Psychiater warnt: Gucken Sie nicht weg bei diesem Problem!
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Wie sage ich meinem Vater/meiner Mutter, dass er/sie eigentlich nicht mehr in der Lage ist, Auto zu fahren? Mit dieser Frage sehen sich immer mehr Angehörige konfrontiert, weil die Zahl der Senioren, die sich auch im Alter die eigene Mobilität bewahren wollen, steigt. „Dass wir heute älter werden, ist für uns Menschen in vielem Gewinn und Segen. Es bringt aber auch Herausforderungen mit sich, die noch neu sind und die wir zu meistern lernen müssen“, sagt dazu Dr. Jürgen Hein, niedergelassener Psychiater aus Prenzlau: „Wer geistig rüstig ist, will natürlich auch mobil bleiben, und, wenn es die körperliche Verfassung zulässt, sein geliebtes Auto nutzen.“
Aber wie lange kann man noch Auto fahren? Und wie lange darf und sollte man das überhaupt? Dazu wird der Mediziner, der gleichzeitig Vorsitzender des Demenz-Netzwerkes Uckermark ist, nächsten Monat in der „Uckerwelle“ Prenzlau einen Vortrag halten.
Rechtliche Hintergründe
Übertitelt ist die Veranstaltung mit „Alter, Demenz und Führerschein – rechtliche und medizinische Hintergründe“. Ihm zur Seite stehen wird an diesem Tag als Referentin Alexandra Ramlau, die die Führerscheinstelle Uckermark leitet. Beleuchtet werden sollen sowohl die gesetzlichen Regeln und auch gesundheitliche Kriterien, die es gibt. Ebenso wie die Problematik, was zu tun ist, wenn jemand unvernünftiger Weise noch Auto fährt, obwohl die nötigen Fähigkeiten dafür nicht mehr vorliegen.
In solchen Fällen rät Dr. Jürgen Hein den Familien schon vorab, nicht wegzuschauen, sondern die Frage offensiv anzugehen; zunächst im Gespräch mit dem älteren oder dementen Angehörigen: „Gucken Sie hin und werden Sie tätig, sonst werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh, wenn etwas passiert.“ Die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen könnten ja nicht nur geistiger Abbau und Demenz, sondern auch Diabetes, Probleme mit den Augen oder hoher Blutdruck und vieles mehr.
Kontakt zum Arzt
Sollte nicht sofort Einsichtigkeit da sein, empfiehlt der Mediziner, Kontakt zum behandelnden Arzt aufzunehmen. „Natürlich unterliegt dieser der Schweigepflicht, was die Verfassung seines Patienten anbelangt. Aber er hat kein Zuhörverbot. Er kann die vorgebrachten Bedenken und Ängste dann beim nächsten Termin zur Sprache bringen und wird das auch tun“, ist der Dr. Jürgen Hein überzeugt: „Es ist Teil unserer täglichen Arbeit, auch schlimme Diagnosen zu überbringen. Wir sind darin geübt.“
Seiner Erfahrung nach würden sich nur ganz wenige Patienten ärztlichen Ratschlägen verschließen. Das wirke manchmal mehr als der Appell der eigenen Familie. Wichtig sei allerdings, dass Gespräche zu diesem heiklen Thema stets auf Augenhöhe stattfänden, mahnt Dr. Jürgen Hein; schließlich gehe es um mündige Menschen, die bis dahin immer selbstständig waren und dies nun vielleicht perspektivisch nicht mehr können/dürfen.
Heißes Eisen
„Das bedeutet einen ungeheuren Einschnitt.” Er weiß, dass das ein ganz heißes Eisen ist. Aber nur wenn man das Thema aus der Schmuddelecke hole, werde endlich ein offener und ehrlicher Diskurs gelingen.
Der renommierte Facharzt würde sich freuen, wenn viele Uckermärker dieses Informationsangebot, das das Demenz-Netzwerk gemeinsam mit dem Landkreis unterbreitet, wahrnehmen. Aufgrund der begrenzten Platzzahl ist allerdings eine vorherige verbindliche Anmeldung nötig. Das Seminar findet am Mittwoch, dem 21. Oktober, ab 15 Uhr im Tagungssaal der Jugendbegegnungsstätte „Uckerwelle“ statt. Der Sitz des Demenz-Netzwerkes ist in der Richard-Steinweg-Straße 5. Sprechzeiten sind montags und donnerstags von 10 bis 14 Uhr. E-Mail: [email protected]; Kontakttelefon: 03984 3298915.