Blitzüberweisung

Paar verliert in 30 Sekunden sein ganzes Urlaubsgeld

Prenzlau / Lesedauer: 5 min

Die Eheleute aus Prenzlau hatten lange gespart, um sich eine Reise mit dem Sohn leisten zu können. Doch dann bekamen sie einen verhängnisvollen Anruf.
Veröffentlicht:24.05.2022, 18:00

Von:
  • Claudia Marsal
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Familie Müller* (Name geändert) hatte sich so auf den Urlaub gefreut. 1400 Euro waren bis Mai 2022 schon in die „Spardose” gewandert. Das Geld der Eheleute lag wohlverwahrt auf ihrem Konto bei der Sparkasse Uckermark und wartete nur darauf, an ein Reisebüro überwiesen zu werden.

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Doch dieser Traum ist jetzt geplatzt. Am vergangenen Wochenende wurden die Eltern eines halbwüchsigen Sohnes nämlich um die gesamte Summe gebracht. Die im Handel tätige Frau beschreibt, mit welcher Masche der Betrug über die Bühne gegangen war: „Mein Mann bekam am Sonnabend gegen 10 Uhr einen Anruf. Ich war da schon zur Schicht. Am anderen Ende des Telefons meldete sich eine Person, die vorgab, bei unserer Bank zu arbeiten.”

„Netter Mitarbeiter”

In dem Kreditinstitut habe man, so erzählte der 'nette Mitarbeiter', bemerkt, dass eine Maria R. wenige Stunden zuvor versucht habe, vom Konto der Müllers* 1400 Euro abzubuchen. „Der Anrufer fragte meinen Mann dann, ob wir diese Dame kennen und ob die Überweisung rechtens sei. Das war es natürlich nicht, weshalb mein Mann einwilligte, gemeinsam mit dem Sparkassenmitarbeiter online das Geld zurückzuholen.” Das sollte, so Katja Müller*, problemlos am Smartphone vonstattengehen: „Mein Mann wurde durchs Menü geführt und musste am Ende per Klick bestätigen, dass besagte Überweisung an Maria R. nicht ausgeführt werden darf.”

Bildschirm schwarz

Das tat der Prenzlauer auch, doch in diesem Moment war die Summe verschwunden. Der Bildschirm des Handys wurde innerhalb von 30 Sekunden schwarz. Der Anrufer hatte aufgelegt. „Man kann sich vorstellen, wie aufgeregt wir waren, zumal wir am Wochenende niemanden bei der Sparkasse erreichen konnten, um das zu klären. Unsere Angst war groß”, erinnert sich Katja Müller* zurück: „Am Montag dann gab es wirklich das böse Erwachen. Uns wurde am Schalter bestätigt, dass die 1400 Euro in Echtzeitüberweisung an einen Abdul R. gegangen sind und man das Geld nicht zurückholen könne.”

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Die Familie erstattete daraufhin sofort Anzeige bei der Prenzlauer Polizei, in der Hoffnung, dass der Empfänger ausfindig gemacht werden kann und das Geld nicht verloren ist.

Schlechte Chancen

„Aber die Chancen dafür stehen wohl schlecht, hieß es bei der Bank” – Katja Müller* bleibt geschockt. An die Öffentlichkeit gegangen ist die Angestellte, damit nicht weitere Bürger zu Opfern werden: „Ich weiß, wie schwer es derzeit ist, überhaupt noch Geld anzusparen, um sich kleine Dinge leisten zu können, und wie weh es tut, wenn man dann alles verliert. Das soll anderen nicht auch passieren.” Da die Mutter eines Jungen aber ahnt, wie schnell vor allem in den sozialen Netzwerken über die Dummheit und Leichtgläubigkeit von Betroffenen geurteilt wird, hat sie um Anonymität gebeten: „Ich möchte nicht, dass wir zur Lachnummer in Prenzlau werden, nur weil wir dem Anrufer Glauben geschenkt haben. Das war eine Ausnahmesituation, die die Betrüger dreist ausgenutzt haben. Mögen andere schlauer sein.”

Betrügerische E-Mails sind keine Seltenheit

Lucy Hornburg von der Sparkasse Uckermark bestätigt, dass immer wieder betrügerische E-Mails oder SMS im Namen von Banken und Sparkassen verbreitet werden: "Unter dem Vorwand der Bestätigung von Personendaten oder der Aktualisierung von Legitimationsdaten wird versucht, zum Aufruf einer betrügerischen Web-Seite (Phishing-Seite) zu bewegen. Dort werden Online-Banking-Zugangsdaten, weitere persönliche Daten, wie beispielsweise die Mobilfunknummer, die Kontodaten oder die Kartennummer sowie das Gültigkeitsdatum von Sparkassen-Cards erfragt. Das Computer-Notfallteam der Sparkassen-Finanzgruppe warnt darum dringend vor diesen E-Mails bzw. SMS." Sofern Kunden bereits Daten eingegeben haben, sollten diese sich umgehend melden, Telefon 03984 3659 800. "In dem uns bekannten Vorfall vom Samstag konnten unsere Kollegen zunächst schnell reagieren und haben einen sogenannten Recall (Rückruf) der Zahlung bei der Empfängerbank veranlasst. Durch ein schnelles Handeln besteht grundsätzlich die Chance, dass Kunden ihr Geld über diesen Weg zurückerhalten, sofern der Zahlungsbetrag dem Empfängerkonto noch nicht gutgeschrieben wurde. Im vorliegenden Fall ist das Ergebnis des Recalls jedoch momentan noch offen."

Denn wenn die Betroffenen durch Eingabe von persönlichen Daten auf den Phishing-Seiten selbst die Sicherheitslücke geschaffen bzw. entsprechende betrügerische Zahlungen selbst veranlasst bzw. autorisiert hätten, sei es in der Regel sehr schwierig, das Geld vom Zahlungsempfänger zurückzuerhalten. Dann müssten die Ermittlungen der Polizei abgewartet werden.

Am Wochenende stutzig werden

Kriminalkommissarin Bärbel Cotte-Weiß sagt: "Alle Betrugsmaschen laufen unter BETRUG in die polizeiliche Kriminalstatistik ein. Die hier beschriebene Vorgehensweise ist relativ neu. Daran erkennt man, dass auch die Betrüger mit der Zeit gehen und ihre kriminellen Handlungen aufs Handy verlagern." Die Polizei rät den Bürgern, stutzig zu werden, wenn am Wochenende jemand von der Bankfiliale anruft. "Am Samstagabend oder am Sonntag wie auch an Feiertagen ist kein Geldinstitut geöffnet und unwahrscheinlich, dass zu dieser Zeit eine Mitarbeiterin einer Bankfiliale anruft. Am Telefon werden keine Geldgeschäfte abgewickelt. Das Telefonat sollte beendet werden mit dem Hinweis, dass man sich selbst am nächsten Montag mit der Hausbank in Verbindung setzen wird."

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