Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen Lychen
Öko-Gänse unter Solarmodulen
Lychen / Lesedauer: 3 min

Horst Skoupy
Wie geht die Stadt Lychen künftig mit den Plänen von Investoren um, die auf landwirtschaftlichen Flächen Photovoltaikanlagen errichten wollen? In anderen Kommunen, wie zum Beispiel Templin, Prenzlau oder der Gemeinde Boitzenburger Land, läuft diese Diskussion schon lange. In Lychen war sie bislang noch nicht aktuell. Diese Situation hat sich geändert. Im Rathaus der Flößerstadt liegen mittlerweile zwei Anträge vor, den Bau von Photovoltaifreiflächenanlagen auf Äckern zum Inhalt haben. Vor diesem Hintergrund regte Bauamtsleiter Konrad Thürkow im jüngsten Bauausschuss an, in den Gremien der Stadtverordnetenversammlung sich zu dem Thema eine Meinung zu bilden und möglicherweise Richtlinien dafür zu erarbeiten.
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„Im Gegensatz zu Windkraftanlagen hat die Kommune bei Freiflächensolaranlagen die Planungshoheit. Solche Vorhaben spielen sich in der Regel im Außenbereich ab, und da wird Planungsrecht über einen Bebauungsplan erreicht. Der liegt in der Hand der Kommune“, erläuterte er. Sich damit zu befassen, sei auch deshalb angebracht, weil das Lychener Stadtgebiet in großen Teilen faktisch von Schutzgebieten eingekreist ist. Handlungsrichtlinien von Behörden und Verbänden, beispielsweise von der Regionalen Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim, aber auch vom Land oder ganz aktuell vom Bundesamt für Naturschutz, geben Empfehlungen ab, wo die Errichtung solcher Anlagen nicht zugelassen werden sollte, beispielsweise in Naturschutzgebieten. Konrad Thürkow erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass bei Verfahren zu Bebauungsplänen Naturschutzbehörden als sogenannte Träger öffentlicher Belange ein Mitspracherecht ausüben. Der Bauamtsleiter empfahl daher, dass sich die Stadt Grundkriterien gibt, an denen sich nicht zuletzt potenzielle Investoren orientieren können.
Im Bauausschuss stellten sich auch die beiden Antragsteller vor. Dazu gehört Michael Mull, der in der Stadt als Metzger bekannt, aber auch Landwirt ist. Er informierte darüber, dass er zusammen mit der MLK Projektentwicklungs GmbH & Co. KG ein Vorhaben entwickelt hat, in dem Stromerzeugung mit Tierproduktion auf einer Gesamtplanungsfläche von 13 Hektar verbunden werden soll. „Ich will die Flächen weiter landwirtschaftlich nutzen, indem wir dort eine Gänsemast, die ich jetzt auch schon betreibe, in Freilandhaltung ausbauen“, sagte Michael Mull. Das Ganze soll so funktionieren, dass auf den Flächen Photovoltaikelemente auf eine Höhe von circa einem Meter aufgeständert werden, unter denen dann bis zu 400 Öko-Gänse weiden können.
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Zweiter Vorhabensträger ist Bernd Buchsteiner, dessen Familie gegenwärtig landwirtschaftliche Flächen bei Stabeshorst und Hinterfeld verpachtet hat. Wenn die Pachtverträge auslaufen, trägt sich die Familie mit dem Gedanken, dort Solaranlagen zur Energieproduktion auf circa 20 Hektar aufstellen zu lassen. Die Flächen, so Bernd Buchsteiner, bieten den Vorteil, dass sie nicht im Landschaftsschutzgebiet liegen.
Ausschussvorsitzender Sven Herwig (Lychen tut gut) empfahl, dass sich zunächst die Fraktionen eine Meinung über das Thema Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen bilden sollten.
Die Stadt Prenzlau ist da schon weiter. Dort wird aktuell ein „Standortkonzept zur Förderung von PV-Freiflächenanlagen und zum Schutz des Orts-und Landschaftsbildes“ aus dem Jahr 2010/11 an die aktuellen rechtlichen Planungen angepasst. Vor dem Hintergrund, dass künftig weitere Anträge für den Bau solcher Anlagen zu erwarten sind, soll in dem Zusammenhang ein Kriterienkatalog erarbeitet werden, teilte Pressesprecherin Alexandra Martinot mit. In einer der nächsten Stadtverordnetenversammlungen soll das überarbeitete Konzept zur Beschlussfassung vorgelegt werden, kündigte sie an.