Tod in den besten Jahren
Plötzlich und unerwartet
Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Claudia Marsal
Die Einschläge kommen immer näher? Kennen Sie diesen Spruch? Richtig, meist fällt der Satz beim Durchblättern des Traueranzeigen-Teils, wenn man bemerkt, dass schon wieder jemand gestorben ist, der gleichalt oder gar jünger als man selbst war. Meine Großeltern haben da früher oft geseufzt. Ich muss allerdings gestehen, nie auf die Idee gekommen zu sein, dass diese Erkenntnis einen schon mit Anfang 50 trifft. Aber genau das erlebe ich momentan. Nicht nur beim Blick in die Zeitung, sondern auch bei Todesnachrichten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis.
Nicht alle vorher krank
In den letzten zwei Monaten mussten wir viermal kondolieren. Die Verstorbenen – allesamt Männer – waren 42 bis 53 Jahre alt. Nicht bei allen hatte sich der Tod durch schwere Krankheit angekündigt. Einige gingen plötzlich und unerwartet von dieser Welt, fielen einfach um. Das gibt einem doch schon zu denken, zumal bei diesen tragischen Fällen die vielen Erkrankten in meinem Umfeld noch gar nicht mitgerechnet sind. MS, Herzinfarkt, Rheuma, Lungenembolie, Leukämie, ALS, Parkinson, Blasenkrebs – man mag schon gar nicht mehr nach dem Befinden anderer Menschen fragen.
Falten, na und...
Die Antworten sind häufig ein Schock. Halten sie einem doch vor Augen, dass man viel verwundbarer ist als angenommen. Selbst wenn der Blick in den Spiegel die Jahre noch nicht offenbart, erinnert einen das eigene Geburtsjahr doch daran, dass die zweite Lebenshälfte schon lange angebrochen ist. Kürzlich habe ich gelesen, dass mehr als jeder Fünfte das Rentenalter nicht erreicht, weil er schon vorher stirbt. Irre, oder? Das sind über 20 Prozent, die ihre Pension nicht mehr genießen können. Wahnsinn.
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Mit diesen Zahlen konfrontiert sehen die eigenen Problemchen dann vergleichsweise klein aus. Die ersten grauen Haare – na und! Die nächste Falte auf der Stirn – was soll‘s? Viel wichtiger ist doch, dass die Pumpe einen nicht im Stich lässt und auch die übrigen Körperteile und Organe weiter zuverlässig ihren Dienst versehen. Dazu bedarf es einer gewissen Achtsamkeit, und auch Egoismus braucht man, um seiner selbst willen, wenn man noch ganz, ganz viele schöne Jahre erleben will.