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Vögel in Not

Silberreiher vom Schlick regelrecht gefangen

Milow / Lesedauer: 3 min

Eine Tierrettung besonderer Art ereignete sich am Milower See. Beherzte Dorfbewohner kämpften sich durch den Schilfgürtel, um Silberreiher zu befreien.
Veröffentlicht:02.10.2023, 05:05

Von:
  • Heiko Schulze
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Der Milower See gehört zu jenen Gewässern in der Uckermark, in denen der Wasserpegel von Jahr zu Jahr deutlich sinkt, der Uckermark Kurier berichtete. Dabei wird ein Seegrund freigelegt, der aus Schlick und Morast besteht. Genau dieser ist jetzt zwei Silberreihern zum Verhängnis geworden. Die Vögel steckten regelrecht im Schlamm fest und konnten sich nicht aus eigener Kraft befreien.

Zum Glück blieb ihre Not nicht unbeobachtet, und beherzte Dorfbewohner eilten zu Hilfe. Sie zogen sich kurz entschlossen bis auf die Unterwäsche aus und kämpften sich im wahrsten Sinne des Wortes durch den Schilfgürtel und den schlammigen Untergrund bis zum Ort des Geschehens vor, schilderte unsere Leserin Susanne Schulz. „Nach der Befreiung wurden die Silberreiher umgehend zum Storchenhof Papendorf gebracht. Wir hoffen, dass sie sich dort wieder ganz erholen.“

Diese Hoffnung hat sich erfüllt, wie eine Nachfrage bei Jens Krüger vom Storchenhof ergab. „Sie haben sich gut erholt, wurden beringt und sollen in Kürze wieder freigelassen werden“, berichtete die Leserin erleichtert.

Zugleich befürchtet sie, dass die Klimaveränderungen, die nicht nur den Lebensraum vieler Menschen massiv verändern, auch immer mehr Tiere in solche Notlagen bringen werden. Im August 2020 war schon einmal ein Silberreiher auf diese Art in Not geraten, der Uckermark-Kurier berichtete.

Wasserstand sinkt drastisch

„In den vergangenen Jahren ist der Wasserstand des Milower Sees drastisch gesunken, sehr zum Leid von Mensch und Tier. In diesem Jahr sind bereits mehrere Tiere im Schlick stecken geblieben und einige auch verendet. Darunter ein Rehkitz, Graugansküken und Schwalben.“ Die Dunkelziffer, so sagte Susanne Schulz, sei noch wesentlich höher: „Umso wichtiger ist es, dass unser See im Gespräch bleibt und alles Menschenmögliche für seinen Erhalt getan wird.“ Vor diesem Hintergrund sei sie sehr dankbar, dass Einwohner dem Schicksal der Tiere und einer Zukunft des Sees nicht gleichgültig gegenüber stehen.

Der Milower See hat von Jahr zu Jahr immer mehr Wasser verloren. So wurde dieser bereits zur Todesfalle für ein Rehkitz und verschiedene Vogelarten. (Foto: privat)

Diesem Dank konnte Torsten Blohm, in der Kreisverwaltung mit für Artenschutz und Naturschutz zuständig, nur beipflichten. Dankbar sei er zudem für die Arbeit des Storchenhofes in Papendorf und das Verständnis von dessen Leiter Jens Krüger. Mit der Schließung der Auffangstation Woblitz, der Uckermark Kurier berichtete, sei im gesamtem Norden Brandenburgs keine solche fachlich versierte Einrichtung mehr vorhanden.

Rettern sollten Tücken klar sein

Wer Tiere in Not beobachte, solle bei einem möglichen Rettungsversuch sich nicht selbst in Gefahr bringen, warnte Blohm vor den Tücken von Schlamm und Schlick, in dem man schnell versinken könne. Gelingt die Rettung, sollte das Gefieder der Vögel vorsichtig mit Wasser und Tüchern abgetupft und ihnen Gelegenheit gegeben werden, sich zu erholen. Etwas Wasser zum Trinken wäre gut: „Die Tiere werden sich dann irgendwann selber putzen und weiterfliegen.“ Solche Vorfälle wie auf dem Milower See seien nicht selten.