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Arbeitgeber aufgepasst!

Pflegekräfte verraten: So muss ein Chef sein

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Die ständigen Berichte über Missstände kratzen an der Ehre vieler Beschäftigter. Ein Team aus Prenzlau erzählt, worauf Firmen partout achten sollten.
Veröffentlicht:06.10.2022, 17:27

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Andrea Schwabe hat in letzter Zeit immer öfter das Bedürfnis, ihren Berufsstand einmal ins richtige Licht setzen zu müssen. Die 49-Jährige arbeitet seit über drei Jahrzehnten in der Pflege und ärgert sich maßlos, dass diese Branche immer wieder negativ in die Schlagzeilen gerät. Gemeinsam mit ihren Kollegen vom „Pflege Anker” hat die Uckermärkerin deshalb den Weg in die Öffentlichkeit gesucht. im Gespräch mit dem Uckermark Kurier stellten die fünf Frauen stellvertretend für ihre übrigen Kollegen klar, dass Pflege bei entsprechenden Rahmenbedingungen sowohl qualitativ gut sein als auch Spaß machen kann.

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Gefragt, was der Arbeitgeber dafür beachten müsste, führt Bettina Tkacz auch die Mitarbeiterzufriedenheit an. Die 52-Jährige hat vor einem Jahr ihre Mutter in ihren letzten Wochen begleitet und war für diese schwere Zeit ohne Diskussion bezahlt freigestellt worden. „Wo hat man das heute schon noch?” fragt die Meichowerin, die seit 16 Jahren in der Pflege ist. Bei so einem Entgegenkommen sei man doch viel eher bereit, ungünstige Arbeitszeiten wie das 3-Schicht-System und den alltäglichen Stress hinzunehmen, versichert sie. „Dass wir hier alle jeden Tag unser Bestes geben, ist in erster Linie unserer Firmeninhaberin zu verdanken”, bestätigt Heike Krüger, welcher der Umgang auf Augenhöhe sehr wichtig ist.

Zum „Pflege Anker” gewechselt

Die 51-Jährige hat lange als Krankenschwester in einer Klinik gearbeitet und dann zum „Pflege Anker” gewechselt, obwohl beim alten Arbeitgeber die Bezahlung gestimmt hat: „Manche Betriebe sollten sich fragen, warum die Fluktuation trotz fairer Gehälter so groß ist.” Das Geld allein sei nicht ausschlaggebend, betont Dagmar Hubbert. Die 60-Jährige verstärkt das Team seit zwei Jahren als Pflegehelferin und freut sich bereits auf die nächste Herausforderung im Job.

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Ab Januar 2023 darf die gelernte Verkäuferin sich als Betreuerin bewähren. Diese Stelle sei das Bonbon in der Intensivpflege, stellt Andrea Schwabe (49), die zurzeit eine Ausbildung zur Pflege-Expertin macht, klar: „Das leisten sich nur die wenigsten Pflegedienste, weil es nicht unbedingt nötig ist.” Sie alle wüssten aber genau, wie sehr sich die Patienten auf die Stunden mit Beschäftigung, Spielen und Vorlesen freuten. Auch das Spazierengehen wird über diese Stelle abgesichert.

Zukunftsperspektiven wichtig

Sabrina Kröber ist mit ihren 29 Jahren eine der jüngsten Mitarbeiterinnen im Team. Der gelernten Gesundheits- und Krankenpflegerin, die seit sechs Jahren beim „Pflege Anker” beschäftigt ist, gefallen vor allem die Zukunftsperspektiven: „Die Chefin hat mich schon nach einer Woche gefragt, ob, wie und wo ich mich weiterbilden möchte und welche Zusatzaufgaben mir gefallen würden. Da fühlt man sich doch gleich gewertschätzt und anerkannt. Selbstverständlich ist das nämlich nicht.”

Ihr mache der Beruf dank dieser Umstände noch wie am ersten Tag Spaß. Und Bettina Tkacz ist sicher, dass von diesem guten Betriebsklima auch die Patienten profitieren: „Sie merken genau, dass hier niemand auf die Uhr schaut und Dienst nach Vorschrift macht. Es ist immer genug Zeit, um sich um jeden einzelnen ausreichend zu kümmern. Auch die Angehörigen sind stets mit im Boot.” Letzteres ist für sie besonders wichtig, denn als Palliativschwester der Einrichtung begleitet sie die Familien in deren letzten, schweren Phase ganz besonders intensiv: „Schön, dass unsere Chefin das im Blick hat und uns viele Mitgestaltungsmöglichkeiten aufzeigt und ein Mitspracherecht einräumt. So kann man alt werden in einem Betrieb. Danke Chefin!”