Bauern-Proteste

Morddrohung gegen junge Landwirtin aus der Uckermark

Bandelow / Lesedauer: 2 min

An der Spitze der bundesweiten Bauern-Proteste steht eine junge Frau aus der Uckermark. Johanna Mandelkow hat Bauernbashing schon in schlimmster Form erlebt.
Veröffentlicht:25.11.2019, 12:37
Aktualisiert:06.01.2022, 14:46

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Als Landwirtin ist Johanna Mandelkow frühes Aufstehen gewöhnt. Am Dienstag muss sie besonders zeitig aus den Federn. Die 23-Jährige wird als Hauptorganisatorin der bundesweiten Bauernproteste ab 7 Uhr am Brandenburger Tor auf die Ankunft der Traktoren warten. Die Bandelowerin rechnet mit über 10 000 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet. Allein 100 Erntemaschinen sollen aus der Uckermark in die Hauptstadt rollen. Sie starten in aller Herrgottsfrühe. Treffpunkt für die Route 1 Nord/Ost Prenzlau – Schwanebeck ist beispielsweise punkt 3.30 Uhr bei McDonalds. Die Veranstalter kalkulieren eine Fahrtzeit von dreieinhalb Stunden ein – so es der Verkehr zulässt. Johanna Mandelkow ist bewusst, dass das ganztägig für enorme Einschränkungen auf den Straßen rund um Berlin und in der Metropole selbst sorgen wird. Aber das soll es auch, denn für die deutschen Bauern ist es „5 vor 12”, versichert die Agrarstudentin. Die Stimmung in der Bevölkerung sei schlecht, was die einheimische Landwirtschaft anbelangt.

Mit dem Tod bedroht

Sie selbst habe Bauernbashing schon in schlimmster Form am eigenen Leib zu spüren bekommen: „Nahe Bandelow hat mich ein Mann mit dem Tod bedroht.” Sie habe an diesem Tag auf dem Acker Staub aufgewirbelt, weil es so trocken war, erinnert sich Johanna Mandelokow zurück: „Da kam er angerannt und hat mich aufs Übelste beschimpft. Im Weggehen schrie er: 'Irgendwann stech' ich euch alle ab'.” Heute ärgert sich die junge Frau, nach der Morddrohung nicht die Polizei gerufen und ihn angezeigt zu haben: „Wir Landwirte dürfen uns nicht weiter gefallen lassen, dass man uns als Tierquäler und Umweltverpester diffamiert.”

Regierung unglaubwürdig

Die Kundgebung in Berlin soll aber nicht nur die Wahrnehmung der Bürger verändern, sondern richtet sich vornehmlich an die Politik. Johanna Mandelkow ärgert, dass den Erzeugern hierzulande vom Staat immer strengere Vorschriften aufdiktiert würden und parallel dazu Handelsabkommen mit Ländern geschlossen würde, in denen Standards überhaupt nicht nachvollziehbar seien.

Vollends unglaubwürdig mache sich die Bundesregierung, wenn sie hierzulande die landwirtschaftliche Erzeugung mit ökologisch sinnlosen Auflagen herunterregele und gleichzeitig durch das Mercosur-Handelsabkommen Einfuhren aus Ländern ermöglicht, wo Glyphosat in vielfacher Dosis mit dem Hubschrauber ausgebracht wird.