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Kommunalpolitik

Ratsdamen machen mit Frauenpower Stadtpolitik

Templin / Lesedauer: 4 min

Sechs Frauen sind in Templin parteiübergreifend für das Wohl der Bürger unterwegs. Sie wollen beweisen: Familie, Job und Ehrenamt sind sehr wohl zu stemmen.
Veröffentlicht:24.09.2023, 09:57

Von:
  • Sigrid Werner
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Dass in einem Jahr Kommunal- und Landtagswahlen angesagt sind, ist schon heute deutlich zu spüren. Parteien und potenzielle Bewerber bringen sich in Position und buhlen um die Gunst der Wähler. In Templin indes gibt es eine Gruppe Stadtverordneter, die ‐ nicht nur ‐ in Wahlkampfzeiten ganz bewusst parteiübergreifend agiert. Sechs Frauen haben sich darin vor gut zwei Jahren zu einem fraktionsübergreifenden Bündnis zusammengeschlossen und machen seither mit verschiedenen Aktionen und in den sozialen Medien auf sich aufmerksam. Zu der eingeschworenen Truppe, die erst kürzlich beim Auftakt zum Templiner Stadtradeln mit einheitlichen Shirts von sich reden machte, gehören Birgit Bader und Nele Wokan von den Grünen, die Sozialdemokraten Jana Tattenberg und Julia Wiedenhaupt-Till sowie Dr. Annekathrin Möwius und Annett Polle von der CDU.

Ideenreich zu Aufmerksamkeit

„Wir haben uns zusammengeschlossen, um Bürgerfragen an die Verwaltung zu stellen und mit Nachdruck Antworten einzufordern. Gemeinsam stellen wir Forderungen und Anträge, um das Leben in Templin noch lebenswerter zu gestalten“, sagte Birgit Bader. Dabei belassen die sechs es nicht bei Kritik, sondern bringen selbst Ideen und Lösungsvorschläge ein. Wie die vom Wunschweihnachtsbaum 2022, an den Kinder aus der Stadt ihre Wünsche heften konnten und dann Templiner mit Herz diese erfüllten. In diesem Winter soll die Aktion fortgesetzt werden. Auf die „Kappe“ der Ratsdamen ging auch die erste Fahrrademo „KidicalMass“ durch Templin, bei der über 100 Radfahrer sich für sichere Fahrradwege einsetzten. 

Ausdauer notwendig

„Bei unseren regelmäßigen Treffen alle drei bis vier Wochen haben wir festgestellt, dass wir trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit sehr große Schnittmengen haben“, betonte Annekathrin Möwius. Der besondere Blick der Ratsdamen, sei vor allem bei sozialen Themen spürbar. So suchen sie seit Längerem gemeinsam nach einem geeigneten Standort oder Objekt für ein offenes Bürgerhaus. Auch mit ihrer Forderung nach einem Trinkwasserbrunnen im Stadtzentrum lassen sie in Zeiten heißer Sommer nicht locker. Gerade dürfen sie sich darin auch durch das Ergebnis einer Umfrage des Jugendbeirates bestätigt fühlen. Die Ratsdamen waren und sind auch Ansprechpartner, wenn es um eine attraktivere Kurmeile und eine bessere Integration Geflüchteter geht. „Nicht immer fruchten unsere Bemühungen gleich, manches braucht auch einen langen Atem“, räumte Jana Tattenberg ein. Die Frauen treiben dann gern die Verwaltung, manchmal auch ihre eigenen Fraktionen, vor sich her, um zum Erfolg zu kommen. 

Anderer Ansatz

Anfangs seien die Ratsdamen etwas skeptisch beobachtet worden, von manchem vielleicht auch belächelt, andere waren begeistert, berichtete Annekathrin Möwius. Beim Bürgermeister habe man sich zunächst etwas „spöttisch“ aufgenommen gefühlt. Inzwischen schmücke dieser sich gern auch mal mit „seinen“ Ratsdamen.

„Wir nehmen unseren Fraktionen nichts an Ideen weg, letztlich geht es doch darum, dass wir zusammen etwas zum Wohl der Stadt Templin erreichen“, stellte Annekathrin Möwius klar. Und manchmal gingen die Auffassungen ja auch quer durch die Fraktionen auseinander. „Männer denken oft zuerst daran, wie der Autoverkehr besser gestaltet werden kann. Wir Frauen beginnen unsere Lösungssuche bei sicheren (Rad-)Wegen für Kinder, Menschen mit Einschränkungen und Ältere und entwickeln von dort aus Lösungsvorschläge, die allen zugute kommen sollen“, nannte Birgit Bader nur ein Beispiel.

Nicht alles gelingt

Natürlich hat jede der Ratsdamen ein Steckenpferd. Bei der Allgemeinmedizinerin Annekathrin Möwius stehen gesunde Ernährung und Bewegung ganz oben, Jana Tattenberg als Physiotherapeutin und Mutter sieht sich als Ansprechpartnerin für Schul-, Sport- und Vereinsfragen. Juliane Wiedenhaupt-Till, die in der Zeit als Stadtverordnete ein zweites Kind geboren hat, engagiert sich im Netzwerk Gesunde Kinder und hat dort das Ohr ganz dicht an jungen Familien. Als die Eltern der Kollwitz-Kita sich nicht ausreichend über die Baumaßnahmen informiert fühlten, drückte sie mit Unterstützung der Ratsdamen durch, dass Erzieher und Eltern vor Ort zeitnaher über den aktuellen Baustand auf dem Laufenden gehalten werden. Birgit Bader und Nele Wokan sind ansprechbar für ein fahrradfreundliches Templin, und Annett Polle liegt die Kurstadtenwicklung sehr am Herzen. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen führte sie zahlreiche Gespräche mit Campingplatzbewohnern, um ein B-Planverfahren zu einem akzeptablen Ende zu führen. „Nicht immer kommen wir mit unseren Anliegen durch“, räumte Annekathrin Möwius ein und verwies auf die vergeblichen Bemühungen für ein gesundes, frisch gekochtes Mittagessen für alle Templiner Kita- und Schulkinder.

Die Ratsdamen wollen mit ihrem gemeinsamen Engagement zeigen, dass Frauen in der Politik etwas erreichen können und dass das gemeinsam richtig Spaß macht. Im Wahlkampf sehen sie sich nicht als Konkurrentinnen, „sondern wir pushen uns gegenseitig“, sind die sechs überzeugt.