Deutsche Bahn
Nicht nur ein Ärgernis bei der Bahn
Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Sven Wierskalla
Dass Bedienstete der Deutschen Bahn, wie eine Schaffnerin in einem ICE zwischen Angermünde und Prenzlau, nicht wissen, welche Fahrkarten gelten, hat selbst mich erstaunt, obwohl ich bei der Bahn schon so Manches gewohnt bin. Diese Unkenntnis ist allerdings nicht allein dieser Mitarbeiterin anzulasten, sondern auch denjenigen, die über Jahre den noch immer wuchernden Tarifdschungel im öffentlichen Nah– und Fernverkehr geschaffen haben. Das Deutschland–Ticket ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es kann nur der Anfang sein.
Keine Verkehrswende ohne Bahn
Große Teile der Politik propagieren aus Gründen des Klimaschutzes eine Verkehrswende. Die Menschen sollen häufiger Bus und Bahn fahren und das Auto stehen lassen. Doch das kann auf langen Strecken natürlich nur gelingen, wenn es funktionierende Bahngesellschaften gibt. Ein solches Schienenverkehrsangebot existiert in weiten Teilen Deutschlands aber nicht, das müssen sich auch Politikerinnen und Politiker eingestehen.
Gleich, ob häufige Verspätungen, Zugausfälle, gnadenlos überfüllte Waggons oder Züge, die innen völlig verdreckt sind — bei der Bahn stimmt das meiste nicht. Wenn man in Deutschland pünktlich mit einem sauberen Zug von A nach B fahren kann, kommt einem das fast schon vor wie ein Wunder. In anderen Ländern, insbesondere in vielen Staaten im fernen Osten, ist das hingegen selbstverständlich. Auch in Deutschland gab es — zumindest in den alten Bundesländern — bis in die 1990er Jahre eine Bahn, die wenigstens pünktlich und regelmäßig fuhr, die Bundesbahn.
Verfehlte Bahnreform wirkt nach
Das Elend bei der Bahn hat sich schon seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt, als die Politik den Unsinn beschloss, aus der Bahn eine profitorientierte Wirtschaftsgesellschaft zu machen, am besten noch mit abschließendem Börsengang. Der um die Jahrtausendwende erwogene Börsengang ist zwar längst abgeblasen, doch mit den übrigen Auswirkungen dieser völlig verfehlten Bahnreform müssen sich die Fahrgäste immer noch herumärgern.
Der Ärger wird wohl auch noch eine ganze Weile bleiben, selbst, wenn es irgendwann ein neues Bahnmanagement geben sollte, das die Fahrgäste und nicht die Profitabilität in den Mittelpunkt stellt.