Kannenburger Schleuse

Radspur über Fußgängerbrücke erhält rutschfesten Belag

Kannenburg / Lesedauer: 4 min

Die neue Fußgängerbrücke mit Fahrradspur an der Kannenburger Schleuse steht in Kritik. Die Stadt will später nachbessern, wenn ihr die Brücke gehört.
Veröffentlicht:18.09.2023, 11:29

Von:
  • Sigrid Werner
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Die Radführung auf der neuen Fußgängerbrücke an der Kannenburger Schleuse hat jetzt eine rutschfeste Beklebung erhalten und soll so mehr Sicherheit beim Bremsen geben. Demnächst wird auch der Handlauf verändert, sodass er die Lenkerführung der Radler beim Auf- und Abstieg nicht mehr so beeinträchtigt. Damit reagierte die Stadt Templin auf massive Bürgerkritik. Vor allem Senioren, Radfahrer mit Gepäck oder schweren E-Bikes haben es dort schwer, die steile Brücke zu überwinden, um in das Wandergebiet der kleinen Schorfheide zu gelangen. 

Früher durften Fußgänger und Radfahrer den „Dienstweg“ über das Schleusentor nehmen. Das darf jetzt nicht mehr so laufen. Stattdessen wurde die Fußgängerbrücke gebaut. (Foto: Sigrid Werner)

Früher Querung über „Dienstweg“

An der alten Schleuse hatte es die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) noch mehr oder weniger geduldet, dass Fußgänger und Radfahrer über die begehbaren Tore, quasi über den „Dienstweg“, das jeweils andere Ufer erreichten. Das sei aber baupolizeilich und arbeitsschutzrechtlich für die WSV spätestens mit dem Brückenneubau nicht mehr haltbar, so Bürgermeister Detlef Tabbert (Linke). Deshalb hatte sich die Stadt von Anfang an um die Fußgängerbrücke bemüht.

Brückenbau-Konzept ein Kompromiss

Schon in den 2000er Jahren hatte die Stadt eine solche gefordert. Die Stadtverordneten erteilten 2005 sogar mit großer Mehrheit das gemeindliche Einvernehmen zum Brückenbau an der Kannenburger Schleuse und einem Vorentwurf für eine hölzerne Fußgängerbrücke. Da sich die Maße nicht verändert hatten, sei die knapp 20 Jahre alte Planung im Zuge des Schleusenneubaus begutachtet und die schon damals steile Konstruktion nur noch für den Stahlbau angepasst worden, reagierte Fachbereichsleiter Andreas Köppen auf eine Anfrage der Stadtverordneten Birgit Bader (B90/Grüne) im Stadtentwicklungsausschuss. 

47 Jahre gesperrt

Bis zur Sprengung im Jahr 1945 hatte es an der Schleuse noch eine hölzerne Klappbrücke für den Straßenverkehr gegeben. Danach war das Gebiet Truppenübungsplatz. Eine zivile Nutzung der Alten Kannenburger Landstraße war dadurch bis 1992 nicht mehr möglich. Nach Wiederzuordnung der Zufahrtsstraße nach Kannenburg sowie der Freigabe der Tangersdorfer Heide stimmten die Stadtverordneten 2005 dem Ersatzneubau einer „Fußgänger- und Radfahrerbrücke“ sowie einem Vorentwurf für die Brückenbaukonstruktion zu, um eine naturnahe, touristische Nutzung zu ermöglichen.

Rampe müsste 75 Meter lang sein

„Maßgeblich für die Steigung der Brücke ist das Einhalten eines genormten Schrittmaßes für öffentliche Fußgängerbrücken, eine barrierefreie Rampenanlage beinhaltet eine maximale Steigung von höchstens sechs Prozent. Die Wasse- und Schifffahrtverwaltung des Bundes fordert an diesem Standort eine lichte Durchfahrtshöhe der Wasserstraße von 4,20 Meter, somit müsste die Rampenanlage planerisch, aufgrund der Konstruktion, beidseitig in einer Länge von mindestens 75 Metern angeordnet werden. Dies ist an diesem Standort technisch nicht umsetzbar“, erklärte die Bauverwaltung, warum die Brücke mit Treppenstufen und nicht einer barrierefreien Zuwegungsrampe gebaut worden sei. Die Belegung hätte die deutlich höheren Kosten auf dem komplizierten Baugrund nicht gerechtfertigt, so Köppen. Eine Rampe hätte bis ans nächste Wehr gereicht und wäre ein optisches Desaster für das Gasthaus Berlin gewesen, argumentierte der Fachbereichsleiter. Bauherr und Geldgeber sei zudem die WSV gewesen. Warum die Brücke, wenn ohnehin nicht nach DIN rollstuhlgerecht, wenigstens in kleinen Details ein bisschen radfahrerfreundlicher und praxistauglicher gestaltet wurde, bleibt weiter offen. 

Warten auf Eigentumsübertragung

Dr. Annekathrin Möwius (CDU) sieht das Überqueren für Radfahrer als Katastrophe und wollte wissen, wann sich jemand mit Nachbesserungen beschäftigen werde. Bürgermeister Detlef Tabbert versicherte, dass die Stadt, sobald sie die Brücke vom WSV in ihr Eigentum übernehme, Ingenieure beauftragen werde, um zu sehen, was bei überschaubaren Kosten noch möglich sei. „Wir können aber nicht jeden Waldweg komplett barrierefrei ausbauen“, betonte Tabbert im Gespräch mit dem Uckermark Kurier. Die Stadt müsse Prioritäten setzen. 

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