StartseiteRegionalUckermark„Last Christmas“ kann sich bald keiner mehr leisten

Stille Weihnachtsmärkte?

„Last Christmas“ kann sich bald keiner mehr leisten

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Die GEMA ist auf dem besten Weg, den Menschen die Weihnachtszeit zu vermiesen. Auch in der Uckermark dürften künftig nur noch alte Kamellen zu hören sein.
Veröffentlicht:21.11.2023, 18:17

Von:
  • Claudia Marsal
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Prenzlaus Citymanagerin Susanne Ramm ist in Rage. Und sie weiß sich mit ihrer Empörung in guter Gesellschaft. Denn deutschlandweit gehen zurzeit die Veranstalter von Weihnachtsmärkten auf die Barrikaden, weil ein Supergau droht. Was ist passiert?

Die GEMA  (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) hat mit einer Information zu geänderten Tarifen für Aufregung gesorgt. Bislang bemaßen sich die an die Organisation zu entrichtenden Gebühren im Advent an der beschallten Fläche. Zum Vergleich: Für das Areal am Marktberg zahlte die Stadt bisher einen Obolus für 1500 Quadratmeter. Dafür hatte man  dieses Jahr bereits 4600 Euro beiseitegelegt.

„Doch plötzlich hieß es, dass künftig die gesamte Veranstaltungsfläche zur Anrechnung gebracht wird, sprich vom ersten bis zum letzten Stand und von Hauswand zu Hauswand“, beschreibt Susanne Ramm das Dilemma: „In unserem Fall wäre das dann bis runter zur Marienkirche und rüber zur B109. Für 16 Weihnachtsmarkttage kämen wir somit auf 25 000 Euro, die uns die GEMA aufgrund dieser Änderung in Rechnung stellen würde.“

Stille Nacht, heilige Nacht - droht uns das bald wortwörtlich? (Foto: Foto: © VRD - Fotolia.com)

Urteil des Bundesgerichtshofs

Zwischenzeitlich sei dann zwar die Information gekommen, dass 2023 noch alles beim Alten bleiben werde, so sich im Vergleich zu 2022 an den Rahmenbedingungen nichts geändert habe, ließ Susanne Ramm wissen.

Doch ihr und allen anderen Veranstaltern ist klar: Ab 2024 wird ‐ Bezug nehmend auf ein 2011 bestätigtes  Urteil des Bundesgerichtshofes ‐ besagte Erhöhung in Kraft treten, so dieses nicht jemand anficht oder kippt. „Das Ganze ist völlig unangemessen und geht aus unserer Sicht gar nicht“, schimpft die Prenzlauer Citymanagerin im Gespräch mit der Redaktion. Auch im Verband „Citymanagement-Ost“ sei das seit Tagen der Daueraufreger, erzählt die engagierte Organisatorin. Sie berichtet, dass die Städte unterschiedlich damit umgingen. Sie wisse aber von keiner Kommune, die fähig beziehungsweise gewillt sei, diese horrenden Summen für die GEMA  aufzubringen.

Die Veranstaltungsfläche am Marktberg ist relativ groß. (Foto: NK-Archiv)

Nur noch alte Kamellen

Die ersten Veranstalter hätten bereits angekündigt, nur noch GEMA-freie Musik spielen zu wollen, „also alte Kamellen, die niemand hören will.“ Prenzlau wird im Dezember bereits schweren Herzens darauf verzichten, die Friedrichstraße zu beschallen. Live-Konzerte soll es 2024 nicht mehr geben.

„Es ist wirklich eine riesengroße Sauerei, dass man den Menschen auf diese Weise ihr Weihnachtsfest vermiest“, empört sich die Vertreterin der Stadtverwaltung. Unterlaufen könne man das nicht, ist ihr klar, denn die GEMA habe die Coronazeit genutzt, um mittels Google Maps und anderer Dienste die betreffenden Flächen in den Veranstaltungsorten auszumessen.

Auf dem Prenzlauer Weihnachtsmarkt ist immer viel los. (Foto: NK-Archiv)

Aus Potsdam kam dieser Tage die Info, dass die dortigen Macher schon 2023 nur noch GEMA-freie Musik spielen werden.

Alte Titel gekauft

Diese Titel seien bereits gekauft worden, hieß es von der dortigen AG Innenstadt. Wer dort in den nächsten Wochen moderne Weihnachtslieder wie „Jingle Bells“ oder „Last Christmas“ erwarte, werde enttäuscht, bedauern die Veranstalter.

Dafür würden aber spezielle Versionen von „Stille Nacht“, „Oh du Fröhliche“ und „Oh Tannenbaum“ aufgelegt. Wer‘s mag ...