Auf der Kanzel
Promi Peter Hahne kritisiert den Zeitgeist
Malchow / Lesedauer: 3 min

Ines Baumgartl
„Er hat den Mut, Klartext zu sprechen“, sagte der Prenzlauer Micha Manke über den ehemaligen TV-Moderator und Autor Peter Hahne. Am Reformationstag hatten er und die anderen zahlreich erschienenen Zuhörer Gelegenheit, einen Mann auf der Kanzel der Malchower Kirche zu erleben, der Gesellschaftskritik und die Rolle eines engagierten Christentums wort- und gestenreich darlegte.
Das war allerdings kein Wettern von der Kanzel herab, sondern ein weit ausholendes und immer wieder abschweifendes freies Reden. Es galt, die zahlreichen Wendungen und Windungen, die sprunghaft auftauchenden Argumentationsklippen und die scheinbar herumirrende Zweifelkraft mitzuvollziehen. Wo allerdings der sichere Hafen der Gedankenreise sein sollte, das ließ sich, wenn man nicht sowieso Peter Hahne in Talkshows gesehen oder seine Bücher gelesen hatte, lange nicht ausmachen.
Wann komme die Panzer?
Im 30. Jahr des Mauerfalls rühmte der Redner zunächst die Prediger, die in der DDR gegen die Diktatur das Wort erhoben hatten, er drückte seine Bewunderung aus für die, die in Leipzig und anderswo dafür sorgten, dass mit Kerzen und Gebeten eine Wende möglich wurde. Peter Hahne fragte bewusst nach den Bürgerrechtlern von damals, von denen einige wenige Karriere gemacht hatten, die anderen aber nicht mehr da seien. „Sind sie tot?“, fragte der Redegewandte provozierend in die Zuhörerrunde. Er beschrieb zugleich sein Erleben der Ereignisse vor 30 Jahren: „Wir haben auf den Sofas gesessen, uns die Berichte angeschaut und uns gefragt: Wann kommen die Panzer?“ Und zugleich wagte er den Schwenk in die Gegenwart und die technischen Entwicklungen und mahnte an, was gewesen wäre, wenn die Diktatur von damals über diese Mittel verfügt hätte.
Von den Menschen, die für ihren Glauben eingetreten waren, kam er auf die gegenwärtig für ihn als Christen entscheidende These: „Die Bibelfrage ist eine Schicksalsfrage, also, ob wir die Bibel noch anerkennen als Grundlage unseres Denkens. Was Gott von uns fordert, wird gegenwärtig abgeschwächt, abgeschafft“. Christen würden heute zu den meist verfolgten Menschen der Erde gehören. In Eritrea zeugten abgehackte Köpfe davon, dass sich Christen weigerten, ihr Kreuz abzulegen. Syrer trügen es sogar eintätowiert. Bischöfe aber würden es beim Gang auf den Tempelberg ablegen. Und in Deutschland sei Christentum kein Grund, nicht abgeschoben zu werden.
Toleranz ist ein Tarnwort
„Wir bezahlen eine Diktatur dafür, damit sie uns Flüchtlinge vom Hals hält“, machte Peter Hahne deutlich. Seine große Kritik zielte deshalb auf das eigene Land. „Wir werden zur Stimmungsrepublik, bestehend aus Zuschauern.“ Es wurde klar, dass sich der Redner auf die Kanzel begeben hatte, um eine Lanze zu brechen gegen die scheinbare Toleranz, die er als „Nichthaltung“ bloßstellte. Toleranz sei ein Tarnwort, ein Weg zur „Diktatur des Relativismus“, der verbiete, „Negatives“ zu sagen. „Drei Viertel der Deutschen wagen es nicht mehr, ihre Meinung zu sagen. Das Flüstern nimmt zu“, bezog sich Peter Hahne auf gegenwärtige Untersuchungen. Journalisten hätten Anweisung, Flüchtlingsfotos mit Frauen und Kindern zu zeigen, nicht die Menge der wirklich einreisenden Männer.
„Wieso dürfen Christen nicht scharf argumentieren?“, lautete eine weitere Frage. Er forderte Leidenschaft für die Wahrheit, auch wenn es heiße, es gebe keinen Wahrheitsanspruch, diesen zu behaupten, sei nur die Meinung eines Einzelnen. Peter Hahne ermutigte, sich durch niemanden irre machen zu lassen.
Nach dem Vortrag war der Andrang am Buchstand groß. Auch Zuhörer Micha Manke ließ sich drei signieren. Er ist seit 15 Jahren begeisterter Leser des Autors Peter Hahne. Er begreift wie dieser die Bibel als Grundlage für sein Leben und legt diese auch in seiner Prenzlauer Autowerkstatt aus. „Es geht mir eben nicht nur um den sonntäglichen Kirchengang, nicht nur um eine Stunde im Alltag.“