StartseiteRegionalUckermarkNach 20 Jahren beide Apotheken verkauft

Grenzenlose Hilfe

Nach 20 Jahren beide Apotheken verkauft

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Der Lionsclub hatte dieser Tage einen interessanten Besucher zu Gast. Andreas Portugal sprach über sein Engagement für eine unabhängige Hilfsorganisation.
Veröffentlicht:19.11.2023, 14:00

Von:
  • Claudia Marsal
Artikel teilen:

Der Prenzlauer Apotheker Michael Kranz hatte kürzlich einen Berufskollegen mit einer interessanten Vita in die Uckermark eingeladen. Andreas Portugal sprach beim Lionsclub über sein Engagement für eine gemeinnützige Hilfsorganisation. Sein Studium der Pharmazie hat der heute 49-Jährige einst mit einer Diplomarbeit im Bereich „Pharmazeutische Geschichte“ und der Approbation abgeschlossen. Im Anschluss war er mit seiner Frau mit dem Rucksack in Südostasien unterwegs. Mit nur 26 Jahren übernahm er dann zwei Apotheken in der Nähe von Greifswald.

Der Saal war gut gefüllt an diesem Abend. (Foto: Privat)

Als Impfstoff-Koordinator aktiv

Neben seiner Tätigkeit als „Kleinstadt-Apotheker“ engagierte er sich ehrenamtlich und leidenschaftlich für „Apotheker ohne Grenzen“. Zahlreiche Einsätze im In- und Ausland hat er bereits absolviert: „Nach 20 Jahren habe ich meine beiden Apotheken verkauft, um noch einmal andere Herausforderungen zu suchen.“ Bisher zählt dazu die stellvertretende medizinische Leitung des Impfzentrums Rostocks, die Funktion als Impfstoff-Koordinator und eine hauptamtliche Anstellung bei ‚Apotheker ohne Grenzen‘ als Ukraine-Koordinator der pharmazeutischen Hilfe nach dem Angriffskrieg Russlands.

„Ganz und gar nicht heldenhaft, sondern bescheiden und demütig“, so habe er Andreas Portugal erlebt, resümierte Michael Kranz nach dessen Vortrag: „Er ist ein Mensch, der etwas in der Welt zum Positiven verändert. Ein absolutes Vorbild für mich.“

Abgabe von Arznei

Genau wie „Ärzte ohne Grenzen“ ihre üblichen Aufgaben außerhalb von Deutschland wahrnehmen würden, machten das auch Apotheker: Organisation der Arzneimittel und Abgabe mit Beratung.

„Allerdings fallen viele zusätzliche Aufgaben an. So ist der eigentlich handwerklich nicht so begabte Andreas Portugal oft der Hausmeister im Einsatzgebiet“, verriet Michael Kranz im Anschluss. Dass es einmal mit dem Ahrtal sogar zu einem Einsatz innerhalb Deutschlands kommen würde, hätte dieser allerdings nie gedacht. Eine wichtige Botschaft für die Bevölkerung hatte der Gast auch: „Wichtig war ihm, zu vermitteln, dass die Leute keine alten Arzneimittel spenden sollen. Teilweise kostet die Entsorgung mehr als die Anschaffung der benötigten Mittel. Es gibt spezielle Kits, die extra für Krisengebiete erarbeitet wurden und sehr hilfreich sind.“

Die Zuhörer vom Lionsclub erfuhren auch, dass die „Apotheker ohne Grenzen“ keine Reisegesellschaft sind. Wer erwarte, innerhalb von einer Woche nach Afrika zu reisen und einem kleinen Kind zu helfen, der werde sicherlich enttäuscht sein, so das Fazit. „Am Anfang stehen wichtige Schulungen; besonders interkulturelles Wissen und psychologische Aspekte werden vermittelt. Teilweise kommt erst im Anschluss eines Einsatzes die mentale Belastung zum Vorschein“, hat Michael Kranz dem Vortrag entnommen.

Michael Kranz lud sein Vorbild nach Prenzlau ein, wo er kürzlich die Präsidentschaft im Lionsclub übernommen hat. (Foto: Claudia Marsal)

Streiktag angekündigt

Der Uckermärker wiederum bereitet schon den nächsten Streiktag vor, um am 29. November mit weiteren Kollegen nach Dresden zu reisen. „Unsere Apotheke bleibt an besagtem Mittwoch geschlossen.“ Man gehe auch für die Patienten auf die Straße, versicherte er. „Warum? Es gab keine Honoraranpassung seit 2004, dafür aber Kürzungen und keinerlei Inflationsausgleich. Die Inflation ist seit 2004 um 42 Prozent gestiegen, ebenso die ausufernde Bürokratie. Mit dem Ergebnis, dass fast 400 Apotheken in 2022 geschlossen haben.“ Man wolle sich mit dem Ausstand gegen die absurde Willkür der Krankenkassen wehren und auf anhaltende Lieferengpässe aufmerksam machen.