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Intervallfasten

Nie wieder Frühstück essen?

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Weil der Blutdruck verrückt spielte, verordnete der Arzt Redakteurin Claudia Marsal eine strenge Diät. Seitdem fastet sie und bedauert vor allem eins ...
Veröffentlicht:19.11.2023, 05:00

Von:
  • Claudia Marsal
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Beim Bäcker duftet es verführerisch, als ich mir meinen „Coffee to go“ hole. Der Kunde ordert sechs ofenfrische Semmeln, eine Laugenstange und zwei Mohnzöpfe. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ach, was gäbe ich jetzt dafür, an einem hübsch gedeckten Frühstückstisch zu sitzen und mich an diesen Köstlichkeiten zu laben. Doch nichts ist. Bis 17 Uhr muss ich ohne Essen auskommen. Erst dann öffnet sich mein Nahrungsintervall wieder. Seit vier Wochen schon versuche ich, 16 Stunden und länger ohne Essen durchzustehen. In dieser Zeit ist nichts Kalorisches erlaubt.

Kaffee nur schwarz

Selbst den Kaffee trinke ich schwarz. Die Futterluke öffnet sich frühestens am Abend. Bis dahin muss ich nüchtern bleiben. So sieht es mein Intervallfasten-Plan vor. An den meisten Tagen gelingt es mir, 20 Stunden nichts Festes zu mir zu nehmen. Das hört sich schlimmer an, als es ist. Ich kann sogar meiner Familie Mahlzeiten zubereiten, ohne dass mir der Zahn  tropft. Nur Abschmecken muss dann halt jemand anderes.

Die Warnung der Waage sollte man nicht ignorieren. (Foto: Andrea Enderlein)

Gewicht abschmeißen

Die Waage dankt mir meine Askese. Vier Kilo sind in den letzten Wochen gepurzelt. Das ist ein angenehmer Nebeneffekt, denn eigentlich gelten die Bestrebungen mehr meinem Gesundheitszustand. Weil der Blutdruck fernab von gut und böse war und ich keine Medikamente nehmen wollte, blieb mir nur eins: Gewicht abschmeißen. Jedes Pfund, das verschwindet, erleichtert meiner Pumpe die Arbeit. Ich habe keine Lust, irgendwann mit Herzproblemen in der Klinik zu landen. Dass ich auf Frühstück und Mittag verzichte, hat vor allem den Grund, dass wir abends alle daheim sind und wenigstens eine gemeinsame Mahlzeit einnehmen wollen. Aber auf ewig das Frühstück canceln ...? Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Brötchen riechen doch so verdammt lecker. Haben Sie einen Tipp, was sonst noch blutdrucksenkend wirkt? Außer Sport, denn die Bewegung habe ich natürlich auch intensiviert.

Weil der Blutdruck verrückt spielte, verordnete der Arzt Diät. (Foto: Christin Klose)

Den meisten ist es wurst

Der Nordkurier hatte kürzlich allerdings berichtet, dass Trends wie Intervallfasten ohne Mahlzeit am Morgen den meisten wurst zu sein scheinen: „Deutschland ist und bleibt ein Land der Frühstücker ‐ vor allem der herzhaften Frühstücker.“

Das fördert eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zutage. Nur etwa jeder vierzehnte Erwachsene gibt an, nie zu frühstücken. Und nach Meinung von einem Drittel ist das Frühstück sogar die „wichtigste Mahlzeit“ des Tages. Mittag- und Abendessen haben jeweils weniger Fürsprecher.

Insgesamt liegt in Deutschland laut dpa das herzhafte Frühstück mit 34 Prozent vorn, gefolgt vom süßen Frühstück mit 18 Prozent (Brötchen/Croissant mit Marmelade etc.) sowie dem Frühstück der Allesesser mit 15 Prozent (Brot, Müsli, Ei, Obst ...). Dahinter erst kommen die Müsli-Fans (10 Prozent), Eier-Fans (6 Prozent) und Obst-Esser (5 Prozent).

Stoffwechsel angekurbelt

Apropos Süßes, Kalorien, Figur: In den letzten Jahren war Intervallfasten (intermittierendes Fasten) sehr präsent in den Medien. Bei der 16:8-Methode zum Beispiel fällt entweder die Früh- oder Spätmahlzeit aus. 16 Stunden wird nichts gegessen. Wer gegen 20 Uhr zu Abend isst, darf am nächsten Tag erst wieder ab 12 Uhr mittags Nahrung aufnehmen, lässt das Frühstück also weg. Der Stoffwechsel soll dadurch jede Nacht in ein kurzes Fasten kommen. Wie die aktuelle Umfrage zeigt, ist dieser Trend vielen Leuten aber wohl total egal.