutigen Bürsten-Skulpturen schaffen eine fast philosophisch-skurrile Szenerie: „Der Lauf der Dinge“ vollzieht sich auf dem legendären (aber spiegelverkehrten) Übergang der Abbey Road; „Borst und Bürste“ scheinen die einzigen, die derzeit gefahrlos die Köpfe eng zusammenstecken. Die Gäste erschließen sich das Geschehen, „lesen“ in den Figuren.