StartseiteRegionalUckermark▶️ Prenzlauer Ehepaar rettet Haus vor Verfall (mit Video)

Hoffnung

▶️ Prenzlauer Ehepaar rettet Haus vor Verfall (mit Video)

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Fast sah es so aus, als ob aus dem Stadtmauerhäuschen am Durchbruch eine Ruine werden würde. Doch dann entdeckten die Seemanns ein „hope”-Graffiti.
Veröffentlicht:06.04.2020, 14:57

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„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen”, diese Aristoteles-Weisheit steht ganz oben auf den neuen Visitenkarten von Petra Seemann. Als die 53-Jährige diese drucken ließ, konnte sie nicht ahnen, dass der Spruch haargenau die Situation beschreiben würde, in der sich die Menschen aktuell befinden. So als hätte der griechische Gelehrte bereits 350 v. Chr. gewusst, dass die Corona-Pandemie einmal fast jedes Lebensmodell ins Wanken bringen und neue Ansätze nötig machen würde. Auch bei ihr persönlich. Denn ohne den Virus und die gravierenden Beschränkungen hätte die Kreisstädterin Anfang April mit viel Schampus und Tamtam ihr neues Atelier eröffnet. Die Prenzlauerin wäre mit Ehemann Frank (58) durch das sanierte Stadtmauerhäuschen Nr. 796 spaziert, um sich im Lob der vermutlich zahlreich erschienenen Gäste zu sonnen.

Kleines Juwel

Denn dass es Lobeshymnen gegeben hätte, steht außer Frage, weil es dem Ehepaar wahrlich hervorragend gelungen ist, einen Schandfleck in ein kleines Juwel zu verwandeln. 2018 hatte die Mentaltrainerin das Gebäude am Durchbruch entdeckt. Ihr Mann war es dann, dem der Graffiti-Schriftzug „Hope” ins Auge fiel, der weithin sichtbar an der Fassade prangte. Hope, also Hoffnung, das hörte sich passend und richtig für sie an. Die nahmen die Herausforderung an. Als der bisherige Eigentümer die Immobilie samt 111 Quadratmeter großem Grundstück zum Verkauf ausschrieb, bewarben sich die Seemanns darum. Vermutlich sei es ihr Konzept für die gewerbliche Nutzung der unteren Etage gewesen, das den Besitzer überzeugte, bilanziert Petra Seemann nüchtern. Stellte dieser Umstand doch sicher, dass das markante Objekt auch perspektivisch der Öffentlichkeit zugänglich bleiben wird. Ihr Atelier für „Mentaltraining, Kunst & Coaching” richtet sich an jedermann, wie die langjährige Führungskraft eines großen Unternehmens versichert.

Achtsamkeit gefragt

Sie selbst hat nach ihrem Ausstieg aus dem Konzern und der anschließenden Neuorientierung erfahren dürfen, dass alles, was die Sinne bewegt – also Malen, Singen, Tanzen, Kochen – gut für einen selbst ist. „Mittels der Kunst schafft man etwas, das bleibt. Dieser Umstand macht etwas mit einem.” Vor allem in bewegten Zeiten wie der aktuellen sei es wichtig, das Ansichglauben zu stärken und die eigene Achtsamkeit, sagt die ausgebildete Traumatherapeutin, die gerade in den letzten Zügen ihres Psychologiestudiums ist. Sie hätte am liebsten schon ab morgen die Menschen um sich geschart, um ihnen über die Kunst und viele Gespräche wieder Selbstvertrauen und Kraft zu geben. Doch die Kontaktsperre gilt natürlich auch in ihrem Metier. Deshalb werden sich die Klienten noch gedulden müssen.