Handel

Prenzlauer Elektronikfreak wollte nie etwas anderes machen

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Lohnt es sich in der Zeit der Großmärkte, ein Fachgeschäft in Prenzlau zu betreiben? Offenbar: Peter Schmidt bietet seit Jahren „Heimelektronik” an.
Veröffentlicht:26.01.2023, 13:37
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  • Author ImageOliver Hauck
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Technik und Elektronik sind seine Leidenschaft seit Kindheitsbeinen. Peter Schmidt betreibt am Marktberg ein Ladengeschäft, in dem seine treuen Kunden alles erhalten, was sie zu Hause zum Fernsehen und Musikhören brauchen, ob über Kabel oder Satellit. Im Jahr 2000 begann er dort zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter Michael Bukowski. Seit dieser kürzer tritt, macht der 62-jährige allein weiter. Seine Kunden kommen von Nah und Fern, auch aus Schwedt oder Eberswalde, denn dort gibt es keinen Laden, wie Schmidt ihn betreibt. „Wenn ihr Fernseher oder Radio kaputt geht und ich es nicht reparieren kann, wünschen sich viele Senioren ein Gerät in guter Qualität, das leicht zu bedienen ist“, sagt der gelernte Funkmechaniker. Mit den Sonderangeboten der Discounter könnte er ohnehin nicht konkurrieren und das tut er auch nicht: „Ich führe ein höherwertiges Sortiment, denn ich möchte vermeiden, dass ein Kunde am nächsten Tag zu mir kommt, weil er mit dem Bild oder dem Ton des gekauften Apparates nicht zufrieden ist.“ Zudem bietet er, was in den großen Elektronikmärkten meist schwer zu finden ist: Gezielte Beratung, Abhol- und Lieferservice und vor allem die Reparatur der bei ihm gekauften Elektronik.

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Wenn er nicht gerade ein Gerät abholt oder ausliefert, findet man ihn morgens, vor dem Öffnen um 10 Uhr oder in der Mittagszeit zwischen zwölf und drei, in den hinteren Räumen des Ladens in seiner Reparaturwerkstatt. Dort wartet auch, im wahrsten Sinne des Wortes, ein „Juwel“ auf seine Reparatur. Die Röhrenradios mit dem klangvollen Namen wurden in den 1960er-Jahren in den Volkseigenen Betreiben produziert. In Schmidts Werkstatt finden sich auch einige Kofferradios, ein Verstärker, Liebhaberstücke. Der gebürtige Prenzlauer Schmidt hat wohl eine nostalgische Ader, denn in seiner Ausbildung hat er gelernt, diese analoge Technik zu reparieren: Netzteile, Widerstände, Kondensatoren durchmessen, herausfinden, wo der Fehler liegt und alles wieder instand setzen. Darin liege ein besonderer Reiz. „Bei den modernen digitalen TV-Geräten sind zwei Leiterplatten drin. Wenn da etwas kaputt geht, kann man oft nicht viel reparieren.“ Höchstens komplett austauschen, was sich bei einem teuren Gerät durchaus lohne. Aber wenn ein Stammkunde komme, der sich an sein älteres Gerät gewöhnt hat und sich keine nagelneue Stereoanlage mehr kaufen möchte. Da schaut er schon mal unter die Haube, um zu sehen, was zu machen ist.

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Für Oldtimer-Elektroreparaturen in größerem Stil habe er allerdings keine Zeit, seit er das Geschäft allein betreibt. Im Ausstellungsraum hat er auf einem Podest einige zeitlosen Klassiker aufgebaut: Fernseher mit Bildröhre und Radios mit Holzgehäuse. Dazwischen finden sich einige Leiterplatten, voll mit Widerständen und Kondensatoren. „Die stammen aus Farbtestbild-Generatoren alter Bauart“, erklärt der Techniker, und zeigt auf den Cent-großen Chip auf einer modernen Platine, der heute das Gleiche leistet. „Die heutigen TV-Geräte können natürlich mehr“, sagt Schmidt. „Sie liefern ein gestochen scharfes Bild, aber der Klang der alten Apparate war oft besser, weil sie richtige Lautsprecher in einem massiven Gehäuse hatten.“ Wohl auch ein Grund, warum seine Kunden modernste Internetradios mit allem Drum und Dran im Retro-Look kaufen möchten. Peter Schmidt plant, weiterzumachen, solange seine Kunden ihm die Treue halten. Zwischen Templin, Schwedt und Pasewalk ist sein Service bereits heute der letzte in dieser Art.