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Mit Radfahrer-Blick planen

Hammelspring / Lesedauer: 2 min

Die neue Kannenburger Schleuse ist nicht zuletzt eifrigen Mitarbeitern Templins zu verdanken. Doch etwas Kritik ist berechtigt, findet Sigrid Werner.
Veröffentlicht:18.09.2023, 12:08

Von:
  • Sigrid Werner
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Man kann den Frust des Schleusenbau-Spezialisten und der Stadt schon verstehen. Schließlich haben sie zusätzlich zum üblichen Pensum die Regie beim Bau der Kannenburger Schleuse geführt. Da stemmen sie ein zweistelliges Millionen-Projekt für den Wassertourismus in Krisenzeiten, und dann nörgeln die Leute wegen einer Fußgängerbrücke, die gerade mal knapp 200 000 Euro kostet und ohnehin nur Bonus im Projekt war. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul? Oh doch. Schließlich wurde auch hier Steuergeld verbaut.

Eine barrierefreie Rampe in die Heide für Rollifahrer zu bauen, wäre vermutlich wirklich Geld in den Sand gesetzt. Auch wenn ich allen Betroffenen den Anblick der blühenden Heide gönne. Dann vielleicht doch mit der Kutsche ins Naturschutzgebiet. Fitte Wanderer und Radfahrer, Einheimische wie Touristen, indes haben indes die Kleine Schorfheide längst als Ausflugsziel für sich entdeckt. Die Region wirbt damit. Klimafreundlich Urlaub in der Heimat zu machen, sich bewegen und mit dem Rad, statt dem Auto auf Rundkurs gehen, ist in und gewollt. Wenn also eine Brücke schon nicht rollstuhlgerecht gebaut werden kann, warum dann aber nicht ein bisschen radfahrerfreundlicher? Warum stattdessen so, dass selbst rüstige Radler auf dem steilen Brückenstieg aus der Spur geworfen werden können?

Die Fußgängerbrücke an der Kannenburger Schleuse soll noch weiter nachgebessert, als nächstes der Handlauf verändert werden.  (Foto: Sigrid Werner)

Das mühsam erkämpfte Bonusgeschenk sollte vermutlich nicht auch noch Millionen kosten, das Pferd nicht neu erfunden werden, der Mehraufwand vertretbar bleiben. Dennoch: Mit gutem Willen, so der Laie, aber vor allem mit einem Radfahrer-Blick hätten sich Wasserschifffahrtsamt, Planer, Stadt und Ingenieure Kritik, fipsige Nacharbeit ersparen können und am Ende vielleicht Steuergeld gespart. Und der neue Schleusenbau-Spezialist hätte seinen verdienten Ruhm einstreichen können, ohne dass in der öffentlichen Wahrnehmung nun ausgerechnet der kleine Makel im Gedächtnis haften bleibt.