Filmvorpremiere

Rund um die Schwedter Raffinerie wächst etwas Hoffnung

Schwedt / Lesedauer: 4 min

Das Interesse in Schwedt war groß. Zur Filmvorpremiere einer Dokumentation über die PCK Raffinerie waren mehr als 300 Interessierte gekommen.
Veröffentlicht:17.01.2023, 13:37
Aktualisiert:17.01.2023, 13:40
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Mehrere Monate lang haben Filmemacher des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) in der PCK-Raffinerie und der Stadt Schwedt gedreht. Entstanden ist der Film „Schwedt und das Öl-Embargo“. Er ist am Dienstag zur besten Sendezeit im rbb gezeigt worden. Bereits am Montag hat es eine Vorpremiere an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt gegeben. Im übervollen Hauptfoyer waren bei der Voraufführung etwa 300 Interessierte versammelt. Sie hätten auch die bequeme Fernsehausstrahlung abwarten können. Aber das Thema Öl-Embargo und die daraus resultierenden Fragen von Arbeitsplatzsicherung, verlässlichen Öllieferungen bis zur „Wasserstoffwende“ treiben seit Monaten eine ganze Stadt um.

Der Film schlägt einen historischen Bogen. Er beginnt mit dem Satz „Schieber auf!“, den Walter Ulbricht im Dezember 1963 beim ersten Ölfluss im Erdölverarbeitungswerk sagte. Der Film beleuchtet den Aufbau der Stadt mit modernen Wohnungen, Krippen und Schulen, spart die Wendezeit nicht aus, als PCK von 9000 Mitarbeitern auf 2000 Leute saniert wurde, und er erzählt vom Krieg in der Ukraine, dem daraus folgenden Öl-Embargo und dem Ringen, sich dieser Situation zu stellen.

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Im Film sagt der Schwedter Frank Wannwitz: „Es ist, als wenn man einem gesunden Menschen die Blutbahn durchschneidet.“ Viele Menschen kommen zu Wort. Ihr Tenor: „Wir leben von der Raffinerie und für die Raffinerie.“ Dort werde schon lange an klimafreundlichen Produkten gearbeitet. Durch das Öl-Embargo hätten die Bemühungen einen Schub erhalten, heißt es im Film. Benjamin Kühling freut das. Er lernt Chemikant im dritten Lehrjahr und ist sicher: „Mit synthetischen Kraftstoffen haben wir eine gute Zukunft.“ Er will sein Wissen aus der Ausbildung mitnehmen in eine Zeit nach dem Öl.

Der Film erhielt viel Beifall vom Publikum. Velia Schumann ist Lehrerin und sagte: „Ich habe viel von der Entwicklung in Schwedt miterlebt. Der Film zeigt einen liebevollen Blick auf die Stadt. Danke dafür.“ Hildegard Becziczka gehörte 1959 zum Aufbaustab des damaligen Erdölverarbeitungswerkes. „Ich habe gerade viele Emotionen und möchte, dass unser Werk erhalten bleibt und die Politik ihre Versprechen hält.“ Manche Zuschauer wollten von rbb-Moderator Andreas Oppermann wissen, warum der Film keinen bundesweiten Sendeplatz erhalte. Das Thema habe doch bundesweite Brisanz. Oppermann verwies auf die ARD-Mediathek, wo der Film abrufbar ist.

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Dann lud er alle zur Diskussion ein. Deutlich wurde, dass PCK derzeit wegen ungenügender Öllieferungen nur zu 56 Prozent ausgelastet ist. Geschäftsführer Ralf Schairer sagte: „Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen mit zusätzlichen Öllieferungen zu rechnen ist. Alle Zeichen deuten darauf hin.“ Rolf Erler, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), machte deutlich: „In der Belegschaft herrscht eine hohe Anspannung, wie es weitergeht. Wenn sich hier etwas bewegt, würde es mehr Zuversicht geben.“

Ricardo Witt ist seit 30 Jahren PCK-Mitarbeiter. Er sprach den anwesenden Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, direkt an: „Wenn wir unseren Job machen sollen, dann besorgen Sie die entsprechende Menge Öl.“ Kellner erwiderte: „Der Appell ist angekommen. Messen Sie uns daran.“

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Die Schwedter Augenärztin Konstanze Fischer vom Zukunftsbündnis Schwedt wandte sich an die Zuhörer: „Wir als Stadtgesellschaft müssen den Politikern auf die Finger gucken und mit Penetranz dranbleiben an dem Thema. Ich sage aber auch: Hut ab vor PCK und Wirtschaftsminister Steinbach. Wir sind als kleine Bürgergruppe immer einbezogen worden.“

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) verwies auf den Umbauprozess in der Raffinerie, weg vom Öl hin zur Wasserstofftechnologie. Das werde acht bis zehn Jahre dauern. „Junge Leute wollen sich in dieses neue Geschehen mit einbringen. Lasst uns die Ärmel hochkrempeln.“ Schairer ergänzte: „Wenn wir den Januar ansehen, fahren wir exakt nach Plan. Wir haben eine Lernkurve, na klar. Aber wir brauchen alle Hände und Denker, um das zu bewältigen, was wir vorhaben.“

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PCK hat den vorzeitigen Maßnahmebeginn von Bauarbeiten beantragt und will 2025 die ersten Moleküle in seiner Wasserstoffanlage erzeugen. Die Transformation in der Raffinerie wird flankiert von Bauarbeiten für Forschung und Innovation in der Stadt. „Ich spüre eine Veränderung im Zusammenspiel zwischen Jung und Alt“, sagte Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD). „Wir wissen, dass wir beide Generationen brauchen, die Erfahrenen und den jungen Mut. Wenn wir das schaffen, dann können wir in Schwedt alles schaffen.“