Fahrstuhl-Drama im Windrad

Menschliches Versagen nicht auszuschließen

Storkow / Lesedauer: 3 min

Die Enertrag-Belegschaft nahm in tiefer Trauer Abschied von ihrem 55-jährigen Kollegen. Er kam beim Absturz einer Befahranlage in einem Windkraftrad ums Leben. Aus dem Landesamt für Arbeitsschutz gibt es erste Erkenntnisse zu dem tragischen Arbeitsunfall. 
Veröffentlicht:13.10.2015, 18:32

Von:
  • Benjamin Vorhölter
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„Es war ein bewegender und trauriger Anlass“, sagte Enertrag-Pressesprecher Robert Döring. Mit einem Bus fuhren 80  Mitarbeiter des Energieunternehmens am Donnerstag nach Zichow. Dort nahmen sie an der Beerdigung ihres 55-jährigen Kollegen teil. Die Enertrag-Vorstände Matthias König und Jörg Müller sowie die Mitarbeiter aus der Leitwarte verabschiedeten sich von dem Kollegen, der durch einen tragischen Arbeitsunfall ums Leben kam.

Der 55-Jährige wartete gemeinsam mit einem 31-jährigen Kollegen eine Windkraftanlage bei Storkow. Nach ihrem Einsatz in der Gondel des Windrades stürzte die Befahranlage ab. So werden die Maschinen genannt, die wie ein Fahrstuhl funktionieren. Der 55-Jährige verunglückte bei dem Arbeitsunfall tödlich. Sein 31-jähriger Kollege kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Medienberichten zufolge ist er mittlerweile aus dem Koma erwacht.

Kein Raum für Spekulationen

„Wir stehen solidarisch an der Seite der Familien und sind regelmäßig in Kontakt mit ihnen“, sagte Robert Döring. Er teile den Wunsch der Witwe, zu erfahren, was passiert ist. Nach seiner Kenntnis sei der Absturz einer Befahranlage in der Windkraftbranche ein Novum. Deshalb werde umso gründlicher nach der Unfallursache gesucht.

Einen ersten Beitrag dazu hat Enertrag bereits geleistet. Mitte der vergangenen Woche sei eine Prüfstelle mit der Aufklärung der Unfallursache beauftragt worden, sagte Robert Döring. Welche Umstände genau den Absturz der Befahranlage bewirkt haben, ist immer noch unklar. Im Interesse der Hinterbliebenen werde Enertrag keinen Raum für Spekulationen geben, sagte Robert Döring.

Anlage wird im Labor untersucht

Indes gibt es aus dem Landesamt für Arbeitsschutz erste Erkenntnisse. Nach ersten Ermittlungen vor Ort haben die Bremse der Seildurchlaufwinde sowie die Auffangvorrichtung nicht ausgelöst, sagte Marina Ringel, Sprecherin des brandenburgischen Arbeitsministeriums, dem Uckermark Kurier. Wie es dazu kommen konnte und ob mehrere Sicherheitssysteme versagt haben, dazu laufen die Untersuchungen noch.

Nachdem die Unfallstelle durch eine zugelassene Prüfstelle begutachtet wurde, erfolgte die Demontage der Sicherungssysteme, informierte Marina Ringel. In einem Labor der Prüfstelle werden nun die einzelnen Bauteile untersucht. Die Prüfung dauere an. Deshalb liegen noch keine Ergebnisse vor. „Menschliches Versagen kann nach wie vor nicht ausgeschlossen werden“, sagte Ringel.

Befahranlagen dieser Art werden nach ihren Angaben seit Jahren ohne Probleme genutzt. Dem Landesamt für Arbeitsschutz liegen keine Erkenntnisse vor, die an der Sicherheit der Anlagen und Sicherungssysteme zweifeln lassen.

Direkt nach dem Arbeitsunfall hatte Enertrag seinen Mitarbeitern die Nutzung von Befahranlagen in Windkrafträdern untersagt. Mittlerweile hat sich das geändert. „Wir haben unsererseits die Nutzung wieder zugelassen, außer für bestimmte Typen“, sagte Robert Döring.