Baumpflege in Prenzlau
Radikaler Baumschnitt ist gut für Weiden
Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Mathias Scherfling
Die Geschwister Alexandra und Marcel Kohn haben etwas für die Natur übrig. Das war auch der Grund, warum sie jüngst der Redaktion des Uckermark Kurier einen Besuch abstatteten. Sie wollten ihrer Entrüstung über den zu extremen Beschnitt der Bäume vor ihrer Haustür Nachdruck verleihen. Gemeint sind vier Bäume, von denen im Moment nur noch die Stämme zusehen sind. Sämtliche Äste wurden fachmännisch entfernt. „Die Bäume schräg gegenüber der Kita „Kinderland“ wurden in den letzten Woche beschnitten. Aber so extrem finde ich das nicht richtig“, sagte Alexandra Kohn. Sie habe mit ihrem Bruder bei den Arbeitern nachgefragt, aber nur eine unfreundliche Antwort erhalten. „Wir hätten keine Ahnung, was diese Bäume brauchen“, erinnerte sich Marcel Kohn zurück. „Gegen das Beschneiden oder Ausästen von Bäumen haben wir ja nichts, aber so ein Kahlschlag muss doch nicht sein“, fügte seine Schwester hinzu. Es sehe jetzt einfach nicht schön aus.
++ Warum musste der alte Baumriese in Fürstenwerder fallen? ++
Kopfweiden müssen gepflegt werden
„Die Baumart heißt ,Kopfweide‘. Bei diesen Bäumen ist es üblich, dass sie jährlich bis auf den Kopf zurückgeschnitten werden“, informierte Jenny Busse, Pressesprecherin der Wohnbau Prenzlau GmbH mit. Das beschreibe auch die Richtlinie der ZTV Baumpflege (Zusätzlich Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege). „Werden diese Bäume nicht zurückgeschnitten, besteht die Gefahr, dass die langen Triebe des Vorjahres ausbrechen“, so Jenny Busse. Generell kann kaum ein anderes Gehölz so rigoros zurückgeschnitten werden, wie die Weide. Eine Kopfweide entsteht durch gezieltes beschneiden. Dadurch verdickt sich das oberste Ende des Stammes und es entsteht der sogenannte Kopf. Ist eine Kopfweide entstanden, muss sie regelmäßig gepflegt – also beschnitten – werden. Im Verlauf des Jahres bilden sich neue Äste, die dann in einem bestimmten Zeitraum (ein bis drei Jahre) wieder beschnitten werden müssen. Der beste Zeitraum zum beschneiden ist das Winterhalbjahr nach dem Laubfall bis Mitte März, möglichst noch vor dem neuen Austrieb.
Trockenheit setzt Bäumen zu
„Im Januar und Februar dieses Jahres erfolgten im gesamten Stadtgebiet und in den Ortsteilen Baumschnittarbeiten. Beauftragt wurden diese durch d ie Stadt Prenzlau. Ziel der Arbeiten ist die Herstellung der Verkehrssicherheit“, teilte Alexandra Martinot, Pressesprecherin der Stadt Prenzlau auf Nachfrage mit. Am Georg-Dreke-Ring sei hauptsächlich ein Totholzschnitt durchgeführt worden. „Darüber hinaus wurde das Lichtraumprofil hergestellt, um ein ordnungsgemäßes Mähen der Rasenflächen sowie die Nutzung der Straßen und Gehwege zu ermöglichen.“ Die Trockenheit in den vergangenen drei Jahren habe zu einer vermehrten Totholzbildung bei Prenzlauer Stadtbäumen geführt. Teilweise sterben diese auch ganz ab. „Deshalb mussten bereits im vergangenen Jahr neun Vogelbeeren am Georg-Dreke-Ring gefällt werden. Für das Frühjahr sind Neupflanzungen am Rondell (Außenring Georg-Dreke-Ring 17-39) geplant“, ließ Aledxandra Martinot wissen.
„Für die Unterstützung aus der Bevölkerung beim Bewässern von Bäumen, besonders in den Sommermonaten, möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Dieses Engagement für den Naturschutz in unserer Stadt ist sehr zu begrüßen“, so Bürgermeister Sommer.