Open-Air-Theater
Prenzlauer Historienspektakel erntet tosenden Applaus
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Ivonne Hackbarth
Monatelang hatten die Mitglieder des Prenzlauer Vereins Historienspektakel mit der Unterstützung der vielen Sponsoren geplant, gearbeitet und geprobt, um das diesjährige Spektakel auf die Beine zu stellen. Im Vorfeld hatten Stephanie Schilling, als Thälmannpionier schon erste Preisträgerin des DDR-Ausscheids „Club der schreibenden Pioniere“, Anna Lena Hintze und ihr Mann Martin im Kollektiv das Script für die Geschichte geschrieben. Sie führt zurück in die goldenen 1920er Jahre. Pia Kirchner und Nelly Kuboth übernahmen die Rollen der Enkelinnen von Oma Hertha (Stephanie Schilling), die in diesem Jahr eine heutige Nachfahrin der fiktiven Zuckerfabrikantenfamilie Süß darstellte.
Pia und Nelly hatten die unangenehme Aufgabe, in Omas Rumpelkammer auf dem Dachboden für Ordnung zu sorgen. Diese befand sich auf einer Nebenbühne seitlich und etwas oberhalb der eigentlichen Szenerie. Je tiefer die beiden Mädchen beim Kramen in alten Kisten und Koffern in die Historie eindrangen, wobei Pia Nelly des Öfteren mit geschichtlichen Fakten auf die Sprünge helfen musste, desto stärker wuchs ihr Interesse an der alten Zeit. Diese spielte sich auf und vor der Hauptbühne auf der Freilichtbühne im Seepark ab.
Im Hause Süß fanden dramatische Veränderungen statt. Die Dame des Hauses war viel zu früh verstorben. Bei der Beerdigung spekulierten sowohl Teile der Familie als auch Bewohnerinnen der Stadt in herrlichstem Uckermärker Dialekt darüber, wie es wohl weitergehen sollte. Im Szenenwechsel vom Friedhof zum Haus entstand durch ein live gesungenes Solo von Jule Siepert eine besondere Stimmung. Sie sang ohne Begleitung lupenrein und mit anrührend klarer Stimme die deutsche Fassung von Bob Dylans „Blowing in the wind“, das mit seiner Friedensbotschaft in den Abendhimmel schwebte.

Zurück auf der Szene, sorgte die Mutter des jetzigen Hausherrn Friedrich Süß (Jörg Schilling) für eine Neuvermählung mit der Tochter des Hauses Adlon, womit die Geschichte unerwartete Wendungen nahm. Inflation und Streik erschütterten die Geschicke der Fabrik. Nach einigen Wirrungen zwischen den Figuren, bei denen die Darsteller ihre zum Teil hochkomischen Qualitäten ausspielen konnten, endete die Geschichte dennoch für alle positiv. In den satirischen Zwischenszenen mit Oma Hertha und ihren Enkelinnen fanden sich wie üblich Bezüge zur heutigen Zeit, was beim Publikum viel Zuspruch auslöste. Bei den eingespielten Musiken, wie Heinz Rühmanns „Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n“, stimmte das Publikum mit ein.

Mit einem hohen Anspruch an die schauspielerischen Leistungen, an die aufgebauten Szenerien mit bis ins Detail passender Ausstattung, Maske, Kostümierung und einwandfrei funktionierender Drehbühne sowie an die bühnen-, ton- und lichttechnische Umsetzung endete die Aufführung mit begeistertem Applaus für die vielen Beteiligten auf und hinter der Bühne und einem Extra-Dank von Prenzlaus Vize–Bürgermeister Marek Wöller-Beetz.