Museumstag Wittstock

Mit Dreschflegel das Korn aus der Ähre geholt

Wittstock / Lesedauer: 3 min

Das Heimat- und Bauernmuseum in Wittstock will alte Handwerkstraditionen in der Landwirtschaft lebendig halten.
Veröffentlicht:07.08.2022, 18:34

Von:
  • Horst Skoupy
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Wie mühselig es war, das Korn aus geerntetem Getreide zu dreschen, davon bekamen am Sonnabend Besucher des fünften Museumstages in Wittstock einen Eindruck. Tobias Kersten, erster Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins zu Wittstock e.V., hatte den neunjährigen Tristan aus Trebenow überreden können, mit Dreschflegel und einfachem Holzstock auf die Getreideschwaden einzuschlagen und wie unsere Vorfahren auf diese Weise das Korn aus den Ähren zu lösen.

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„Als Museum sehen wir unsere Aufgabe darin, die Erinnerung an die körperlich schwere Arbeit in der Landwirtschaft wach zu halten und zu zeigen, wie Maschinen durch die technische Entwicklung diese Arbeit allmählich erleichterten“, sagte Tobias Kersten, der selbst Landwirt ist. Bei ihren Museumstagen setzen sich die Mitglieder des Vereins deshalb immer besondere Schwerpunkte. In der Vergangenheit zeigten sie, wie die Ernte vom Feld kommt, diesmal stand ihre Verarbeitung im Vordergrund: Korn, das noch mühsam von Hand auf dem Mahlstein zu Mehl und Schrot gemahlen wurde. Wie der Mahlstein von einer Maschine ersetzt wurde, die zunächst noch von Hand gedreht werden musste. Die wieder etwas später von einem Dieselmotor über einen Riemen angetrieben wurde. Bis hin zum heutigen Mähdrescher, bei dem Ernte und Drusch in einem Arbeitsgang erfolgen.

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„Ich kenne das Museum noch aus meiner Schulzeit“, sagte Roland Gäde, der Papa von Tristan. „Hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken“, meinte er. Der Trebenower hatte die Gelegenheit genutzt, mit seinem Sohn auf einer Oldtimer-BMW-Seitenwagenmaschine nach Wittstock zu kommen. Damit war er nicht der einzige. So knatterte Oldtimerfan Andreas Ludwig auf einer „Brockenhexe“ auf das Festgelände, einem Trecker Baujahr 1951 aus DDR-Produktion in Nordhausen. Mc Cormick-Fan Dietmar Krause aus Schapow hatte einen restaurierten und voll funktionstüchtigen Mähdrescher aus dem Jahr 1964 sowie einen Schlepper des Herstellers, Baujahr 1972, mitgebracht, und nicht zu vergessen – einen Trabi. „Es gibt eine Reihe Oldtimerfans ringsherum, die historische Technik zu Hause haben. Sie regten an, unser Museumsfest mit einem aktiven Oldtimertreffen zu verbinden. Der Anregung sind wir gern gefolgt“, erzählte Tobias Kersten.

Flauschige Angelegenheit

Bei ihren Festen versuchen die Vereinsmitglieder zudem, sich Gäste einzuladen, die zum Thema passen. Unter dem Motto „Vom Schaf bis zum Pullover“ zeigten vier Frauen und mit Uwe Schröder auch ein Mann aus Neubrandenburg, wie viele Arbeitsgänge notwendig sind, bis die Wolle der Schafe versponnen und zu Kleidung verarbeitet werden kann. Ein kleiner Flohmarkt, Kunsthandwerkliches aus Holz sowie ein Futtermittelmarkt für Kaninchen- und Geflügelzüchter luden zum Bummeln ein.