Ausflug in die Uckermark
Radsportlegenden in Templin zu Gast
Templin / Lesedauer: 3 min

Michaela Kumkar
Das Ehrenbuch der Stadt Templin ist um einen Eintrag reicher: Radsportidol Gustav-Adolf „Täve“ Schur hat sich jetzt darin verewigt. Er wünsche der Stadt eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung in Frieden bei Beibehaltung ihres okölogischen Fußabdrucks, hat der 91-Jährige hineingeschrieben. Gemeinsam mit anderen Radsportgrößen der DDR war Täve Schur in die Uckermark gekommen. Darunter Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, mehrfache Friedensfahrtteilnehmer und Meister im Bahnradsport. Organisiert wurde das Ganze wieder von Bernd Köhl. Er wohnt inzwischen in der Nähe von Templin und organisiert die regelmäßigen Begegnungen. Dabei kann er sich auf die tatkräftige Unterstützung seiner Frau Heidi verlassen. Auch wenn die sportlichen Erfolge Jahrzehnte zurückliegen, „der Gesprächsstoff geht uns nicht aus“, so der 83-Jährige. Zum guten Ton gehöre, dass die Leistungssportler von einst dabei von ihren Ehefrauen begleitet werden.
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So hatte auch der jüngste Ausflug etwas Familiäres. „27 sind wir diesmal“, verriet Bernd Köhl. Die schöne uckermärkische Landschaft wissen alle miteinander zu schätzen. Auch Täve Schur. Er hat sozusagen noch eine ganz besondere Verbindung zur Stadt. „2008 war Gustav beim 3. Templiner Altstadt-Kriterium des SV Lok dabei.“ Jeweils zwei Alt-Internationale gingen bei diesem Ereignis mit einem zugelosten Nachwuchsfahrer ins Rennen. Der damals achtjährige Paul Schneider aus Feldberg durfte in der Generationsstaffel mit Gustav-Adolf Schur und dessen Trainingsgefährten Wolfgang Lichtenberg ein Team bilden. Erinnerungen wie diese machten am Dienstag die Runde, als die illustre Truppe in der Templiner Hafenbar zu Mittagessen und Kaffeetrinken einkehrte. Zuvor hatte man mit der MS „Uckermark“ die Fünf-Seen-Tour unternommen.
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Es versteht sich fast von selbst, dass der 91-Jährige Täve Schur das Rad nicht gänzlich in die Ecke gestellt hat. „Ich bin damit noch unterwegs, natürlich weniger als noch vor ein paar Jahren“, berichtete er. Was mit dem Alter zu tun habe, aber auch damit, dass es ihm schlicht an Zeit fehle. „Ich bekomme immer noch Post mit Autogrammwünschen. Und jeder Brief wird beantwortet“, so die Radsportlegende, die auf Gesamtsiege bei der Friedensfahrt 1955 und 1959, WM-Siege 1958 und 1959, Bronze bei Olympia 1956 und Silber 1960 verweisen kann. Außerdem würden ihn Haus und Grundstück in Heyrothsberge bei Magdeburg, wo er zu Hause ist, auf Trab halten. Auch Siegfried Köhler, 1960 Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Rom, kann nicht ohne sein Rad sein. Einmal im Jahr organisiert er bei Verneuchen eine Radsportveranstaltung für die Mitstreiter von einst. „60 bis 80 sind immer dabei. Wir legen dann eine Tour von 35 Kilometern zurück“, so der 87-Jährige.