Vorstellung unter freiem Himmel
Sommertheatertour begeistert vor historischer Kulisse
Templin / Lesedauer: 3 min

Michaela Kumkar
Einmal im Jahr wird der Innenhof am Templiner Museum für Stadtgeschichte zur Theaterbühne. Dann macht dort die Sommertheatertour der AG Städte mit historischen Stadtkernen Station. Seit 13 Jahren ist das theater 89 Partner dieser Tour. Diesmal wurde das Stück „Der Held der westlichen Welt“ von John Millington Synge gegeben. Eine Tragikömodie nach einer wahren Begebenheit, die in Irland im 19. Jahrhundert spielt.
Theatertour hat große Fangemeinde in Templin
Offensichtlich habe das theater 89 in Templin eine große Fangemeinde, so Bürgermeister Detlef Tabbert (Die Linke) mit Blick auf die Besucherzahlen. „Das liegt sicher am Ambiente der Spielstätte, am Format der Sommertheatertour der AG Städte mit historischen Stadtkernen, aber auch an der Leistung der Schauspieler und an Regisseur Hans–Joachim Frank.“ Für Monika Wolf, die in Wesendorf wohnt, und Elke Herbe, zu Hause in Recklinghausen in Nordrhein–Westfalen, war dieser Theaterbesuch eine Premiere im doppelten Sinne. „Wir haben bislang noch keine Aufführung der Theatertour gesehen und erleben auch diesen Innenhof zum ersten Mal als Veranstaltungsort“, meinte Elke Herbe. „Wir sind also gespannt“, so Monika Wolf.
Ein Held wird enttarnt
Insgesamt 157 Zuschauer verfolgten in Templin, wie der in der Gegend um Mayo unbekannte Christopher Mahon (Christian Schaefer) nach der Schilderung im Wirtshaus, er habe seien tyrannischen Vater erschlagen, für Gesprächsstoff sorgt. Für den „mutigen“ Mann interessieren sich gleich zwei Frauen: Wirtstochter Pegeen Mike (Kristin Schulze), die sich in ihn verliebt, und Witwe Quin (Uta Wilde), die auch etwas auf dem Kerbholz hat. Doch als sich herausstellt, dass der alte Mahon (André Zimmermann) gar nicht tot ist und seinen Sohn durch sein plötzliches Erscheinen enttarnt, wird der vermeintliche Held schnell zum Lügner degradiert... Die Protagonisten zeigten sich allesamt in großer Spiellaune, werden zu Wortakrobaten. Es ging laut und derb zu, manchmal leise und oft komisch im besten Sinne. Beispielsweise, als Shawn Koegh (Martin Schneider), Peegens Cousin, versuchte, den Nebenbuhler wegzuloben. Schließlich wollte er doch die Wirtstochter zum Altar führen.
Komödie mit Anspruch ausgesucht
Wie immer bei der Auswahl der Stücke hatte Regisseur Hans–Joachim Frank auf „gute, dramatische Literatur“ gesetzt. „Hauptsächlich sind es Komödien mit Anspruch. Kein Klamauk, den machen andere schon genug.“ Die Schauspieler, die für das theater 89 während der insgesamt 20 Aufführungen auf der Bühne stehen, werden für drei Monate verpflichtet. „Die Kollegen kennen sich, sind ein eingespieltes Team. Das muss auch so sein, weil wir ohne Mikrofon und Verstärker arbeiten. Da sind die Qualitäten eines Schauspielers gefragt.“ Jeder, der schon einmal eine solche Aufführung erlebt hat, weiß, dass Musik und Gesang dabei immer eine wichtige Rolle spielen. Diesmal war es also irische. Dass Martin Schneider mit der irischen Folkband „The Rathmines“ Musik macht, hätte passender nicht sein können.
Zuschauer forderten Zugaben ein
Übrigens, als „Der Held der westlichen Welt“ 1907 im Dubliner Abbey Theatre uraufgeführt wurde, gab es einen Theaterskandal. Das Publikum soll sich in seiner Ehre gekränkt gesehen haben. In Templin herrschte Begeisterung. Die Zuschauer forderten Zugaben.